Lage nach zweiter Regenwelle stabil
Akut ist die Hochwassergefahr aktuell nur am Chiemsee in Seebruck – Sandsäcke für Bürger stehen bereit

17.09.2024 | Stand 17.09.2024, 11:04 Uhr |

Der Alzpegel am Chiemseeabfluss in Seebruck steigt und steigt. Das Foto von Dienstagfrüh zeigt im Bereich der Haushoferstraße die bis zum Minigolfplatz überschwemmten Flächen – dort, wo sonst die Boote zu den Alzbefahrungen ablegen. - Foto: Gemeinde Seeon-Seebruck/Eich

Der Dauerregen hat endlich aufgehört, sogar die Sonne hat schon durch die Wolkendecke gespitzt. Die Flüsse scheinen die zweite Niederschlagswelle gut überstanden zu haben. Mit Ausnahme der Alz in Seebruck sinken die Pegel, wobei die Hochwasserexperten darauf verweisen, dass mit den steigenden Temperaturen in den nächsten Tagen die Schneeschmelze in den Bergen die Lage wieder verschärfen könnte.

Stand Dienstag früh ist die Traun, die die großen Wassermengen aus den Bergen mit sich bringt, am Hochberg in Traunstein wieder auf 1,29 Meter zurückgegangen, also deutlich unter Meldestufe 1 (1,80 Meter), die am Samstag sowie in der Nacht zum Dienstag überschritten worden war.

Traun bleibt in Stein unter den Meldestufen, auch Alz-Pegel sinkt schon wieder

Flussabwärts in Stein a. d. Traun ging es, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldet, in der mit etwas Sorge erwarteten vergangenen Nacht erneut nicht über die erste Meldestufe (2,30 Meter), der Pegel sinkt und lag um 9.30 Uhr bei 1,64 Meter.

Entsprechend stabil ist auch die Lage in Trostberg an der Alz, die die Fluten aus dem Chiemsee und der Traun gut verarbeiten kann. In der Nacht zum Dienstag gab es zwar den Höchstwert der Dauerregenphase seit Freitag – die Meldestufe 1 (3,20 Meter) wurde um 3 Uhr exakt erreicht, so dass die Fuß- und Radwege unter den B 299-Brücken wieder überflutet wurden und gesperrt werden mussten. Die Pechlerau-Zufahrt blieb aber von Überschwemmungen verschont. In den Morgenstunden ging der Wasserstand der Alz wieder deutlich nach unten – auf 2,90 Meter um 9.15 Uhr. Tendenz: weiter sinkend.

Hauptproblemzone ist aktuell der Chiemsee, der schon ziemlich voll gelaufen ist. Über Nacht brachte die Tiroler Ache wieder erhebliche Wassermassen aus den Bergen, in Staudach überschritt der Chiemsee-Zufluss die Meldestufe 2 von vier Metern und erreichte einen Pegel von 4,07 Metern. Bis in der Früh sank er wieder auf deutlich unter vier Meter unter die Meldestufe 1 (3,80 Meter). Bis Donnerstag ist ein weiterer Rückgang auf 2,50 bis zwei Meter vorhergesagt.

In Seebruck ist man wegen des ansteigenden Chiemsees in Alarmbereitschaft

Dennoch ist man am Chiemsee in Alarmbereitschaft, vor allem am Alzabfluss in Seebruck, wo die Hochwasserwarnung weiterhin nicht mehr im grünen, sondern schon im gelben Bereich liegt.

„Die Welle vom Chiemsee ist enorm, wir werden wohl im Laufe des Tages Meldestufe 2 erreichen“, sagte Bürgermeister Martin Bartlweber am Dienstagfrüh auf Nachfrage der Heimatzeitung, Selbst Meldestufe 3 sei in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen, wenn der Schnee in den Bergen taut, „da hilft es dann auch nicht, wenn es nicht mehr regnet und die Sonne scheint“.

Erreicht die Alz in Seebruck sogar Meldestufe 3?

