Tittmoning
Wegen Corona: Physiotherapeut bangt um Existenz

Mitarbeiter in Kurzarbeit, Patienten bleiben aus

01.04.2020 | Stand 21.09.2023, 2:55 Uhr

Manuel Hausner aus Tittmoning in Aktion. Der Physiotherapeut muss aufgrund der Corona-Krise um seine Existenz bangen. −Fotos: privat

Seit 2016 führt er mit seiner Frau Sandra die Praxis in Tittmoning und beschäftigt acht Physiotherapeuten sowie vier Frauen für die Anmeldung. Die Festangestellten mussten in Kurzarbeit, die anderen gingen übergangsweise in Urlaub. "Ohne dem großen Verständnis unserer Mitarbeiter würde es eh nicht mehr gehen", sagt Sandra Hausner. Anfangs war den zweien selbst nicht klar, welche Patienten sie nun behandeln dürfen oder sollen und welche nicht.

Die Patienten reagierten unterschiedlich auf die Anrufe. "Manche sagten, sie wären sowieso nicht gekommen, andere dachten, wir hätten geschlossen und wieder andere wunderten sich über die Absage und wären schon gern behandelt worden", berichtet Sandra Hausner. Ab nächster Woche sollen wieder alle Kunden betreut werden, in der Hoffnung, dass sich die Regelung bei den Patienten rumgesprochen hat. Gerade Bedenken aufgrund von Ansteckungsgefahr teilt Manuel Hausner nicht: "Wir haben sowieso extrem hohe Hygiene-Standarts, welche wir zusätzlich noch weiter erhöht haben." Von einer Zahnarztpraxis habe man beispielsweise eine Packung Mundschutz geschenkt bekommen und es werde noch mehr desinfiziert als sonst. Derzeit läuft die Praxis jedoch auf Minimalstbetrieb. Manuel Hausner und eine weitere Therapeutin wechseln sich in Schichten ab, die etwa sechs Stunden dauern. Finanziell gesehen muss das Paar nun auf Sicht fahren, die Existenzängste werden größer.

Erst am Montag hat der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger erklärt, die Unterstützungsgelder für Selbstständige zu erhöhen. "Das bedeutet für uns, da wir rein rechnerisch 5,44 Mitarbeiter haben, dass wir höchstens 9000 Euro an Soforthilfe beantragen können", sagt Manuel Hausner. Es lasse das Konto ein bisschen besser aussehen, aber "wirklich viel bringt es uns leider nicht". Mit dieser Einmalzahlung sind für die Hausners nicht einmal die monatlichen Fixkosten gedeckt. Für die Unterstützung sei man zwar einerseits dankbar, andererseits sei es "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", so der 37-Jährige. Eine Prognose wie lange sie den Ausnahmezustand durchhalten, können die zwei nicht abgeben. "Den nächsten Monat werden wir überstehen, dann wird es schwierig", befürchtet Manuel Hausner.

Ihm stößt in der ganzen Situation noch etwas anderes sauer auf: "Davor haben wir uns seitens Kassen oder Politik so gut wie nicht wahrgenommen gefühlt und plötzlich sind wir systemrelevant", macht Hausner seinem Ärger Luft. Physiotherapie sei ein Knochenjob, Termine müssen im 20-minütigen Rhythmus abgearbeitet werden, um über die Runden zu kommen, die Bezahlung sei mau. "Wenn ich mich in einem Konzern ans Band stelle, verdiene ich unterm Strich mehr", so Hausner. Der Beruf habe nicht den Stellenwert den er verdiene, denn "wir sind nicht einfach nur Masseure oder gar nur Wellness". Die Praxis hat wie andere auch ein umfangreiches Angebot das von Krankengymnastik über Gerätetraining, Lymphdrainagen, Wärmetherapie bis hin zu alternativen Heilmethoden wie Atlaslogie oder Akupunkturmassage geht. Doch ein umfangreiches Angebot bringt alles nichts, wenn die Patienten ausbleiben. Die Hausners wünschen sich, dass sich das nun baldmöglichst wieder ändert.