Schimpanse "Lutz" ist Stein des Anstoßes
Straubinger Tiergarten-Direktor sieht Anzeige gelassen entgegen

06.02.2021 | Stand 12.10.2023, 11:54 Uhr

Wenn "Lutz" den Tiergarten verlässt, endet auch die Haltung von Schimpansen in Straubing. −Foto: Ursula Hildebrand

Die Tiergärten haben weiter geschlossen – doch in Straubing geht die Arbeit weiter. Und Tiergarten-Direktor Wolfgang Peter darf sich zudem mit einer Anzeige herumärgern.

Die Tiere werden versorgt wie immer – 17 Tierpfleger sind hier sieben Tage die Woche im Einsatz. Es wird gewerkelt und gebastelt, renoviert und neu geplant – eine Zeit, in der sich viel tut, obwohl die Tore geschlossen sind. Tiergarten-Direktor Wolfgang Peter darf sich zudem mit einer Anzeige herumärgern. Der "Aktionsgruppe Tierrechte Bayern" ist die ihrer Aussage nach "illegale Einzelhaltung des Schimpansen ,Lutz‘" ein Dorn im Auge.

Wolfgang Peter sieht das mit der Anzeige "ganz gelassen". Zunächst aus der Zeitung und dann durch den zuständigen Staatsanwalt habe er von der Anzeige erfahren. Gleich wurde der Mail-Verkehr mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) gesichert und ausgedruckt – denn der belegt, dass Peter seit Monaten mit der Zukunft des Schimpansen "Lutz" befasst ist. Bereits seit dem Brand am Schimpansenhaus im Juni 2012 war der Tierpark auf der Suche nach einer neuen Heimet für die Schimpansen "Lutz" und "Alfons". Im Juni 2020 musste "Alfons" eingeschläfert werden, seitdem lebt "Lutz" alleine. Mittlerweile sind die Planungen soweit gediehen, dass es für "Lutz" einen geeigneten Zoo gibt, der ihn aufnehmen kann. Im Zoo in Ljubljana gibt es eine Schimpansengruppe – die Experten des EEP, die vor Ort in Straubing nach "Lutz" gesehen haben, sind sich sicher, dass der Straubinger Schimpanse gut in die Gruppe passt.

Neue Heimat im Zoo in Ljubljana für "Lutz"

"Wir können uns nichts Besseres vorstellen, als dass ,Lutz‘ in Slowenien eine neue Heimat bekommt", sagt Peter. "Wir sind dran!" Wie bei so vielen Dingen ist auch bei der Umsiedelung eines Zootieres der bürokratische Aufwand hoch, fast alle Papiere liegen aber mittlerweile vor. Nur ein Veterinärdokument aus Ljubljana fehlt noch. Zudem blockiert auch das Coronavirus einiges.

Aktuell kann Peter noch nicht sagen, wann "Lutz" Straubing verlassen wird. Sicher ist aber, dass ihn ein vertrauter Pfleger begleiten wird, um ihm den Transport und die Eingewöhnung leichter zu machen. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagt Peter. Und die sind bei der Umsiedelung eines Tieres nicht ohne. Man könne nämlich nicht einfach so einen Zoo aussuchen und das Tier dorthin bringen. Letztlich entscheiden die Fachleute des EEP, was mit einem Tier geschieht. "Wir sind dem EEP verpflichtet", sagt Peter. Verstöße würden schnell zum Ausschluss aus dem EEP führen.

Viele Anfragen, wann wieder geöffnet ist

Wie alle Tiergärten und Zoos in Bayern hat auch der Straubinger Tiergarten aktuell corona-bedingt geschlossen. Doch die Arbeit geht weiter – die Tiere müssen versorgt werden. Zudem beschäftigen sie sich aktuell noch intensiver mit den Tieren, denn denen fehlen die Besucher. So wird auch schon mal gebastelt, um zum Beispiel Futter zu verstecken und die Tiere so zu beschäftigen.

Wolfgang Peter ist traurig, dass aktuell keine Besucher kommen können – im Winter seien meist etwa 200 Besucher gleichzeitig im Tiergarten – auf 26.000 Quadratmetern wäre eigentlich genug Platz. Die Tierhäuser sind aktuell geschlossen. Um weiter Kontakt zu Besucherinnen und Besuchern zu halten, informiert der Zoo im Internet mit seiner Homepage www.tiergarten-straubing.de über die Neuigkeiten. Zudem gibt es einen Newsletter, der per Mail verschickt wird.

"Wir freuen uns, wenn wir wieder öffnen dürfen", sagt Peter. Und damit ist er nicht alleine. Viele Anrufe oder Mails landen beim Tiergarten – Interessierte fragen nach, wann man endlich wieder in den Zoo darf. Bis es soweit ist, geht Wolfgang Peter und seinem Team die Arbeit nicht aus – immer zum Wohle der Tiere!