Traunstein
Vor "Querdenker"-Demo: Preisgekrönter Journalist klärt auf

27.04.2021 | Stand 21.09.2023, 23:58 Uhr

"Querdenker"-Proteste wie hier in Hamburg locken immer mehr Rechtsextremisten an. Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, ist ab 14 Uhr ein Demonstrationszug mit Kundgebung auf dem Stadtplatz in Traunstein geplant. Aber schon im Vorfeld regt sich Widerstand gegen eine Aufmarsch von Corona-Leugnern. −F.: dpa/privat

Ausgerechnet am 8. Mai, dem europaweiten Gedenktag an die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 76 Jahren, rufen die "Querdenken"-Vereinigungen Traunstein und Nürnberg zu Demonstrationen in der Großen Kreisstadt auf.

Weil die so genannte "Querdenker"-Szene bei ihren Protesten gegen die Corona-Maßnahmen laut Verfassungsschutz immer mehr Rechtsextremisten anzieht und sich im Internet zunehmend radikalisiert, befürchtet die Friedensinitiative Traunstein-Traunreut-Trostberg den Aufmarsch rechtsgerichteter, demokratiefeindlicher Vereinigungen – und betreibt deshalb schon im Vorfeld Aufklärungsarbeit.

"Wir wollen mit unserer Infoveranstaltung beleuchten, welche Strukturen, welche Sprache und Strategien in der Bewegung der Pandemie-Leugner benutzt werden", schreiben die Initiatoren und laden alle Interessierten zu einem Online-Abend unter der Überschrift "Antisemitismus, Verschwörungsdenken, Anschläge. Die Bewegung der Pandemie-Leugner_innen in Bayern" am Donnerstag, 29. April, um 20.15 Uhr ein. Referent ist Robert Andreasch, der seit Jahren die rechtsextreme Szene dokumentiert und dafür mit dem Publizistikpreis 2019 der Stadt München ausgezeichnet wurde.

Ein Jahr lang hat sich der Münchner Journalist bei den Aktionen von "Querdenken" und Co. sowie in den hunderten Chatgruppen der Szene umgeschaut. Was er dort erlebt hat, wird er bei dem virtuellen Infoabend schildern. Anhand seiner Erfahrungen bei den Kundgebungen einerseits und in den Chat-Kanälen andererseits will Andreasch aufzeigen, wie die Akteure Angst und Misstrauen schüren, wie sie den Nationalsozialismus relativieren, Verschwörungserzählungen und antisemitische Vorurteile verbreiten. Der 47-Jährige führt vor Augen, wie rechte und antidemokratische Inhalte von Anfang an in der Bewegung präsent waren und wie diese aktuell einer Radikalisierungsdynamik unterliegt – hin zur Militanz.

Robert Andreasch, 1973 im baden-württembergischen Ellwangen geboren, studierte Soziologie und Sozialpsychologie in München. Seit 1992 ist er freier Journalist. Er schreibt, recherchiert und arbeitet unter anderem für die ARD, den BR, die ZEIT, verschiedene Online-Portale und die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e.V (a.i.d.a.). Er ist Mitautor des Buches "Fehlender Mindestabstand: Die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde", das im April 2021 im Herder-Verlag erschienen ist. Das Netzwerk "NSU Watch", dem a.i.d.a. angehört und in dem sich Robert Andreasch engagiert, gewann 2020 für die Arbeit zu rechtem Terror einen Grimme-Online-Award.

− tt

Teilnehmen kann man an dem Info-Abend am Donnerstag ab 20.15 Uhr über den Internetlink https://fffutu.re/selbstdenken-ts. Näheres auch auf der Internetseite der Friedensinitiative unter friedensinitiativettt.wordpress. com/