Pfarrkirchen
Zaubernixen und g’standene Weibsbilder

03.07.2022 | Stand 22.09.2023, 0:30 Uhr

Die ladinischen Musikerinnen von "Ganes" überzeugten das Publikum. −Foto: Kreibich

Über mangelnde Vielfalt kann sich das Publikum der diesjährigen "Bogaloo"-Sonderveranstaltungen sicher nicht beklagen – das vergangene Wochenende war dafür ein besonders gutes Beispiel: Mit "Ganes" aus Südtirol und den "Wellküren" aus Oberbayern standen zweimal drei Frauen auf der Bühne. Die beiden Formationen könnten unterschiedlicher nicht sein, fanden jedoch ein überraschend großes Publikum angesichts des schleppenden Vorverkaufs. Jeweils an die 90 Besucher dürften es gewesen sein.

"Ganes" ist ein Wort aus der ladinischen Sprache – eine Sprache, die nur in einigen Tälern Südtirols gesprochen wird. Das Wort bedeutet so viel wie "Zaubernixen", und so nennt sich eine Musikgruppe, die schon seit dem Jahr 2010 erfolgreich ist. Sie besteht aus den Schwestern Elisabeth und Marie Schuen, beide stammen aus La Val in den Dolomiten, seit 2018 ist Natalie Plöger die "Dritte im Bunde", sie kommt allerdings nicht aus den Bergen, im Gegenteil: Plöger stammt aus dem Norden Deutschlands.

Es ist die Welt der Zaubernixen, der mystischen Berge, Täler und Wälder, der Prinzessinnen, Könige und Feen, die "Ganes" in Töne und Texte einfließen lassen. "Or brüm" heißt das neue Album, das sie auch in Pfarrkirchen präsentierten. Zu Deutsch heißt das "Blaues Gold", und das wiederum steht für das Wasser als klare Essenz des Lebens. Und so spielen die Geschichten, die erzählt werden, auf, im und am Wasser – da wohl niemand im Publikum der ladinischen Sprache mächtig ist, werden die Inhalte kurz übersetzt, aber nicht zur Gänze. Es bleibt als noch Platz genug für die Fantasie der Zuhörer.

Die Harmonien sind hervorragend angestimmt, stimmlich und an ihren Instrumenten sind die Musikerinnen über jeden Zweifel erhaben – und doch: manchmal würde man sich fast schon wünschen, dass nicht alles so perfekt wäre, denn streckenweise klingen die "Ganes" fast schon zu schön, um wahr zu sein.

Ganz ohne Mystik, dafür eher "handfest", ging es bei den "Wellküren" zu: Seit gut drei Jahrzehnten stehen die drei Damen auf der Bühne. Moni, Burgi und Bärbi Well stehen für die weibliche Synthese aus Volksmusik und Kabarett in Bayern. Ganz viel Humor gehört bei ihnen dazu, gerade weil man sonst manche der herrschenden Verhältnisse nicht ertragen könnte: Die Maskenaffäre um CSU-Politiker, die sich satte Provisionen gesichert haben, das treibt die Well-Schwestern um. Ebenso wie die Dummheit der Corona-Leugner, denn auch die werden aufs kabarettistische Korn genommen. Etwas überholt war das Thema "Markus Söder". Denn – Umfragewerte zeigen es – Bayerns Ministerpräsident braucht keine "Unterstützung" der Wellküren mehr, um abzurutschen.

Den stärksten Auftritt hat das Trio ohnehin, wenn sie sich den Alltag vornehmen: Die Frau, die heimlich davon träumt, dass der Gatte sich endlich schleicht; das Leben auf dem Land, das immer städtischer wird und viele andere Aspekte greifen sie auf – mit Witz und mit Musik und immer wieder mit der Hoffnung "des wird scho wieder". Sie stehen immer noch für die "Liberalitas Bavariae". Sie sind Freigeister, und das mag das Publikum an ihnen. Man wird gerne mit Moni, Burgi und Bärbi älter, weil man weiß: Das Lachen und die gute Musik helfen über manches hinweg. Langen und kräftigen Applaus gab es dafür im Theatron.