Trostberg/Altenmarkt/Alz
Im 3D-Video: So sieht die geplante B304-Trasse von Mögling bis St. Georgen aus

Staatliches Bauamt zeigt im Postsaal zum zweiten Mal die Visualisierung der Umfahrung Altenmarkt/Alz

21.10.2021 | Stand 21.09.2023, 23:42 Uhr

Pirach mit seinem markanten Wasserturm: Wie berichtet, soll die neue Bundesstraße in einem Bogen über die Felder am rechten Bildrand an dem Weiler und auch an Stöttling (links im Hintergrund) vorbei in Richtung Trostberg-Nock führen. −Foto: Georg Unterhauser, www.luftbild-traunstein.de

Das Staatliche Bauamt Traunstein hat am Mittwoch zum zweiten Mal die 3D-Visualisierung für die Ortsumfahrung Altenmarkt, Bauabschnitt II, im Trostberger Postsaal gezeigt.

Nach dem emotionalen Verlauf des ersten Infoabends am Dienstag samt Demo des Umweltschutzverbandes Alztal und Umgebung (UVA, wir berichteten) ging es tags darauf etwas ruhiger zu.

Bürgermeister Karl Schleid und der Leiter des Staatlichen Bauamts, Christian Rehm, hatten zu Beginn eindringlich darum gebeten, keine Grundsatzdiskussionen über Für und Wider des Projekts oder die Trassenwahl anzustoßen – der Infoabend sei nicht der passende Zeitpunkt und das passende Plenum dafür, und das Bauamt mache keine Verkehrspolitik, sondern müsse den Planungsauftrag des Bundes erfüllen.

Skepsis war zu spüren

Die knapp 150 Besucher hielten sich in der Aussprache nach den Vorträgen an diesen Aufruf und stellten nur technische Detailfragen. Die Skepsis war dennoch deutlich zu spüren, ob die Eingriffe in die Natur und die Belastung der Anlieger des 6,6 Kilometer langen, nach neueren Schätzungen gut 75 Millionen Euro teuren Abschnitts der B304 von Mögling nach St. Georgen gerechtfertigt sind, um die seit Jahrzehnten vom Verkehr überfluteten Bürger von Altenmarkt, Grassach und Stein a. d. Traun zu entlasten.



Zur Befürchtung, die wichtigste Frischluftschneise für Trostberg werde durch den Damm auf der Dietlwiese abgeschnitten und durch die Steigungsstrecke hinauf nach Nock sogar noch mehr mit Abgasen und Feinstaub belastet, verwies Bernadette Wallner vom Staatlichen Bauamt auf die Messstation, die über ein Jahr auf der Dietlwiese stand und deren Ergebnisse in ein eigenes Gutachten münden. Die Steigung nach Nock betrage maximal 5,3 Prozent, und das nur auf wenigen Metern. Schleid führte zum Vergleich den Aufgang zur Kirche St. Andreas an, der steiler und deshalb mit Ruhepodesten versehen sei.

Ein Diskussionsteilnehmer vermisste die Südanbindung der Alzchem über die Gemeindestraße nach Nock, um den Stadtkern zu entlasten. Diese sei Angelegenheit der Stadt und im Flächennutzungsplan und in Bebauungsplanentwürfen auch dargestellt, bestätigte Schleid. Eine spätere Anbindung an die B304 neu wäre problemlos möglich, sagte Wallner. Das Schutzgebiet des Brunnens Hannslau und die Trinkwasserleitung nach Trostberg werde durch die Trasse nicht beeinträchtigt, hieß es auf eine weitere Frage.

Bepflanzung soll Landschaftsbild verschönern
Wildhecken an den Straßenrändern würden gepflanzt, wo es aus fachlicher Sicht möglich ist, versicherte Wallner: "Wir schauen natürlich, dass der Straßenkörper durch Bepflanzung optisch besser ins Landschaftsbild eingebunden ist." Sichtdreiecke müssten allerdings freigehalten werden. Ob wegen des bis zu 80 Meter breiten Damms im dreistreifigen Verlauf zwischen Dietlwiese und Pirach Wildzäune erforderlich sind, werde sich erst im weiteren Verfahren ergeben.

