Trostberg/Traunreut/Altenmarkt/Chieming
Wirte hoffen auf bessere Tage – So meistern Gaststätten den Neustart mit Indoor-Betrieb

29.05.2020 | Stand 20.09.2023, 1:41 Uhr

Marijana Bule und Manfred Watz halten im "The Rock" in Traunreut auch bei Tätigkeiten hinter der Theke die Abstandsregeln ein. Darauf achten auch ihre Chefs "Dimi" Karalis und Tasos Petropoulos genau. −Fotos: Settele (3), Thomas Thois, privat

Re-Start, Teil zwei, gehört jetzt auch schon der Vergangenheit an: Nachdem die Corona-Zwangspause für einige Wirte – zumindest jene mit Biergarten – bereits am 18. Mai zu Ende ging, dürfen Restaurants seit Beginn dieser Woche auch in ihren Räumlichkeiten wieder Gäste empfangen und kulinarisch verwöhnen. Unter strengen Auflagen, versteht sich. Wie sind die Gastronomiebetriebe aus der Region damit zurechtgekommen? Was lief gut, was weniger? Davon haben wir uns in den letzten Tagen ein Bild gemacht.

Keine großen Feiern, keine Hochzeiten im Saal etc.: Etwa 6500 Reservierungen gingen Reinhold und Renata Winterstein vom Gasthof "Zur Post" in Altenmarkt flöten. "Wir waren bis September ausgebucht, dann ist Corona dahergekommen", sagt Reinhold, der trotzdem nicht klagen möchte. "Wir haben uns halt auf Renovierungsarbeiten konzentriert, die wir so oder so geplant hatten."

Das Samstagspiel des FC Bayern gegen Frankfurt flimmerte noch noch open-air auf der Terrasse über den Bildschirm, für das Spitzenspiel am Dienstag (26. Mai) bei Borussia Dortmund durften Bettina Kappes und Nuri Gökduman erstmals wieder den großen Innenraum ihrer Trostberger Sportgaststätte mit der XL-Leinwand öffnen. "Ein Lichtblick", so Gökduman, "wenn auch nur ein kleiner." Vor allem durch den immer noch ruhenden Sportbetrieb des TSV Trostberg würde der größte Teil der Einnahmen wegbrechen, sagt der 46-Jährige.

Auch im "The Rock" – Café, Bistro und Bar in der Kantstraße in Traunreut – wird das Umsetzen der Hygiene-Vorschriften beherzigt. "Lustig ist das nicht immer", stöhnt die langjährige Servicekraft Marijana Bule, "man muss schon vieles beachten." Statt der etwa doppelten Anzahl habe man derzeit nur zwölf Tische im Innen- und 16 im Außenbereich aufgestellt, "mehr lassen die Abstandsregeln einfach nicht zu." Ihr Kollege Manfred Watz ist dennoch froh, dass das Lokal von Dimitrios "Dimi" Karalis und Tasos Petropoulos seit 18. Mai (Biergarten) bzw. 25. Mai wieder geöffnet ist. "Unsere Gäste nehmen es auch gut an, die meisten sind froh, dass sie wieder kommen können – wenn’s auch manchmal nur für eine Stunde auf ein Bier oder einen Cappuccino ist."

Nicht jammern wollen Franz Lichtenwimmer und seine Lebensgefährtin Anita Rosenberger von "Morle’s Weineria" in Trostberg. "Wenn wir davon leben müssten, wäre es hart, doch Anita hat einen Job bei der Lebenshilfe in Traunreut, und ich bin Rentner, also kriegen wir das schon hin." Froh sei Lichtenwimmer, dass die Zusammenarbeit mit dem städtischen Ordnungsamt gut klappt, "und wir die Tische jetzt im Außenbereich etwas großzügiger aufstellen dürfen". Trotzdem bringt das Engelsberger Duo Anita und Franz derzeit nur drei Tische für sechs Personen im Freien sowie vier Tische für bis zu zehn Leute im Innenbereich unter. "Im beheizten Keller haben wir dann auch noch etwa 15 Plätze." In ihrem urig eingerichteten Lokal bieten die beiden knapp 200 Bioweine sowie kalte und warme Gerichte aus biologischem Anbau beziehungsweise aus der Region an.

Sehr flexibel gestaltet Gundi Buntz, Wirtin des "Haus am See" in Chieming, ihre Öffnungs- und Schließzeiten. Wer denkt, ihr Lokal sei allein schon aufgrund der malerischen Lage und der unmittelbar vorbeiführenden Chiemsee-Promenade eine Goldgrube, der wird eines Besseren belehrt. "Viele Leute kommen erst gar nicht, weil sie eingeschüchtert sind, die Touristen fallen sowieso weg", klagt Gundi Buntz.

Ein Beispiel für ihre Spontaneität: Am vergangenen Dienstag machte sie bereits um 17 Uhr die Schotten dicht, weil die Gäste ausgeblieben sind – trotz trockenen Wetters und etwa 15 Grad. "Und bis zu 16 Personen hätte ich ja auch drinnen unterbringen können, falls es geregnet hätte", erklärt sie. Trotz der Tatsache, "dass drei Wirte in der engeren Nachbarschaft heute Ruhetag haben", sei es – um exemplarisch beim vergangenen Dienstag zu bleiben – "viel zu ruhig" gewesen.
Mehr über den Re-Start der heimischen Wirte lesen Sie am Samstag, 30. Mai 2020, auf einer Sonderseite im Traunreuter Anzeiger und Trostberger Tagblatt.