Serie "Jeux de Vagues – Variations"
Rasso Hecker bringt seine Kunst aus München nach Ruhpolding

21.02.2022 | Stand 21.09.2023, 1:40 Uhr
Axel Effner

Der Münchner Künstler Rasso Hecker im Gespräch mit Galeristin Andrea Kaysser. Seine Serie "Jeux de Vagues – Variations" ist bis 24. April in der Ruhpoldinger Galerie Kaysser zu sehen. −Foto: Effner

Es sind faszinierende Gedankenspiele und Spiele mit der Wahrnehmung innerer und äußerer Erkenntnisprozesse, zu der uns Rasso Hecker einlädt. In der Galerie Kaysser in Ruhpolding zeigt der Münchner Künstler noch bis 24. April eine Auswahl von zwölf groß- und kleinformatigen Ölgemälden zu dem Thema "Jeux de Vagues – Variations". Der Titel deutet als Wortspiel in mehrfacher Hinsicht auf die Leitmotive, mit denen sich Hecker in seiner Arbeit auseinandersetzt. Da geht es einmal um das "Spiel der Wellen", dem Beobachten der Elemente Luft und Wasser in fortwährender Veränderung ihrer Gestalt und im Tanz miteinander als Ausdruck des Lebendigen.

Ebenso spielen Spiegelungen und Stimmungen des Lichts sowie das Atmosphärische in der künstlerischen Versuchsanordnung eine wichtige Rolle. Alles ist in Bewegung, aber nichts klar erkennbar, benennbar oder zuortbar. Dies verweist auf die zweite Bedeutung des Begriffes "vague": das Vage, das Unklar-Diffuse, nur Erahnbare. Was Heckers Bilder auszeichnet, ist die meisterhafte Durcharbeitung unterschiedlicher Variationen und Nuancen von Blau-, Grün-, Rot- und Grau-tönen, die er zueinander in Spannung setzt. Die Malerei selbst wird so zum Gegenstand der Betrachtung.

Noch ein dritter Moment gibt den Bildern einen besonderen Impuls. "Jeux de Vagues" ist auch der Titel einer Komposition des Musikers Claude Debussy. Unterlegt man die Gemälde Heckers ganz praktisch oder nur gedanklich mit der flüchtig-fantastischen Klang-welt des Impressionisten, erkennt man in den Farbverläufen und -variationen Parallelen zu Themen der Musik. "Ich arbeite grundsätzlich mit klassischer Musik und bin damit groß geworden", erzählt der Sohn eines Orchestermusikers.

Heckers Werke sind nur auf den ersten Blick gegenstandsfrei und abstrakt. Wer die penibel ausgearbeiteten hellen und dunklen Tonnuancen und die gleichsam symphonisch angelegten Farbvariationen betrachtet, entdeckt langgestreckte Horizonte über wildbewegter See, Vorahnungen eines drohenden Sturms oder flir-rende Spiegelungen des Lichts auf und über dem Wasser. Wogende Rottöne in einem anderen Gemälde rufen Assoziationen an eine brennende Steppenlandschaft oder die trügerische Ruhe nach einem schrecklichen Schlachtgetümmel wach. Heckers Gemälde laden dazu ein, beim kontemplativen Betrachten dieses Spiels der Elemente neue Horizonte und inhaltliche Tiefe zu entdecken.

Dass seine Gemälde bei ihrer Entstehung einem ganz eigenen Schöpfungsgesetz folgen, macht die Herangehensweise des Künstlers deutlich. "Ich arbeite mich vom Dunklen zum Hellen durch", sagt er.

Das Atmosphärische im Wandel elementarer Naturer-scheinungen bestimmt so auch den Entstehungsprozess der Gemälde. Das Spiel der Wellen und des Ungenau-Diffusen wird damit auch noch in einem umfassenderen Sinn zu einem Gleichnis: Es verweist auf die Unsicherheiten, Wendungen und Überraschungen, die jeden von uns in irgendeiner Weise im Leben begleiten.

Axel Effner

Bis 24. April, Galerie Kaysser Ruhpolding, Hauptstr. 28, Mi. – Fr. 10 – 12 und 15 – 18 Uhr, Sa.10 – 13 und 15 – 17 Uhr, So 11 – 13 und 15 – 17 Uhr