Vor allem wegen der Inflation hat sich die Armut in den Balkanländern verschärft, und das Leid der aus dem ukrainischen Kriegsgebiet in die Ostslowakei geflüchteten Menschen ist ohnehin enorm. Umso wichtiger, dass das humanitäre Engagement im Chiemgau und Rupertiwinkel nicht nachlässt und die Aktion „Junge Leute helfen“ zum 33. Mal einen Hilfsaufruf startet.
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Kirchliche Gruppen wie Landjugend, Pfadfinder, Burschenvereine, CAJ, Kolpingfamilie, Landvolk, Frauengemeinschaften, Frauenbund, Pfarr-Caritasvereine und Pfarrgemeinderäte aus 139 Pfarreien zwischen Inn und Salzach nehmen an den großen Sammelsamstagen, 30. November und 7. Dezember, Hilfspakete an, um diese mit Lastwagen in die Krisengebiete zu bringen. In diesem Jahr haben die „Jungen Leute“ bereits 45 Hilfstransporte sicher ans Ziel gebracht.
Hubert Zeltsperger aus Obing schildert als Vorsitzender des Hilfsvereins, wie dringend nötig die Unterstützung ist. So verteile man im nun schon dritten Jahr des unerbittlichen russischen Angriffskrieges auf die Ukraine zusammen mit der Caritas in der Ostslowakei, etwa in der Stadt Poprad, Lebensmittel und andere Hilfsgüter an Geflüchtete aus der Ukraine. „Nach einer anfänglichen Euphorie des Helfens besteht die Gefahr des Vergessens“, weiß Zeltsperger. Doch immer noch befänden sich über 100.000 Geflüchtete in Notunterkünften.
In Charkiw sind 300.000 Menschen Hunger und Frost ausgeliefert
Die Lebensmittel erreichen auch die ukrainische Frontstadt Charkiw. Von den dort lebenden noch rund 1,2 Millionen Einwohnern sind rund 300.000 meist alte Menschen angesichts horrender Preise und geringer Renten dem puren Hunger ausgesetzt. „Sie wissen nicht, wie sie den Winter ohne Strom, Heizung und Lebensmittel überleben sollen“, berichtet etwa Petra Tomasiakova von der Caritas. Nur selten komme hier wegen der täglichen Angriffe noch Hilfe an.
Aus Fush Arrez in Nordalbanien meldet Schwester Gratias Ruf, dass die geringen Einkommen nicht zum Leben reichten. Zunehmend dramatisch sei, dass die Dörfer sich entvölkern und die alten Leute alleine zurück bleiben. „Schulen werden geschlossen. Die wenigen Kinder bleiben ohne Ausbildung oder müssen in die Städte ziehen. Wer im Ausland arbeitet, muss auf sich selbst schauen, und so bleibt fast nichts für die verarmten, zurückgelassenen Eltern.“ Viele Menschen, so Schwester Gratias Ruf, erhalten Renten von nur 70 bis 100 Euro und können nicht an Kleidung und andere Dinge denken.
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Armenküche, „Essen auf Rädern“ und Suppenküchen
Im Kosovo, dem ärmsten Land Europas, leben rund 20 Prozent der Bevölkerung in schlimmen Verhältnissen, erklärt Hubert Zeltsperger. Dank der Hilfe der „Jungen Leute“ können die Menschen mit Kleidung, Holz, Hygieneartikeln und Lebensmittel versorgt werden. Er nennt auch die Armenküche der Franziskaner im kroatischen Zagreb, „Essen auf Rädern“ auf öffentlichen Plätzen im bosnischen Sarajevo sowie die Suppenküchen in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, im albanischen Rrëshen und in Prešov in der Slowakei, die täglich etwa 1500 Bedürftige versorgen.
