Bad Birnbach
Wie der Kurort Gäste gewinnen will

06.11.2020 | Stand 20.09.2023, 6:23 Uhr

Wie es mit der Corona-Krise weitergehen wird, weiß niemand. Doch die Vorbereitungen auf ein hoffentlich einigermaßen normales Jahr 2021 laufen im arg gebeutelten Bad Birnbach. Marketingkonzept und Unterhaltungsprogramm stehen. −Foto: Archiv/Magdalena Müller

Im Schatten der Corona-Krise hat der Kurort den Kurs abgesteckt, wie man im kommenden Jahr Gäste gewinnen und halten will und was diesen geboten werden soll. "Normalerweise", war das Wort, das in der Sitzung des Kur-, Sport- und Fremdenverkehrsausschusses im Artrium öfter zu hören war, denn die Unsicherheit ist groß, wie sich die Lage im nächsten Jahr entwickelt und was möglich ist.

Bürgermeisterin Dagmar Feicht beschwor eingangs die Zusammenarbeit von Marktgemeinde, Kurverwaltung, Ring der Gastlichkeit, Rottal Terme und Landkreis. "Das klappt sehr gut, und wir wollen das fortsetzen."

Der Leiter der Kurverwaltung, Viktor Gröll, ging in Vertretung des noch erkrankten Georg Friedenberger zunächst auf das Veranstaltungsprogramm ein. Alles sei heuer anders gewesen: Ansetzen, absagen, auf Sicht fahren, sagte er rückblickend. Das Angebot im nächsten Jahr orientiere sich an dem dieses Jahres. Man wolle Gästen wie Einheimischen interessante und schöne Stunden bereiten. "Was machbar ist, was wir dürfen, das werden wir umsetzen", sagte Gröll. "Wir sind auf jeden Fall bereit."

Zum Grundprogramm gehören wieder Mittwochs- und Sonntagskonzerte, Wanderungen, Radtouren und Ausstellungen. Darüber hinaus gibt es ein Unterhaltungskonzept mit völlig unterschiedlichen Konzerten, Volksmusikabenden, Kabarett und Veranstaltungen am Neuen Marktplatz.

Die Kosten für alles zusammen bezifferte Gröll auf 200155 Euro. Zieht man die angesetzten Einnahmen von 93680 Euro ab, bleiben 106475 Euro, die der Markt aufbringen muss. Das entspricht fast genau der geplanten Summe von 2020.

980000 Euro für Werbemaßnahmen

Der Ausschuss segnete das Veranstaltungsprogramm ebenso ab, wie den Marketingplan, den Gröll dann präsentierte. 980000 Euro will der Kurort ausgeben, um auf sich aufmerksam zu machen und Gäste anzulocken oder zu halten. Das Geld verteilt sich auf verschiedene Bereich: 520000 Euro für crossmediale, digitale Infotage und Printmedien; 75000 Euro für Rundfunk und TV; 105000 für Onlinemarketing; 18000 Euro für PR-Arbeit; 48000 Euro Mitgliedsbeiträge; 4000 Euro für Messen und Kooperationen; 65000 Euro für Städteaktionen; 4000 Euro für Fotoarbeiten; 60000 Euro für Werbemittel; 63000 Euro für "Das ländliche Bad" und 18000 Euro Sonstiges (Puffer).

Das Geld dafür kommt von: Marktgemeinde 350000 Euro; Rottal Terme 230000 Euro; Ring der Gastlichkeit 20000 Euro; Landkreis Rottal-Inn 55000 Euro; Sonderbudget Landkreis 25000 Euro; 300000 Euro Einnahmen aus Aktivitäten (Online, Gastgeber, Zeitungsbeilagen usw.).

Gröll erläuterte dem Ausschuss verschiedene Initiativen und Aktionen in diesem Jahr. Unter anderem sprach er die ersten digitale Infotage an, die auf großes Interesse gestoßen seien. Hervorragend hätten sich die Online-Buchungen entwickelt. Insgesamt habe der Umsatz 1,1 Millionen Euro betragen. Der Monat nach der Wiederöffnung nach dem Lockdown im Frühjahr habe mit 130 000 Euro einen Rekord gebracht.

Festgestellt habe man, dass die Gäste jünger geworden sind, sagte Gröll. Von 59 Jahren in 2019 auf 55 sei das Durchschnittsalter heuer gesunken. Möglicherweise liege dies daran, dass für manche der Aufenthalt in Bad Birnbach heuer der Haupturlaub war. "Es wäre schön, wenn wir das halten könnten", so der Leiter der Kurverwaltung. Er unterstrich, dass im Mittelpunkt für die Gäste das Thermalwasser und die Gesundheit stünden. Und so hoffe man mit dem Programm "AGES – Aktiv gegen Erschöpfung und Stress" auf einen Schub nach der Corona-Zeit. "Das Interesse daran ist groß, was man auch an den Aufrufen im Netz sieht. Wir haben hier einen Nerv der Zeit getroffen", so Gröll. Eine besondere Bedeutung haben in diesem Jahr Wandern, Radfahren und Golf gewonnen. "Früher war das Begleitmusik, heuer war dies alles sehr wichtig."

Bürgermeisterin Feicht: Den Mut nicht verlieren

Sein Dank galt unter anderem den Direktvermarktern und Partnern im Ort wie Vermietern, Therme und Einzelhändlern für die Zusammenarbeit. Und er hob das Miteinander mit dem Landkreis hervor, sei es bei AGES, Europareservat oder Theater. Allen voran dankte er der Kreisentwicklung.

Deren Leiter, Waldemar Herfellner, gab den Dank zurück. Vorbehaltlich der Zustimmung der Kreisgremien wolle man im nächsten Jahr den Beitrag für gemeinsame Marketingmaßnahmen erhöhen. Nachdem Messen bereits abgesagt seien, sei vorgesehen, das dafür eigentlich angesetzte Budget für andere gemeinsame Aktionen zu nutzen.

Auf eines wies Herfellner auch hin. Bei aller Wichtigkeit der sozialen Medien und digitalen Werbung müsse man sagen, dass Printmedien gefragt seine wie nie. 36528 Prospekte habe man heuer von Januar bis August versandt. Im gesamten Jahr 2019 waren es rund 40000.

Für Bürgermeisterin Dagmar Feicht steht fest, "dass wir gut aufgestellt und vorbereitet sind". Wichtig sei, dass man flexibel auf alle Entwicklungen reagieren könne. Mehr denn je sei es wichtig, zusammenzuarbeiten und sich auszutauschen. "Keiner weiß, was kommt. Wir müssen es positiv angehen und dürfen den Mut nicht verlieren", sagte sie.

Cornelia Blüml, Vorstandsmitglied beim Ring der Gastlichkeit fragte nach, ob auch kurzfristig Aktionen möglich seien, nachdem etwa das Angebot "Schwimm Dich frei im Mai", bei dem jedes Drei-Stunden-Ticket zur Tageskarte in der Rottal Terme wurde, nicht vorgesehen ist.

Deren Leiterin Josefine Kohlmeier reagierte gereizt. "Diese Aktion im Mai war auf zwei Jahre begrenzt. Wir können nicht alle zwei Monate etwas zum halben Preis anbieten." Sicher sei kurzfristig etwas möglich, "aber dann muss jeder etwas dazu geben".

Feicht versuchte zu beschwichtigen. Es gehe darum, zu reagieren, wenn man sieht, wie alles läuft. "Keiner wehrt sich dagegen, gemeinsam was zu tun. Im Grundsatz sind wir uns ja einig."