Hilfe für Kriegsopfer
Kirchdorfer bei Mega-Konvoi für Ukraine dabei

Feuerwehrleute brachten Ausrüstung nach Polen – 900 Kilometer – Landrat Fahmüller bedankt sich für Engagement

26.04.2022 | Stand 20.09.2023, 5:47 Uhr

Vor der Abfahrt holten sich Hans-Peter Schachtner (links) und Martin Eichinger den Segen eines Pfarrers.

Vier Kilometer lang war der Konvoi – und mittendrin: Martin Eichinger (46) und Hans-Peter Schachtner (53) von der Feuerwehr Kirchdorf. Sie saßen in einem der vielen Fahrzeuge, die Feuerwehrausrüstung von Bayern aus nach Polen brachten, von wo aus die Hilfsgüter in die Ukraine transportiert wurden. Organisiert worden war der Mega-Konvoi vom Landesfeuerwehrband und dem Bayerischen Innenministerium in München.

Die Ankunft der beiden Feuerwehrmänner in Krakau im Video:



Doch: Wie kam es, dass da auch zwei Kirchdorfer dabei waren? Dazu muss man ein bisschen zurückschauen, ins Jahr 2013. Nach dem großen Donauhochwasser hatte der Freistaat entschieden, 41 Versorgungs-Lkw für Bayern anzuschaffen. Dabei handelt es sich um voll ausgestattete Einsatzfahrzeuge (etwa mit Hochleistungs-Wasserpumpen), die im Notfall überall hingeschickt werden können. Und eines dieser Fahrzeuge bekam die Feuerwehr in Kirchdorf.

"Eigentlich sind sie für Hochwasser- und Katastropheneinsätze vorgesehen, wir waren damit zum Beispiel auch im Ahrtal", berichtet Feuerwehrkommandant Matthias Drexler. Aber genauso gut können sie auch für Hilfstransporte herangezogen werden.

Beim großen Konvoi nun hat der Landesfeuerwehrverband und das Innenministerium 20 der 41 Fahrzeuge nach Polen beordert, darunter eben auch das aus Kirchdorf.

"Ich hab dann gefragt, wer Zeit hat, wer fahren will. Man muss ja bedenken, dass es eine Vier-Tages-Tour war und nicht jeder auch vom Arbeitgeber dafür frei bekommt", so Kommandant Drexler im Gespräch mit der PNP. "Gemeldet haben sich dann Hans-Peter Schachtner und Martin Eichinger."

Schachtner ist selbstständig, konnte sich also selbst "frei geben". Und Eichinger hatte die Erlaubnis seines Chefs. "Ich hab ihn kurz angeschrieben, ihm gesagt, worum es geht. Und er hat gleich gesagt, dass ich fahren soll", berichtet er.

Von Kirchdorf aus ging es zunächst nach Unterföhring. Dort war eines der beiden Zentrallager (das zweite war in Pegnitz in Oberfranken), wohin zuvor die von rund 200 bayerischen Feuerwehren gespendete Ausrüstung gebracht worden war. 49 Tonnen waren zusammengekommen, darunter Schutzausrüstung sowie Geräte für den Brandeinsatz und für technische Hilfeleistungen. Aus dem Landkreis waren etwa Spenden von den Feuerwehren Anzenkirchen, Herbertsfelden, Julbach, Tann und Triftern (Schutzjacken und -hosen, Helme, medizinisches Material) gekommen.

"Alles war in Unterföhring vorsortiert, verpackt und auf Paletten geladen", berichtet Schachtner. Diese Holzpaletten wurden dann mit Gabelstaplern in die Versorgungs-Lkw geladen, auch in den aus Kirchdorf. "Nach zwei Stunden war alles erledigt", so Eichinger.

Gemeinsam machte man sich dann auf den Weg nach Rohrdorf (Landkreis Rosenheim). Dort traf man sich mit den Versorgungs-Transportern aus Pegnitz, dem zweiten Zentrallager. In einer Turnhalle wurde übernachtet. Allerdings ging die Nacht früh zu Ende. "Um 3.45 Uhr war Wecken, dann konnten wir uns waschen, frühstücken und um 5 Uhr war Abfahrt nach Polen", erzählt Eichinger.

Vor ihm und Schachtner lagen knapp 900 Kilometer, zwölf Stunden reine Fahrtzeit. "Alle drei Stunden haben wir uns abgewechselt, auch Pausen gemacht." In Niederösterreich, in Hochleiten, wurde dann noch einmal vollgetankt. Das dauerte bei den insgesamt 39 Fahrzeugen – darunter nicht nur die Versorgungs-Lkw, sondern auch Führungsfahrzeuge, Transporter, Busse, gespendete Feuerwehrautos – dann doch eine Weile. Und kostete auch. "Für rund 5000 Euro wurde getankt. Die Kosten wurden natürlich vom Freistaat übernommen", weiß Eichinger.

Über Tschechien führte die Strecke nach Polen. Gegen 21.30 Uhr waren die beiden dann in Krakau. "Das war der Endpunkt, 230 Kilometer von der Grenze zur Ukraine weg", berichtet Schachtner.

Am Vormittag wurde dann ausgeladen. "Am Nachmittag konnten wir uns Krakau anschauen, dann wurde wieder im Feuerwehrhaus geschlafen, ehe wir zurückfuhren", erzählt Eichinger.

Nach der Rückkehr begrüßte Landrat Michael Fahmüller die beiden Feuerwehrleute in Kirchdorf, dankte herzlich für den Einsatz. "Unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine erfordert das Engagement vieler freiwilliger Helfer", so der Landrat. "Unsere Feuerwehren gehen hier von Anfang an mit leuchtendem Beispiel voran, sei es bei den Arbeitseinsätzen in Unterkünften oder nun bei Aktionen wie dieser."