Engelsberg/Garching
Neue Untersuchung gegen verurteilten Missbrauchspfarrer

22.02.2020 | Stand 21.09.2023, 6:46 Uhr

Diesen Hinweis auf einen sexuellen Missbrauch im Raum Garching hat "Correctiv"-Journalist Marcus Bensmann nach einem Hinweis aus der Bevölkerung in einer Kapelle nördlich von Garching gefunden. Ob dieser "Stefan" von Pfarrer H. missbraucht worden ist, ist unklar. −Foto: hr

Zehn Jahre nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen den langjährigen Pfarrer von Engelsberg (Landkreis Traunstein) und Garching (Landkreis Altötting), Peter H., sorgen Berichte des ZDF-Magazins "Frontal21" und das Recherchezentrums "Correctiv" für neues Aufsehen. Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. spielt dabei eine Rolle. Zudem hat die Staatsanwaltschaft München II bestätigt, dass zumindest ein Fall aus dem Jahr 2008 noch geprüft wird.

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Zu den aktuellen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II erklärte Pressesprecherin Oberstaatsanwältin Andrea Mayer, dass es um einen Vorfall aus dem Jahr 2008 gehe. Dieser soll sich im Raum Bad Tölz abgespielt haben. Es läuft ein Vorermittlungsverfahren, so Oberstaatsanwältin Mayer. Das bedeute, dass "noch kein konkreter Anfangsverdacht besteht, um ein Strafverfahren zu eröffnen".

Emeritierter Papst dementiert Treffen mit Peter H.

Mittlerweile hat ein Kirchengericht entschieden, dass der 72-jährige Peter H. keinerlei Priestertätigkeit mehr ausüben darf, wenngleich er weiter dem Klerikerstand angehört und Ruhestandsbezüge erhält. Brisant ist der Fall auch wegen möglicher persönlicher Verwicklungen des emeritierten Papstes Benedikt XVI., für die es bisher keine Belege gibt.

Konkret geht es um eine aktenkundige Aussage von Pfarrer H. in seinem Heimatbistum Essen, dass er den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Joseph Ratzinger, im Jahr 2000 in Garching persönlich getroffen habe, als dieser Weihbischof Heinrich Graf von Soden-Fraunhofen besuchte. Die Begegnung mit dem Priester hat der emeritierte Papst am Mittwoch durch seinen Privatsekretär Gänswein dementieren lassen.

Trotz etlicher Missbrauchsfälle immer wieder als Pfarrer eingesetzt

Unbestritten ist, dass die Missbrauchsfälle von Pfarrer H. exemplarisch stehen für ein jahrzehntelanges Versagen seiner Vorgesetzten. Trotz Warnungen eines beauftragten Psychologen vor der Wiederholungsgefahr wurde der Geistliche immer wieder als Pfarrer eingesetzt und kam dabei mit Jugendlichen in Kontakt. Im Bistum Essen, dem Pfarrer H. bis heute angehört, sind acht Missbrauchsfälle dokumentiert, von fünf weiteren Fällen wird ausgegangen. Verurteilt ist H. zudem wegen neun Fällen im Raum Ebersberg. In Garching gab es mindestens drei Missbrauchsfälle.

Missbrauchsopfer und andere Betroffene können sich an die Missbrauchsbeauftragten des Bistums München-Freising wenden: Dr. Martin Miebach, ✆0174/3002647, E-Mail MMiebach@missbrauchsbeauftragte-muc.de oder Dipl. Psych. Kirstin Dawin, ✆089/ 20041763, E-Mail: KDawin@missbrauchsbeauftragte-muc.de.

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