Der SV Reut hat ein Wochenende lang plus dem Kabarettabend in der Vorwoche das 60-jährige Bestehen gefeiert. Fünf Tage lang, teilweise bis in die frühen Morgenstunden, ging es rund. Das Wetter hat mitgespielt, alle waren in bester Feierlaune, aber – und das wissen alle Vereine, die ähnliche Feste organisieren – es gab auch wieder einen Haufen Arbeit zu bewältigen. Die Heimatzeitung blickt hinter die Kulissen eines Vereinsfestes.
Mit den großen Vorarbeiten wie Grasen, Mähen und Ausbessern geht es jedes Jahr los. Dann müssen auch schon die Zelte aufgebaut, die Theke und der Ausschank hergerichtet, die Grillstation hingestellt, alles Verstaute wieder hervorgeholt und die Biertischgarnituren aufgestellt werden. Getränke und Essen sind zu dem Zeitpunkt längst bestellt, alles ist bereit, trotzdem schauen die Verantwortlichen nochmal ihre Listen durch, damit nicht doch noch etwas vergessen wird. Wenn das Sportplatzfest dann am Donnerstagabend tatsächlich beginnt, arbeiten die Kräfte für die Festbewirtung meist in Drei- bis Fünfstundenschichten.
„Schön zu sehen, wenn alle zusammenhelfen“
Wer in den letzten Jahren beim SV Reut in March zu Gast war, dem ist es vielleicht schon aufgefallen. Wer bedient? Die Jungen wie die Alten, die Burschen genauso wie die Mädels. Ganze Jugend- und Damenmannschaften tragen Bier und Essen aus, kassieren und räumen ab, helfen in der Küche, Schänke, an der Bar oder beim Abwasch. Ein Bild, das die Vorstände Michael Bachl, Gerhard Dorfner und Christian Prebeck glücklich macht. „Es ist einfach schön zu sehen, dass alle zusammenhelfen und auch die Jungen bereits nachrücken und Verantwortung übernehmen.“
Von der Fußballer-Freundin zur Fest-Bedienung
Ganz so gleichberechtigt wie heutzutage beim Bedienen im Festzelt ging es in den Gründerjahren und noch einige Zeit danach freilich nicht zu. Wenn da ein Spieler von der Ersten oder Zweiten Mannschaft eine Freundin „daherbrachte“, wurde nicht lange gefragt, ob die jungen Damen Zeit und Lust hatten, beim Sportplatzfest mitzuhelfen. Das war Gesetz, da hätte sich keine getraut, nein zu sagen, wenn Annemie Brummer, die fast 40 Jahre lang in Zelt und Küche Regie führte, einem das Schürzl und den Geldbeutel fürs Bedienen in die Hand drückte. Da wurde pariert und die neuen Spielerfrauen hofften, dass sie sich einigermaßen gut anstellten und akzeptiert wurden.
Zum Fußballer-Mann noch einen ganzen Verein dazu bekommen
Drei solche junge Mädel, die sich sehr gut anstellten und zum strammen Fußballer als Freund gleich noch einen ganzen Verein mit dazubekamen, kümmern sich heute vor und hinter den Kulissen darum, dass die Maschinerie beim Sportplatzfest läuft. Bei Sonja Prebeck, Birgit Bachl und Anna Meier ist es nun schon um die 35 Jahre her, dass sie sich für den SV Reut zum ersten Mal das Schürzl umbanden.
Vom Schürzenwaschen bis zum Zeltabbau
Seither ist kein Jahr vergangen, da sie nicht beim Sportplatzfest geholfen hätten. Vom Schürzen waschen und bügeln, sich um Dekoration kümmern, Gläser herräumen und hinterher wieder verstauen, Besteck eindrehen, ausgegangenes Tsatsiki nachmachen, das ganze Weinfest und die Bewirtung im Festzelt organisieren, Tischnummern laminieren, Bedienungen einteilen, selbst Bedienen, Abwaschen, Kuchen machen, vor dem Zeltabbau schon mal aufräumen, Wurstsemmeln herrichten et cetera pp. Man könnte noch seitenweise so weitermachen mit all den kleineren und größeren Handgriffen, die vor, während und nach dem Fest zu tun sind, die aber manchmal gar keiner sieht.
Die Sonjas, Birgits und Annas haben jedenfalls schon viel für den Verein getan. Kurz wurde im Vorstand einmal überlegt, die Bedienpflicht für die Spielerfrauen wieder einzuführen, aber erstens bleiben dann womöglich ganze Jahrgänge an Spielern ledig und zweitens schadet es den Herren der Schöpfung nicht, wenn sie selbst mal das Schürzl umbinden, oder? Deshalb bleibt’s natürlich bei der Freiwilligkeit. Dank so vielen fleißigen Helferinnen und Helfern klappt es auch so. Jede geleistete halbe Stunde oder Stunde ist wichtig und mal ehrlich, Spaß macht es auch, wenn alle zusammenhelfen und man Teil einer solchen Gemeinschaft ist.
Insgesamt rund 160 Helfer waren beim Fest im Einsatz
Trotzdem gibt es bei so einem Fest durchaus Nachwehen. Wenn am Montag das Bierzelt wieder vom Antlitz des Sportplatzes verschwunden, der letzte Zigarettenstummel, die letzte Bierflasche und der letzte Kronkorken vom Rasen aufgelesen oder aus dem Wald geborgen ist, gibt es am Sportgelände in March und Umgebung ein jährlich wiederkehrendes Phänomen zu beobachten: die Sportplatzfestzombies.
Mit schwarzen Ringen unter den Augen und hohlen Wangen wanken sie ausgelaugt von dannen und freuen sich aufs Kanapee und Beine hochlegen. Grob zusammengefasst gehören zu dieser speziellen SV Reut-Spezies all jene, die während der vier Tage nicht in Schichten eingeteilt sind, aber trotzdem immer da sind und arbeiten. Leute, die sich einfach kümmern. Die drei Vorstände gehören dazu, die erwähnten Spielerfrauen und viele, viele mehr.
Ein Hoch auf alle Helferinnen und Helfer: 160 Personen haben beim Reuter Sportplatzfest 2024 mitgeholfen. Nicht wenige davon waren mehrfach im Einsatz. 37 Leute haben außerdem Kuchen oder Salat gemacht.
− red
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