Simbach am Inn
Alpenverein hat die Krise bislang ganz gut gemeistert

13.09.2020 | Stand 20.09.2023, 0:38 Uhr

Nach der Wiederholung der Vorstandswahl bei der Alpenvereins-Sektion: (von links) Wahlleiter und 2. Bürgermeister Dr. Bernhard Großwieser, Vorsitzender Martin Koppmann, Schriftführer Christian Kimböck, 2. Vorstand Anton Kowatsch, Kassiererin brigitte Pinzl (dahinter) und der neue Jugendleiter Aurel Arnoldt. −Foto: Gilg

Mit rund einem halben Jahr Verspätung hat der Alpenverein am Freitag im Lokschuppen seine Hauptversammlung durchgeführt. Genaugenommen waren es sogar fast eineinhalb Jahre, denn die letzte Zusammenkunft im Frühjahr 2019 hatte keine Beschlusskraft.

Grund war ein Formfehler bei der offiziellen Ladung zur Versammlung 2019, welcher erst der Simbacher Notarin auffiel, die daraufhin intervenierte. Konsequenz: Alles war null und nichtig. Somit mussten die wesentlichen Punkte von damals noch einmal wiederholt werden.

Im großen Saal fanden sich trotz der derzeitigen Ausnahmesituation rund 50 Mitglieder und Gäste ein. Sektions-Vorsitzender Martin Koppmann sagte, er werde das Programm straffen und aufs Tempo drücken. Tourenberichte, Ehrungen, Rückblicke und der Reigen an Grußworten entfielen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Dennoch wurde in einer guten Stunde eine umfangreiche Tagesordnung abgearbeitet.

Transport bei Touren war das ProblemDie Gäste – unter ihnen 2. Bürgermeister Dr. Bernhard Großwieser und 3. Bürgermeisterin Christa Kick – vernahmen, dass alle zu ehrenden langjährigen Mitglieder auf dem Postweg ihre Medaillen und Urkunden erhalten werden.
Knapp und prägnant war der Jahresbericht des Vorsitzenden: Viele Touren seien heuer wegen Corona ausgefallen und auch die Teilnehmerzahlen gingen zurück. Zum Glück blieb man von Bergunfällen verschont. Größtes Problem war der Transport zu den jeweiligen Startpunkten mit Privatautos, da wegen des Hygienekonzepts keine Fahrgemeinschaften gebildet werden durften. Im Sinne des Umweltschutzes sei das nicht.

"Bis Februar lief alles super im Verein", blickte Koppmann zurück. Durch den anschließend aufgezwungenen Stillstand habe man sich nicht unterkriegen lassen. Angesichts der sich ständig ändernden Lage waren viele Verordnungen und Gesetzestexte zu lesen, um zu ermitteln, was vereinsmäßig (wieder) geht und was (noch) nicht geht.

Die Situation in der Simbacher HütteImmerhin war es mit einiger Verspätung möglich, die Simbacher Hütte für den Sommerbetrieb zu öffnen. In der verkürzten Saison gab es dort bislang rund 1800 Übernachtungen und man sei bis Mitte Oktober ausgebucht. Zum Vergleich: In der Spitzensaison 2013 waren es rund 3000 Übernachtungen. Koppmann zeigte sich trotzdem zufrieden, denn die Kapazität in der Hütte hat sich durch Corona etwa halbiert. In den Matratzenlagern gibt es größere Abstände sowie keine Decken und Kissen mehr, aber auch sonst muss im ganzen Haus auf Hygiene und Abstände geachtet werden. Um dies zu gewährleisten, sei es ideal, wenn immer nur eine Gruppe in der Hütte ist.

Die geplanten Sanierungs-Maßnahmen in der Simbacher Hütte wurden verschoben, doch der notwendige routinemäßige Arbeitseinsatz wird demnächst mit vielen freiwilligen Helfern erledigt. "Und auch die Skisaison findet nach derzeitigem Stand statt", freute sich Koppmann, der deutlich weniger Betrieb als sonst auf den Pisten erwartet.

Unter dem Strich beschert die Pandemie der Hütte aber weniger Einnahmen – und das bei gleichbleibenden Fixkosten. Deshalb hat die Vorstandschaft beschlossen, die Übernachtungspreise anzuheben. Erwachsene Mitglieder zahlen jetzt elf statt neun Euro, Nichtmitglieder 17 statt 14 Euro, der Seniorenpreis bleibt bei sieben Euro, der Kinderpreis bei fünf Euro, Kinder ohne Mitgliedschaft zahlen nun acht statt bisher sieben Euro.

