Trostberg
Neue Covid-Therapie an Klinik Trostberg für Risikopatienten

27.05.2021 | Stand 21.09.2023, 5:42 Uhr

"Ein gutes Angebot für neu Covid-19-Infizierte mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf" nennt Infektiologe Prof. Dr. Thomas Glück die Monoklonale Antikörper-Therapie, die in der Klinik Trostberg verabreicht werden kann. −Screenshot: red

Am Klinikum Trostberg gibt es eine neue Möglichkeit, eine Corona-Infektion zu behandeln: Durch eine Monoklonale Antikörper-Therapie können schwere Corona-Verläufe verhindert werden. Dies erklärte Prof. Dr. Thomas Glück, Infektiologe und Chefarzt der Inneren Medizin an der Klinik Trostberg, am Donnerstag in einem gemeinsamen Video mit Landrat Siegfried Walch. Die Klinik Trostberg ist eines von nur elf Behandlungszentren in Bayern, die diese Therapie anbieten können – das einzige östlich von München und südlich von Deggendorf.

Das künstlich hergestellte Immunserum kann derzeit nicht jedem Infizierten verabreicht werden. "Diese Behandlung soll nur denjenigen zur Verfügung gestellt werden, die ein Risiko für einen schweren Verlauf haben", sagt Prof. Dr. Glück. Zur Risikogruppe gehören Patienten, bei denen Vorerkrankungen vorliegen, die einen schweren Covid-19-Verlauf begünstigen. Dies sind etwa das Alter (über 60 oder 65 Jahre), eine schwere Herz- oder Lungenerkrankung, eine chronische Nieren- oder Lebererkrankung, Diabetes oder eine Immunsupression (zum Beispiel bei Tumorpatienten).

Weil die Antikörper-Präparate nur in der Frühphase der Infektion wirken und einen schweren Verlauf verhindern können, ist es wichtig, dass sich positiv Getestete sofort nach der Feststellung einer Covid-19-Infektion mit ihrem Hausarzt in Verbindung setzen. Dieser klärt anhand eines Fragenkatalogs ab, ob schwerwiegende Risikofaktoren vorliegen.

"Der Hausarzt oder der Patient setzt sich dann mit uns an den Kliniken in Verbindung; wir haben eine zentrale Koordinationsstelle. Dann organisieren wir sowohl das Medikament als auch den Transport des Patienten in die Klinik", informiert der Chefarzt. Das Arzneimittel wird als einmalige Infusion verabreicht. Auch der Rücktransport des Patienten, der als Covid-19-Infizierter in Quarantäne ist, wird von der Klinik organisiert. Den Transport und die Klinikkosten übernehmen die Krankenkassen. Die Präparate selbst hat das Bundesministerium für Gesundheit beschafft und zur Verfügung gestellt.

Die antikörperhaltigen Arzneimittel sind in Europa bislang nicht arzneimittelrechtlich zugelassen, einige verfügen in den USA über eine Notfallzulassung. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) schreibt: "Sowohl die Datenlage aus Studien als auch Therapieerfahrungen sind noch begrenzt." Die konkrete Therapieentscheidung treffe das Behandlungszentrum nur nach Einverständnis des Patienten, so die KBV. Das Behandlungszentrum klärt zu dem Zweck detailliert über die Therapie sowie Risiken und Nebenwirkungen auf. Die Behandlung ersetze nicht die Impfung gegen das Coronavirus, heißt es in einer Pressemitteilung der Kliniken Südostbayern. Sie stelle allerdings einen weiteren wichtigen Schritt zur Bewältigung der Pandemie dar.

Weil es in Bayern nur wenige dieser Behandlungszentren gibt, ist der Einzugsbereich der Klinik Trostberg sehr groß. Pro Landkreis stünden derzeit 500 bis 1000 Behandlungen mit Monoklonalen Antikörpern zur Verfügung. Man sei auf die Kooperation der niedergelassenen Ärzte angewiesen, die ausgewählte Patienten nach Trostberg schicken, betont Glück.

"Eine derartige Behandlung können nur wenige Kliniken zurzeit bieten. Es ist ein unglaublich wichtiger Fortschritt für die medizinische Versorgung. Es freut mich sehr, dass wir so engagierte Mitarbeiter in den Kliniken Südostbayern haben, die seit über einem Jahr für unsere Gesundheit Beeindruckendes leisten", so Landrat Siegfried Walch, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Kliniken Südostbayern. In seiner Video-Botschaft dankt er allen Mitarbeitern in den Kliniken. Professor Glück sei einer der Top-Mediziner auf dem Gebiet bundesweit, der auch in den entsprechenden Gremien des Robert-Koch-Instituts (RKI) vertreten sei. "Das ist etwas, was nicht jede Klinik bieten kann." Trostberg ist in Bayern die einzige Klinik im ländlichen Raum, die diese neuartige Behandlungsmethode anbieten kann. "Das geht nur, weil sich einzelne Leute über die Maßen hinaus engagieren", lobt der Landrat.

Prof. Dr. Glück fasst zusammen: "Dies ist ein wirklich gutes Angebot für neu Covid-19-infizierte Menschen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf. Es verbessert unsere Behandlungsmöglichkeiten vor allem in der Frühphase der Erkrankung deutlich. Einem schweren Verlauf vorzubeugen, ist doch besser als einen schweren Verlauf zu behandeln."