Der Alzpegel in Seebruck ist kein Auf und Ab wie sonst überall. Seit Samstag steigt der Wasserstand kontinuierlich, die Meldestufe 1 (1,50 Meter) wurde bereits am Montagmittag erreicht, seither hat sich der Pegel auf über 1,70 Meter erhöht, so dass die Meldestufe 2 (1,80 Meter) im Lauf des Dienstags erreicht werden dürfte. In der Zwei-Tage-Prognose des Warndienstes bleibt die Linie zwar unter der Meldestufe 3 (2,20 Meter). „Aber man weiß nicht, wie es sich entwickelt, Wasser ist immer auch unberechenbar“, deshalb hält Bartlweber es nicht für ausgeschlossen, dass man erstmals seit dem Hochwasser 2013 wieder mit Meldestufe 3 klarkommen muss.

Ab zwei Meter Alzpegel sei die Wohnbebauung durchaus gefährdet, weiß der Bürgermeister – im Bereich des Hafens, der Gastronomie am Hotel „Wassermann“, im Ortsteil Graben und der Siedlung um die Haushoferstraße.

Schon Straßen in Seebruck am Moorgebiet und auch am Seeoner See gesperrt

Dort gibt es jetzt schon einige überflutete Bereiche. Moorweg und Uferweg stehen unter Wasser und wurden gesperrt. Am Seeoner See ist der Mozartweg nicht mehr passierbar. „Es herrscht aber keine Katastrophenstimmung“, betont Bartlweber.

„In manchen Häusern laufen zwar Pumpen“, weiß Julia Eich von der Gemeindeverwaltung. „Aber die Menschen, die dort wohnen, wissen, wie sie mit solchen Situationen umgehen müssen und treffen auch präventiv Maßnahmen.“

Gemeinde warnt im Internet – Sandsäcke für die Bürger stehen bereit

Dennoch trifft die Gemeinde alle nötigen Vorbereitungen und informiert aktuell auf ihre Homepage und via Social Media. Gewarnt wird vor der akuten Gefahr, dass Wasser in Keller und Häuser eindringt. „Schützen Sie gefährdete Bereiche und bringen Sie Wertgegenstände, Elektronik und wichtige Dokumente in Sicherheit. Prüfen Sie regelmäßig Kellerfenster und Abflüsse. Begeben Sie sich hierbei nicht in Gefahr und betreten Sie überschwemmte Keller nicht aufgrund von Stromschlaggefahr“, schreibt die Verwaltung.

Auch stellt der Bauhof Sandsäcke bereit. Wer welche benötigt, kann sich unter Tel. 0160/ 94424925 melden. Die Sandsäcke sind schon befüllt und werden auch ausgeliefert. Im Notfall sollte man sich ohne Scheu an Feuerwehr, Rettungsdienst und Wasserrettung unter Tel. 112 wenden.

„Das Wasser schiebt sich stetig nach oben, wir beobachten die Lage in Absprache mit der örtlichen Feuerwehr und den Katastrophenschützern des Landkreises genau“, verspricht Martin Bartlweber. Sowohl mit konventionellen Mitteln wie Sandsäcken und Pumpen, als auch mit Hochwasserschutzbarrieren der Landkreiswehren würde man im Notfall sofort Gewehr bei Fuß stehen.

Die aktuelle Lageeinschätzung des Wasserwirtschaftsamtes

Das Wasserwirtschaftsamt Traunstein fasst die Aktuelle Lage in seiner „Hochwasserwarnung vor Ausuferungen und Überschwemmungen“ – herausgegeben in der Nacht zum Dienstag um 3.34 Uhr und vorerst gültig bis Mittwoch, 3 Uhr – wie folgt zusammen: „Die in den letzten Stunden gefallenen Niederschläge waren intensiver als erwartet und haben zu einem deutlichen Anstieg der Pegel im Landkreis geführt. Inzwischen haben die Niederschläge nachgelassen. Dadurch hat der Traun-Pegel Hochberg den Scheitel bereits erreicht, so dass ein Anstieg bis Meldestufe 2 nicht mehr erwartet wird. Am Pegel Stein a. d. Traun wird mit einem Anstieg bis in die Meldestufe 1 nach derzeitigem Stand nicht gerechnet. Am Pegel Staudach/Tiroler Achen liegt der Pegel noch oberhalb von Meldestufe 1. Am Pegel Trostberg/ Alz ist das Erreichen von Meldestufe 1 weiterhin möglich. Der Pegel Seebruck/Alz wird voraussichtlich im Laufe des Tages die Meldestufe 2 erreichen.“

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