Kirchdorf am Inn
Sr. Gudrun Babinger zu Grabe getragen

01.12.2021 | Stand 21.09.2023, 3:39 Uhr

Bei der Einweihung des ersten Kirchdorfer Kindergartens im Jahr 1961. Zweite von links ist Schwester Gudrun. −Fotos: Pfarr-Archiv Kirchdorf

Vor wenigen Tagen wurde eine Frau, die 43 Jahre ihres Lebens überaus segensreich in Kirchdorf gewirkt hat, zur letzten Ruhe gebettet: Schwester Maria Gudrun (geborene Walburga Babinger), Angehörige der Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie in Mallersdorf. Sie war am 14. November, drei Wochen vor ihrem 90. Geburtstag, im Schwesternheim St. Maria in Mallersdorf nach kurzer schwerer Krankheit gestorben und ist auf dem Klosterfriedhof beigesetzt worden.

"Wo ich bin, da bin ich ganz", war ihr Wahlspruch und so, voller innerer Leidenschaft und stets mit großem Einsatz, führte sie ihre Aufgaben aus. Mit 21 Jahren trat sie als Aspirantin im das Kloster Mallersdorf ein. Nach dem 1. Noviziatsjahr – die Profess und damit das Gelübde für immer dem Orden angehören zu wollen, legte sie im Juni 1960 ab – kam sie mit 27 Jahren am 1. März 1958 nach Kirchdorf und übernahm hier die Leitung des Kindergartens St. Martin in Ritzing. Vorher hatte sie praktische Erfahrungen in einem Kindergarten in München gesammelt und das Kindergärtnerinnen-Seminar in Mallersdorf besucht, das sie mit der Staatsprüfung abschloss.

Mit großer Zuneigung und viel Liebe förderte sie die ihr anvertrauten Kinder. Dabei ging es ihr vornehmlich darum, ihnen schon in jungen Jahren das Gefühl für Fleiß, Disziplin und Güte im Miteinander zu vermitteln. Nach 31 Jahren erfolgreichen Wirkens als Kindergartenleiterin gab sie die Aufgabe ab. Fortan engagierte sie sich im Seniorenheim St. Josef in Ritzing, das auch von den Mallersdorfer Schwestern geführt wurde, überall dort, wo ihre Dienste gebraucht wurden. Dabei kamen ihr ihre praktische Veranlagung und ihr handwerkliches Geschick ebenso zugute wie ihre Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe.

Als am 31. August 1996 die Niederlassung der Mallersdorfer Schwestern geschlossen wurde, weil die Nonnen alt geworden waren und keine neuen Kräfte mehr zur Verfügung standen, durften die Schwester Oberin M. Lupina Schwaiger und Schwester Gudrun Babinger noch zur Erledigung kirchlicher Dienste in Kirchdorf bleiben. Sr. Lupina starb am 6. Oktober 2000 im Alter von 90 Jahren, nachdem sie drei Wochen vorher noch die 65-jährige Profess hatte feiern können. Sie war 35 Jahre im Altenheim St. Josef tätig gewesen.

Schwester Gudrun, die eine leidenschaftliche Gartlerin war, blieb noch ein knappes Jahr in Kirchdorf. Am 1. September 2001 verließ sie als letzte Oberin des St. Josefsheimes und letzte Mallersdorfer Schwester nach 43 Jahren ihr berufliches und religiöses Zuhause. Sie kam in den Schwesternkonvent nach Kößlarn und nach dessen Auflösung 2015 in das Schwesternheim St. Maria, wo sie nach einem Gott erfüllten Leben jetzt gestorben ist.

Die Pfarrei Mariä Himmelfahrt, der Schwester Gudrun über viele Jahre sehr verbunden war, würdigte die Ordensfrau als bedeutende Wegbegleiterin, die "Generationen von Kindern den christlichen Glauben vermittelt und auf die Schule vorbereitet hat. Sie war die erste ausgebildete Kindergärtnerin in Kirchdorf. Unter heute nicht mehr vorstellbaren Bedingungen hat sie im selben Haus, wo alte Leute gepflegt und betreut wurden, ihre Vorstellungen von Kindererziehung, gegenseitiger Rücksichtnahme und Hilfsbereitschaft gelebt". Die Verstorbene wurde am 23. März 1988 für ihr verdienstvolles Wirken mit der Bürgermedaille der Gemeinde Kirchdorf ausgezeichnet.

An der Beerdigung und am Trauergottesdienst, die der Superior der Ordensgemeinschaft, Gottfried Dachauer, zelebrierte, und die von einem Chor der Ordensschwestern sehr ausdrucksstark begleitet wurden, nahmen von Kirchdorfer Seite 3. Bürgermeister Klaus Millrath, Gemeinderat Anton Wolfer, Kirchenpfleger Alfred Berger und Pfarrgemeinderat Florian König teil. Millrath und Berger legten am Grab je ein Blumengesteck der Gemeinde und der Pfarrei Kirchdorf nieder.

Das letzte Lied, das vom Schwesternchor mit aller Herzenswärme am Grab ihrer Ordensgefährtin mit auf den Weg gegeben wurde, war die marianische Antiphon aus dem Stundengebet der katholischen Kirche: "Salve regina, mater misericordiae, vita, dulcedo et spes nostra salve" – "Sei gegrüßt, du Königin, Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere Wonne, unsere Hoffnung sei gegrüßt". Ein Gruß an Maria, die alle Mitglieder der Ordensgemeinschaft als ersten Namen führen, so auch die verstorbene Schwester M. Gudrun Walburga Babinger.

− jos