Simbach am Inn
Die "Moar-Kapelle" und ihre wertvollen Überbleibsel

13.06.2021 | Stand 20.09.2023, 1:44 Uhr
Christina Schmid

Rechts und links vom Altarraum – jeweils ganz außen – stehen nun schon seit Jahrzehnten der Heilige Leonhard und Benedikt aus der früheren Moar-Kapelle. −Foto: Schmid

Viele Kapellen, Bildstöcke, Marterl, Weg- und Gedenkkreuze sind im Inntal erhalten, teils wurden sie vor Jahrzehnten und gar Jahrhunderten errichtet. Manche sind nicht mehr da, doch ihre Geschichte ist dank der Chronisten bekannt. So beschreibt Karl Schaefler in seinem Simbacher Heimatheft, 2. Jahrgang, 1954, die "Moar-Kapelle" in der Pfarrei Kirchberg am Inn.

"Als Michael Saatberger Pfarrer von Simbach-Kirchberg war (1874-1887) und Anton Bretzl als Kooperator in Kirchberg wirkte, erhielt das Gotteshaus in Kirchberg 1879 um den Preis von 2000 Mark einen neuen gotischen Hochaltar, wie er noch heute in der Seitenkapelle der Pfarrkirche steht.

Den bisherigen barocken Hochaltar mit zwei lebensgroßen Figuren ersteigerte sich der "Moar-Bauer" von Holzham, Jakob Huber, damals Kirchenpfleger in Kirchberg, und ließ zur Unterbringung des vollständigen Altars mit Tabernakel in die Wagenschupfe seine Hofes mit Zugang von der Straße (heute PAN 4) aus eine Kapelle einbauen (…) Merkwürdig ist, dass, als am 13. November 1910 dieser große Bauernhof von einer schrecklichen Feuersbrunst heimgesucht wurde, von den vier Gebäuden des Hofes allein diese Wagenschupfe, in welche die Kapelle eingebaut war, vom Feuer verschont geblieben ist.

Alljährlich in der Bittwoche beim Felderumgang in der Pfarrei Kirchberg legt diese Kapelle Festschmuck an. Bei ihr wird das letzte Evangelium gelesen und der Segen gegeben, außerdem wurden früher bei dieser Kapelle regelmäßig Maiandachten abgehalten", schrieb Schaefler 1954.

Nach einem Verkehrsunfall kam die Kapelle weg

Heute gibt es die Glaubensstätte nicht mehr, noch gut daran kann sich aber Resi Huber, die Senior-Bäuerin vom "Moar z’Holzham", erinnern. Die Hauskapelle stand an einer unübersichtlichen Straße. 1974 wurde hier die junge Bäuerin Resi Huber Opfer eines Verkehrsunfalls. "Die Straße wurde begradigt und verbreitert und in diesem Zuge ist die Schupfer mit der Kapelle weggekommen", so die "Moar-Bäuerin", die weiß, dass Treppen zur Kapelle geführt haben.

Als die Stätte abgerissen wurde, hat die Familie Huber die Figuren zunächst im Gang des Wohnhauses aufbewahrt. Der damalige Simbacher Stadtpfarrer Max Sinzinger kam auf Therese und Ludwig Huber zu und so geschah es, dass der "Moar z’Holzham" die Figuren des Hl. Leonhard und des Hl. Benedikt für die Stadtpfarrkirche Sankt Marien stiftete. "Der Wigg wollte auf keinen Fall mehr eine Heiligenfigur verkaufen, denn in der Kapelle stand auch eine Marienfigur mit einem Strahlenkranz. Ein junger Kaplan aus Pfarrkirchen hat hier öfter angehalten und uns aufmerksam gemacht, dass die Marienfigur wertvoll sei und man sie nicht so offen in der Kapelle stehen lassen sollte. Uns war dies nicht so bewusst, war sie doch schon recht alt und der Strahlenkranz nicht mehr komplett. Der Kaplan erwarb die Figur, kurze Zeit wurde ich von einem Autolenker überfahren. Dies war für meinen Mann ein Zeichen und nie mehr wollte er eine Heiligenfigur verkaufen. So gingen die frühbarocken Figuren, geschaffen um 1680, als Stiftung nach Sankt Marien und hier stehen sie heute noch", erzählt die Bäuerin.

Vom Kirchenrestaurator Weilhammer aus Gangkofen wurden die Holzfiguren für ihren "Umzug" in die Stadtpfarrkirche neu in Gold und Silber gefasst. In verschiedenen Veröffentlichungen wird vom Heiligen Leonhard und vom Heiligen Nikolaus, aber auch vom Heiligen Benedikt gesprochen. Tatsächlich handelt es sich in St. Marien um Leonhard und Benedikt, die rechts und links des Altarraumes nun schon seit Jahrzehnten ihren festen Platz haben