Die Bilanz für 2023 zeigt, dass „Junge Leute helfen“ jede Woche Hilfstransporte mit insgesamt 710 Paletten Lebensmitteln und 20.000 Kisten Sachspenden überbringen konnte. „Die Helfer der Caritas leisten mit den Paketen aus dem Chiemgau konkrete und akute materielle Hilfe“, betont Zeltsperger. „Sie stehen für verlässliche Unterstützung, Zuhören, Verständnis zeigen. Jede Aufmerksamkeit gibt Selbstvertrauen und Stabilität, und dabei strahlen unsere jungen Helfer Freude und Zuversicht aus.“
Dabei benötigten die Menschen auf dem Land oft nur Gewächshäuser und Vieh, um auf ihren kleinen Ländereien und Gärten als Selbstversorger zu produzieren, erklärt der Vereinsvorsitzende weiter. Allein 18.000 Euro konnten heuer durch direkte Spenden für das Projekt „Der gute Hirte“ zum Erwerb von Kühen, Schweinen, Schafen, Hühnern und Saatgut , also zum Aufbau von Existenzen verteilt werden.
„Der gute Hirte“ und Stipendien: Selbsthilfekräfte vor Ort weiter fördern
25 Studentinnen in Albanien erhielten durch deutsche Paten erneut ein Stipendium, „denn Bildung ist die sicherste Investition gegen Armut“, so Zeltsperger. Nachhaltig wirkten auch die Reparaturen von Häusern in den Bergen Nordalbaniens, damit die Menschen bleiben können.
„Aktuell ist es wichtig, die gewachsene Solidarität fortzuführen und die Selbsthilfekräfte vor Ort weiter zu fördern“, erläutert der stellvertretende Vorsitzende, Pfarrer Ludwig Westermeier aus Kirchanschöring, die Zielsetzung der beteiligten 139 Pfarreien, deren Zahl sich von Jahr zu Jahr erhöht, zuletzt um die fünf Gemeinden bzw. Städte Neuötting/Alzgern, Waldkraiburg, Aschau am Inn, Irschenberg und Weyarn.
Sammeltage: 30. November und 7. Dezember – so kann man spenden
Wer „Junge Leute helfen“ unterstützen will, kann auf das Spendenkonto des Vereins – IBAN DE60 7016 9524 0000 3173 81 beim Bankhaus RSA eG (BIC: GENODEF1RME) – einzahlen. Bei Angabe der Adresse werden gerne Spendenquittungen ausgestellt.
Vorrangig benötigt werden Grundnahrungsmittel wie Zucker, Speiseöl, Mehl, Nudeln, Reis oder Babynahrung, die im Großhandel günstig gekauft werden. Sachspenden in Form von Kleidung jeder Art, Spielzeug, Windeln sowie Baby- und Kindersachen sollten – möglichst in Bananenkisten verpackt – am Samstag, 30. November, oder Samstag, 7. Dezember, an den bekannten 122 Sammelstellen abgegeben werden.
„Diese Hilfe funktioniert aber nur, wenn auch Zuschüsse zu den Transportkosten geleistet werden“, und so hofft Vorsitzender Hubert Zeltsperger , dass an den Abgabeorten Beiträge von vier bis sechs Euro pro Paket in den Spendenschweinchen landen. Weitere Auskünfte erteilen alle Pfarrämter sowie die Ortsverantwortlichen der einzelnen Gemeinden. Näheres dazu unter www. junge-leute-helfen.de.
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139 südostbayerische Pfarreien lindern zum 33. Mal die Not auf dem Balkan. Unser Foto entstand bei einer der Hilfslieferungen in diesem Jahr. In der Nähe der albanischen Kleinstadt Rrëshen verteilt die Caritas-Delegation um Schwester Jeronima Juros (rechts) Hilfsgüter an eine einsame, verarmte Dorfbewohnerin. Mit dabei die „Jungen Leute“-Helfer Sarah Rasp (links) aus Dorfen im Landkreis Erding, Veronika Weber (kniend) aus Siegsdorf, Cornelius Weidmann (hinten mit dem Mehlsack) aus Feichten und Rupert Zeltsperger aus Obing.