Pfarrkirchen
Landrat appelliert an Bürger: "Halten Sie weiter durch!"

19.02.2021 | Stand 20.09.2023, 2:45 Uhr

Auch die besondere Situation der Landkreise im Grenzgebiet wurde bei der Videokonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel angesprochen, wie Landrat Fahmüller anschließend mitgeteilt hat. −Foto: red

Landrat Michael Fahmüller hat sich am Freitagnachmittag zur aktuellen Lage im Landkreis Rottal-Inn geäußert und an die Bürger appelliert, in der Corona-Krise durchzuhalten.

"Noch immer leben wir mit Maßnahmen und Regeln, die unser Leben, unseren Alltag in vielen Bereichen einschränken. Angenehm findet das wohl kaum jemand, auch ich nicht", sagte er. "Und es ist selbstredend, dass die Situation bei vielen an den Nerven zehrt, insbesondere – und hierfür habe ich größtes Verständnis – bei allen, die durch den Lockdown auch in wirtschaftliche Unsicherheit geraten können."

Seit Mittwoch habe man es im Landkreis geschafft, auch endlich den Inzidenzwert von 100 zu unterschreiten. "Für mich war daher klar, dass wir diese Chance nutzen müssen, um den Kleinsten in unserer Gesellschaft wieder ein wenig Normalität zurückgeben zu können, indem wir Kitas wieder öffnen und die Klassenstufen 1bis4 sowie die Abschlussklassen an weiteren Schulen zumindest wieder in den Wechselunterricht schicken", betont Fahmüller. Die Bildung der Kinder habe sowohl für ihn als auch den Landkreis Rottal-Inn schon immer eine der obersten Prioritäten. Daher sei es für ihn keine Frage gewesen, nun, da es das aktuelle Infektionsgeschehen innerhalb des rechtlichen Rahmens erlaube, diesen Schritt zu gehen.

Ausgangssperre könnte bald wegfallen

Weitere Lockerungen im Landkreis würden die Vorgaben derzeit noch nicht hergeben, bedauert er. "Doch wenn wir es schaffen, den Wert unter 100 zu halten, könnte auch der Wegfall der nächtlichen Ausgangssperre in ein paar Tagen Realität werden", meint Fahmüller.

Neben der sachlichen Wichtigkeit der Öffnung von Schulen und Kindergärten sei dieser erste Schritt aber auch ein Zeichen – "ein Zeichen, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen." Und deshalb richte er noch einmal diesen Appell an alle Bürger: "Halten Sie weiter durch!"

Ihm sei sehr wohl bewusst, dass die Situation für viele zunehmend schwieriger zu ertragen werde. Gleichzeitig würden sich die Berichte von "illegalen Partys" und Zusammentreffen von Menschen häufen, die sich nicht länger an die Vorgaben halten würde.

"Wir müssen alle zusammen durchhalten"

"Daher sage ich es noch einmal in aller Deutlichkeit: Wenn wir irgendwann wieder zu einem normalen Leben zurückkehren wollen, gibt es nur diesen einen Weg. Wir müssen alle zusammen durchhalten, uns zusammenreißen und Neuinfektionen nach Kräften verhindern." Dabei sei es aus seiner Sicht völlig egal, wie man zu den Maßnahmen und den derzeit geltenden Regelungen stehe, völlig egal, ob man große Angst vor Corona habe oder zu denen gehöre, die die Gefährlichkeit des Virus infrage stellen. "Wenn wir aus dieser Krise kommen wollen, ist es unser aller Verantwortung, an diesem Ziel mitzuarbeiten."

Der erste Schritt sei laut Fahmüller getan. "Nur wenn wir jetzt nicht in unserem Bemühen nachlassen, werden die Neuinfektionen und der Inzidenzwert weiter zurückgehen, nur dann kann es weitere Schritte in Richtung Normalität geben." Genau jetzt trage die Bevölkerung eine große Verantwortung für die Zukunft der Gesellschaft – nicht nur im Hinblick auf die Krankheit selbst, sondern auch im Hinblick auf alle, die in irgendeiner Form unter der derzeitigen Situation zu leiden haben. "Nehmen Sie diese Verantwortung an! Es geht um Sie, es geht um Ihre Eltern, Ihre Kinder, es geht um uns alle!"

Unterdessen hatten am Freitagvormittag in einer Videokonferenz Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Markus Söder mit den bayerischen Landräten und Oberbürgermeistern über die Corona-Lage beraten. Auch Fahmüller nahm daran teil und berichtete dann von den aus seiner Sicht wichtigsten Punkten.

"Frau Merkel versteht den Druck und den Wunsch nach mehr Öffnung. Sie warnt jedoch davor, diesen Druck jetzt zu früh nachzugeben und dadurch in die nächste Welle zu rutschen", sagt Fahmüller. Denn mittlerweile gehöre jede fünfte Infektion in Deutschland zu der britischen Variante. Und gerade dies berge eine große Gefahr.

Forderung nach europäischen Lösungen

Natürlich hätten die Landkreise der Grenzgebiete auf die besondere Situation hingewiesen, betont Fahmüller. Denn gerade hier sei die Situation eine andere als in Restdeutschland. "Hier wurde die Forderung nach europäischen Lösungen laut, denn was hilft es uns als Grenzregionen, sich strikt an bundesweiten Vorgaben zu halten, wenn ein paar Meter weiter über der Grenze eine Inzidenzwert von knapp 1000 herrscht, weil hier beispielsweise Lockerungen stattgefunden haben", so der Landrat, der in diesem Zusammenhang an die Situation in Rottal-Inn kurz vor dem regionalen Lockdown im Oktober erinnert.

Das Thema "Impfung" sei ebenfalls auf der Agenda gestanden. Man habe noch einmal darauf verwiesen, dass Astrazeneca ein international anerkannter Impfstoff ist, der genauso die Zulassungsvoraussetzungen erfüllen musste wie die anderen. In diesem Punkt gelte die klare Devise: "Wer diesen Impfstoff nicht will, muss damit rechnen, sich hinten anstellen zu müssen."

− ms