20 Meter neben dem Straßenverlauf ist eine Bauverbotszone. Ob dort gegebenenfalls private Lärmschutzmaßnahmen realisiert werden können, wollte ein Anlieger wissen, also beispielsweise eine Wand, ein Wall oder gar ein Nebengebäude. "Das schauen wir im Einzelfall an, ob eine Ausnahme gemacht werden kann", so Wallner. Das Bauamt selber dürfe laut Gesetz Lärmschutz nur dort umsetzen, wo die Grenzwerte überschritten werden. Dies werde für jedes einzelne Gebäude geprüft. Dass die "jahrzehntealten Grenzwerte für Lärm, aber auch andere Immissionen nicht mehr zeitgemäß sind und wohl bald verschärft werden", wie ein Diskussionsteilnehmer sagte, könne man aktuell nicht berücksichtigen – müsse die Planung bei rechtlichen Änderungen aber selbstverständlich aktualisieren.

Wie schon beim Infoabend im k1 in Traunreut wurde kritisiert, dass das Projekt am Bahnübergang in St. Georgen ende und der tiefergelegte Kreisverkehr dort nicht gleich mitgebaut wird. Rehm verwies erneut darauf, dass dem Bauamt die Hände gebunden seien: Der Vorentwurf sei fertig und liege im Bundesverkehrsministerium. Wegen der sehr geringen Taktung des Zugverkehrs stünden Nutzen und Kosten der extrem teuren Maßnahme (noch) in keinem Verhältnis. Die Ampeln auf freier Strecke an den Einmündungen der Staatsstraßen bei Zieglstadl und Weisham stellte eine weitere Rednerin in Frage. Mehr Verkehrssicherheit und auch mehr Leistungsfähigkeit sind laut den Planern die Argumente dafür.

Mehrere Szenarien für 2035

Erneut kam die Frage nach einem Zeitplan, die Rehm aber "nicht belastbar beantworten" konnte. Anfang 2022 werde man das Planfeststellungsverfahren starten. Dessen Dauer sei nicht abzusehen, weil viele Einwendungen und im Anschluss wohl auch Klagen zu erwarten seien. Wenn dann tatsächlich einmal Baurecht vorliege, rechne er mit einer Bauzeit von vier Jahren. Zum befürchteten Mehrverkehr auf der Bundesstraße als Transitstrecke zwischen den Autobahnen A94 und A8 gebe es detaillierte Gutachten, die man im Internet nachlesen könne. Dabei seien verschiedene Szenarien für 2035 dargestellt – je nachdem, welche Umfahrungen (Altenmarkt, Trostberg, Tacherting) bis dahin realisiert sind. Und: Auch wenn keine bis dahin fertig sei, werde auf dem dann unveränderten Bestand steigender Verkehr erwartet.

"Das Bauamt hat keine Affinität für Radfahrer und lässt diese links liegen", stand für den letzten Redner, Martin Ober, fest. So werde der beliebte Radweg Altenmarkt-Schwarzau nicht einfach abgesenkt, sondern durch enge, unübersichtliche Kurven unattraktiv gemacht, und die direkte Verbindung nach St. Georgen werde unterbrochen: "Wenn ich sehe, welcher Aufwand unternommen wird, um Wirtschaftswege anzuschließen, ist es die Pflicht des Bauamts, die Radwege wieder auf dem jetzigen Stand herzustellen", sagte Ober unter Applaus.

Detailfragen wie diese werde man im Planfeststellungsverfahren klären, wenn Kommunen, Behörden, Verbände und alle Bürger ihre Bedenken und Widersprüche einbringen können, beendete Schleid die Aussprache. "Heute ging es darum, den Planungsstand zu zeigen, und das ist dank der 3D-Visualisierung sehr gut gelungen."