Tittmoning
Tittmoninger (20) ist mit Coronavirus infiziert – Leben in Quarantäne

23.03.2020 | Stand 20.09.2023, 5:05 Uhr
Gerda Poschmann-Reichenau

Der Blick auf die Welt durch die Terrassentür der Gerls. Ein Bild von sich selbst wollte die Familie nur ungern in der Zeitung sehen. −Foto: privat

"Ich bin wieder total fit und zu Hause gibt’s ja genug zu tun" – Christoph Gerl (20) lacht am Telefon, wenn man ihn fragt, wie’s ihm geht. Anfang letzter Woche, genauer gesagt am Montag, dem 16. März, war das noch anders. Da fühlte der junge Tittmoninger sich zwar nur leicht erkältet, aber extrem müde, und litt unter starken Gliederschmerzen. "Ich bin zwei Meter gegangen und hab gedacht, ich muss mich wieder hinlegen." So rief er am Montag seinen Hausarzt an, anstatt zur Arbeit zu gehen. Als der Arzt hörte, dass Christoph eine Woche zuvor übers Wochenende in Innsbruck gewesen war, legte er ihm gleich nahe, sich auf eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 testen zu lassen. Im Krankenhaus Fridolfing gab man Christoph einen Termin am Mittwoch – da ging es ihm schon wieder viel besser – und nahm einen Abstrich. Die Patienten wurden einzeln hereingebeten, die Schwestern und der Arzt trugen Schutzkleidung. Am Freitagabend kam der Anruf aus der Klinik: Christophs Test war positiv. Da hatte sich die ganze Familie, Vater Christian, Mutter Brigitte und die Schwestern Stefanie und Bianca, längst selbst in freiwillige Quarantäne begeben. Seit Dienstag beziehungsweise Mittwoch bleiben alle fünf zu Hause.
Getestet wird nur, wer Symptome zeigt, und das war in der Familie bisher nur Christoph. Die anderen Familienmitglieder sind nicht krank, waren aber frühzeitig vernünftig genug, andere nicht zu gefährden. Die Schwestern sind ohnehin im Home Office, der Vater ging vorsichtshalber schon seit 17. März freiwillig nicht mehr arbeiten. Dafür bekommt er vom Hausarzt natürlich keine Krankschreibung. Für seinen Arbeitsausfall ist im Prinzip das Gesundheitsamt zuständig, das ja auch die Quarantäne verhängt, aber die Nummer 116117 ist hoffnungslos überlastet, da ist kein Durchkommen. Am Montagmittag erhielt die Familie endlich den angekündigten Anruf vom Gesundheitsamt, das rückwirkend eine zweiwöchige Quarantäne ab dem Tag der ersten Symptome verhängte, und zwar vorsorglich auch für alle Kontaktpersonen der Kategorie I, also die ganze Familie. Wie das mit den Fehlzeiten beim Arbeitgeber des Vaters verrechnet wird, darüber besteht noch Unklarheit. Die Situation ist für alle neu.
Dem jungen Mann geht es schon seit Mittwoch täglich besser. "Ich bin froh, wie er jetzt wieder rumrennt", sagt der Vater. An die Krankheit erinnern nur noch die bekannten Nachsymptome: Geschmacks- und Geruchssinn sind noch beeinträchtigt. Medikamente hat Christoph gar keine genommen, "es hat sich angefühlt wie eine leichte Grippe."
Wie die Familie ihren Alltag regelt, wo sich Christoph angesteckt haben könnte und was sein Vater seinen Mitmenschen rät, lesen Sie in der Dienstagsausgabe (24. März) der Südostbayerischen Rundschau.