Simbach am Inn
Besondere Führung im Freilichtmuseum Massing

15.08.2022 | Stand 21.09.2023, 3:03 Uhr
Marianne Madl

In der Görgenmannsölde ist die komplette Hafnerei sowie Stall, Tenne und Heuboden untergebracht. Original-Keramiken der Werkstätte sind ebenfalls ausgestellt, zeigte Harald Bader den Simbachern.

Besondere Schätze des Landkreises gibt es auch dieses Jahr wieder beim Sommerprogramm der Stadt Simbach zu entdecken. "Erleben, entdecken, mittendrin" heißt es seit Ferienbeginn und nach drei erfolgreichen Programmpunkten ging es dieses Mal mit Organisatorin Brigitte Schwarzbauer nach Massing ins Bauernhofmuseum.

Den Bezug zu Simbach stellte bei diesem Ziel der ortsansässige Architekt Harald Bader dar, der in den letzten Jahren liebevoll und detailgetreu das neueste Projekt des Museums, die sogenannte Görgenmannsölde neu aufgebaut hat. Erst vor zwei Wochen wurde dieser Hafnerhof durch Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich eröffnet, informierte Harald Bader, der sich über das rege Interesse der Simbacher freute.

In zwei Gruppen ging es einmal durch das Museumsgelände und einmal durch den Markt Massing.
Für Bader war die Görgenmannsölde nicht die erste Aufgabe im Freilichtmuseum, erklärte er, denn bereits kurz nach dem Studium sammelte er umfangreiche Erfahrung beim Freilingerhäusl, einem der ältesten Bauernhäuser im Rottal.

Anschaulich konnte man einen Einblick in die umfangreiche Arbeit erhalten, die einem endgültigen Umzug der angesiedelten Bauernhäuser auf dem Gelände vorangeht. Alles muss genau vermessen, die Bauweise und die Baumaterialien festgestellt und vor allem das Alter ermittelt werden. Überraschend stellte sich beispielsweise beim Freilingerhäusl heraus, dass das Obergeschoss mit Baujahr 1611 deutlich älter ist als das Erdgeschoss aus dem Jahr 1727 oder man entdeckte einen sogenannten deutschen Kamin, den es nur noch sehr selten zu sehen gibt. "Ein Haus geht auf Reisen" hieß es 1988, als man das typische Austragshaus in zwei Teilen komplett von Wurmannsquick nach Massing transportierte.

Besonders stolz ist Harald Bader aber auf das jüngste Projekt, die Görgenmannsölde. Rund 20 Jahre befasste er sich mit dem Hafneranwesen, bei dem man bei ersten Grabungen am Ursprungsstandort Kröning unzählige Keramikscherben fand. Insgesamt 120 Kisten Keramik kamen dabei zu Tage und sind heute teilweise im wieder errichteten Hafnerhaus in Massing zu sehen.

Auf den ersten Blick beeindruckt ähnlich wie beim Freilingerhäusl die massive Holzbauweise, die auf drei verschiedene Jahrhunderte datiert werden können. Bauteil für Bauteil wurde im rund 30 Kilometer entfernten Kleinbettenrain abgetragen und in Massing detailgetreu wieder zusammengesetzt. Für damalige Verhältnisse großzügig zeigt sich das Innere, in dem bei der Werkstattstube gearbeitet und gleichzeitig gewohnt wurde. Beeindruckend rekonstruiert wurde die Brennkuchl, in der man bis zu 15 Mal im Jahr die Keramik brannte – bei Temperaturen bis zu 950 Grad. Der Ofen wurde funktionsfähig neu aufgebaut, wird aber aus Sicherheitsgründen nicht befeuert. Dennoch kann man einen Eindruck von der Hafnerarbeit gewinnen und in Zusammenarbeit mit der Keramikschule auch originalgetreue Kacheln bewundern. Arbeitsstätte, Wohnung, Stall und Lager unter einem Dach – die verschiedenen traditionellen Höfe des Freilichtmuseums zeigen anschaulich das Leben früherer Generationen.

Ortsführung mit dem Altbürgermeister

Die guten Kontakte von Brigitte Schwarzbauer ermöglichten aber auch noch eine Erweiterung des Besichtigungstermins, denn der frühere Massinger Bürgermeister Lothar Müller bot an, mit den Gästen eine Fahrt durch den Markt Massing zu machen.

Beim Start vom Freilichtmuseum aus, beschrieb er die Entstehung des Museums-Geländes im Jahr 1965 auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Adolf Hummel. Es war ein einzigartiges Projekt, das erst später Nachahmer gefunden hat. Doch auch architektonisch und wirtschaftlich hat der 4200 Einwohner zählende Markt an der Landkreisgrenze zu Oberbayern einiges zu bieten. Eine Feng Shui-Siedlung, einen Weltmeister im Hundeschlittenfahren, ein historisches Kloster, das man derzeit einer neuen Wirkung zuführt, die erste Moschee des Landkreises, Moosvogl, die älteste Gemeinde des Rottals aus dem Jahr 804 und die kunsthistorisch wertvolle Wallfahrtskirche Anzenberg.

Den Marktplatz in Inn-Salzach-Bauweise schmückt außerdem die leider aus Renovierungsgründen verhüllte Marktkapelle, sowie Skulpturen des Heiligen Franziskus aus den Händen von Künstler Karl Reidl und der Heilige Leonhard des Bildhauers Joseph Michael Neustifter. Mit innovativen Unternehmen ist Massing außerdem ein attraktiver Arbeitsort, informierte Lothar Müller.

Zum Schluss gab es beim gemütlichen Ausklang im Schusteröderhof noch großes Lob für die beiden Führungen und die Organisation.

Weitere Termine

Sieben weitere Ziele stehen noch auf dem Programm. Die Fahrt zur Alpaka-Ranch wurde vom 13. auf den 20. August verschoben, am 17. August geht es nach Ortenburg, am 23. August zum Kurpark Bad Füssing, am 25. August nach Postmünster, am 3. September ist eine Führung durch die aktuelle Ausstellung im Zollhaus Simbach geplant, am 11. September ist "Der Wald in Ebn" das Ziel und zum Abschluss am 16. September bilden "himmlische Spuren" den Abschluss des Sommerprogramms.

Auf der Homepage www.simbach.de ist das Programm ausführlich beschrieben. Anmeldungen sind unter ✆ 08571/606-53 bzw. brigitte.schwarzbauer@simbach.de möglich.