Schnaitsee
Bunt flimmernde Sterne sorgen für nächtliches Farbenspiel

17.04.2020 | Stand 12.10.2023, 10:31 Uhr

Die besonders hell leuchtenden Sterne Sirius, Prokyon, Beteigeuze und Aldebaran sowie die Plejaden scheinen im Moment bunt zu flimmern – das sorgt bei vielen Menschen für Verwirrung. −F.: Thomas Hilger/Astronomie im Chiemgau e.V.

"Zurzeit sieht man jeden Abend am Himmel rot und grün blinkende Lichter. Was kann denn das sein?", fragt sich ein Leser, der sich an die Heimatzeitung gewandt hat. Zunächst vermutete der Schnaitseer hinter dem bunten Leuchten am Himmel Satelliten oder hoch fliegende Helikopter. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um gewöhnliche Sterne, die im Moment durch farbiges Flimmern auffallen.

Der Astronomie-Experte Thomas Hilger, Vorsitzender des Vereins Astronomie im Chiemgau, kann das Phänomen erklären. Bei den Lichtern, die unserem Leser ins Auge gefallen sind, handelt es sich um die besonders hellen Sterne Sirius, Beteigeuze und Aldebaran, um die Sterne des Oriongürtels, Mintaka, Alnilam und Alnitak sowie um die derzeit gut sichtbare Venus. Wegen der momentanen Position der Erde sind die Sterne derzeit einige Stunden nach Sonnenuntergang in der Nähe des Horizonts zu sehen, was einer der Gründe für das beobachtete Flimmern ist. "Besonders wenn die Sterne dem Horizont nahe kommen, macht sich die Unruhe der Atmosphäre bemerkbar", sagt Hilger. "Durch das Durchdringen warmer und kalter Luftschichten werden die Lichtstrahlen in der Atmosphäre gebrochen. Dadurch entsteht das Funkeln der Sterne", erklärt er weiter. Sind die Sterne in der Nähe des Horizonts, ist die Strecke, die deren Licht durch die Atmosphäre zurücklegt, größer. Das Funkeln wird dadurch stärker. Durch die Brechung des Lichts wird es in die Spektralfarben aufgespalten und das bunte Leuchten entsteht.

Dass die Sterne momentan so hell leuchten, kommt nicht von ungefähr. Gerade gibt es wegen der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus’ kaum Flugverkehr, deshalb werden weniger Aerosole und Wasserdampf in die Hochatmosphäre getragen. Dadurch steigt die Lichteinstrahlung weltweit an. Diesen Effekt konnte man schon einmal beobachten, nämlich nach dem 11. September 2001. Damals, nach den Terroranschlägen, wurde der Flugverkehr ebenfalls schlagartig reduziert. Dieses Mal dauern die Einschränkungen jedoch weitaus länger.

Mehr dazu lesen Sie am 18. April in der Heimatzeitung.