Die Situation im KletterzentrumÜber das Kletterzentrum "Biwak2" informierte Geschäftsführerin Petra Koppmann: Der Außenturm wurde seit seiner Inbetriebnahme bestens angenommen und beschert dem Betrieb im Sommer mehr Umsatz. Dieser ist wegen des hohen Personalaufwandes auch notwendig. So habe das Kletterzentrum im Jahr 2019 einen Verlust gemacht, mit dem aber zu rechnen war. Heuer sieht‘s schlechter aus, denn ab 13. März musste der Kletterbetrieb komplett eingestellt werden. Zwei Beschäftigte gingen in Kurzarbeit und die Minijobber wurden weiter bezahlt. "So konnten alle 19 Jobs des Kletterzentrums erhalten werden."

Immerhin gab es 15000 Euro Soforthilfe vom Bund. Auch die Banken und beteiligten Firmen hätten sich sehr zuvorkommend verhalten, betonte Petra Koppmann. Um die Ausgaben zu minimieren, hat die Sektion sämtliche Ausbildungen für dieses Jahr gestrichen. Acht Wochen lang war das Kletterzentrum dicht – ausgerechnet in der umsatzstärksten Zeit.

Am 11. Mai konnte unter scharfen Auflagen der Außen-Kletterturm wieder eröffnet werden. "Das war unser Pluspunkt. Er wurde sofort gut angenommen." Ab 8. Juni durften die Kletterer auch wieder in die Halle – jedoch nur nach vorheriger Anmeldung und in begrenzter Zahl; Gäste aus Österreich kamen ab 15. Juni wieder über die Grenze. Ende Juni schließlich nahmen die Kliniken ihren Kletterbetrieb auf und seit Anfang Juli gibt es wieder das Kinderklettern. "Wir haben die Krise bislang ganz gut gemeistert", bilanzierte die Geschäftsführerin.

Kassiererin Brigitte Pinzl wiederholte ihren Bericht von 2019 in gestraffter Form. Der Haushalts-Voranschlag für 2020 sieht 261600 Euro an Einnahmen und 271235 Euro an Ausgaben vor. "Wir haben hier sehr großzügig gerechnet", sagte sie. Für die Rechnungsprüfung bescheinigte Elmar Voll der Schatzmeisterin eine fehlerfreie Arbeit.

Unter Leitung von Dr. Großwieser fand nun noch einmal die Neuwahl von 2019 statt. Die Führungsriege besteht aus 1. Vorstand Martin Koppmann, 2. Vorstand Anton Kowatsch, Kassiererin Brigitte Pinzl, Schriftführer Christian Kimböck und – neu – Jugendreferent Aurel Arnoldt, der die Jugendgruppe der Sektion leitet. Sämtliche Beisitzer mit ihren jeweiligen Funktionen sowie die Kassenprüfer bleiben ebenfalls im Amt.

Die Versammlung beschloss auch noch einmal die Satzungsänderung sowie die Jugendsatzung. Da diese an den Tischen auflagen, musste man sie nicht vorlesen. Einstimmig erfolgte die Zustimmung auch für die notwendig gewordene Erhöhung der Jahresbeiträge. Ab Januar 2021 zahlen die Sektions-Mitglieder je nach Kategorie zwischen drei und zehn Euro mehr als bisher. Das liegt besonders an der kräftig gestiegenen Abgabe an den Hauptverein. Kinder bis 18 Jahre bleiben beitragsfrei, während der Familienbeitrag von 82 auf 95 Euro angehoben wurde.

Abschließend sprach Dr. Großwieser noch ein Kurzwort. Er lobte das attraktive Freizeitangebot der Sektion, welche damit "Lebensqualität für die Region" schaffe. Er dankte auch für die Aktivitäten im Rahmen der Partnerschaftspflege mit Tolmezzo und bemerkte: "Das Naturerlebnis ist jetzt wichtiger denn je. Die Stadt wird den Alpenverein deshalb weiterhin unterstützen."

Langjährige Mitglieder namentlich genanntAuch wenn die Ehrung heuer unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, nannte der Vorsitzende in der Jahresversammlung zumindest die Namen derer, die seit 40 und mehr Jahren der Sektion die Treue halten.

40 Jahre sind dabei: Marianne Madl, Sofie und Franz Haslböck, Bernd Eckmann, Andrea Six, Johann Huber, Nikolaus Fraunhofer, Harald Fischhold, Alexandra Wachtveitl-Bruckner, Robert Pfeffer, Daniela Winkler, Rudolf Müller jun. und Vera Schreidobler. 50 Jahre zur Sektion gehören: Hans Gerhard Steger, Ingrid Wagner, Paula Rohrer, Brigitte Murr, Christa Eckmüller, Johanna Beutlhauser, Peter Friedlmeier und Folker Fersch. Reinhold Auer, wohnhaft in München, ist sogar schon seit 70 Jahren beim Simbacher Alpenverein.