Bad Birnbach
Hausärztliche Versorgung mit einem MVZ sichern

23.04.2021 | Stand 22.09.2023, 0:59 Uhr

Bei der Besichtigung des künftigen MVZ: (von links) Bürgermeisterin Dagmar Feicht, Geschäftsleiter Kurt Tweraser, Ärztin Dr. Sabine Pausch, Vorstand Bernd Hirtreiter, Landrat Michael Fahmüller und der Leiter der Kurverwaltung, Viktor Gröll. −Foto: Müller

Wie kann die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum auch in Zukunft gewährleistet werden? Die Rottal-Inn-Kliniken und der Markt Bad Birnbach legen eine mögliche Antwort für diese oft gestellte Frage vor.

Im Kurort wird am Neuen Marktplatz in den Räumen der früheren Zahnarztpraxis neben der Post eine Außenstelle des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) der Rottal-Inn-Kliniken entstehen. Sie soll bereits im Sommer in Betrieb gehen. Mit Dr. Sabine Pausch wird bald eine Allgemeinmedizinerin als hausärztliche Internistin ihren Dienst aufnehmen. Sie hat zuvor unter anderem in der stationären Geriatrie im Krankenhaus Pfarrkirchen und in einer Allgemeinarztpraxis viel Erfahrung gesammelt. Mehr Ärzte sollen dann folgen.

Vor zwei Jahren Praxis verloren

"Gerade für die ländlichen Räume wird es immer schwieriger, Nachfolger für eine Hausarztpraxis zu finden", sagt Bürgermeisterin Dagmar Feicht. Diese Erfahrung musste man in Bad Birnbach zuletzt vor zwei Jahren machen, als eine gut frequentierte Arztpraxis nicht mehr neu besetzt werden konnte. "Hintergrund der fehlenden Attraktivität für die Praxisübernahme war sicherlich nicht das Angebot in Bad Birnbach", sagt sie. "Wir haben viele Möglichkeiten mit der Rottal Terme, dem Bella Vista Golfpark, dem Sport- und Freizeitzentrum, dem Artrium als Kulturzentrum, der Sing- und Musikschule in der Ortsmitte und guter Gastronomie". Dennoch konnte man damals den ersatzlosen Wegfall der Praxis nicht aufhalten. Umso größer ist jetzt die Freude, dass es eine Lösung des Problems gibt, die dem Markt laut Feicht zudem gute Zukunftsperspektiven verspricht.

Der Betrieb einer MVZ-Außenstelle, die in der Verantwortung der Rottal-Inn-Kliniken liegen wird, zeigt eine Möglichkeit zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung auf dem Land auf: Ärztinnen und Ärzte, die beispielsweise aus familiären- oder Altersgründen keine eigene Praxis mehr betreiben wollen, können ihr medizinisches Wissen und Können so im Wechsel mit Kollegen und angepasst an die eigene Zeit- und Lebensplanung zur Verfügung stellen. Für die Patientinnen und Patienten im Raum Bad Birnbach wiederum ergibt sich der Vorteil, dass ein persönlicher Termin bei einem Arzt vor Ort möglich ist, auch wenn die traditionellen Hausarztpraxen weniger werden.

Für Bürgermeisterin Feicht war schon zu Beginn ihrer Amtszeit klar, dass ein "Medizinisches Versorgungszentrum" ein wichtiger Baustein für die Zukunft des Ortes sein wird – bedeutend für die einheimische Bevölkerung und die Gäste des Kurortes. Jetzt geht der Wunsch in Erfüllung. "Dank der guten und konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und den Rottal-Inn-Kliniken sowie der MVZ Rottal-Inn GmbH", wie die Rathauschefin in der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderates betonte. Schon Monate zuvor gab es Kontakte und Gespräche mit Landrat Michael Fahmüller sowie Vorstand Bernd Hirtreiter von den Rottal-Inn-Kliniken. "Die Offenheit für unsere Anliegen auf Seiten der Rottal-Inn-Kliniken und des Landkreises kamen uns nun zugute", ergänzte Geschäftsleiter Kurt Tweraser.

"Große Aufwertung für Marktgemeinde"

Die künftige Zweigstelle des MVZ Rottal-Inn GmbH sei auch für den Neuen Marktplatz, aber auch für die ganze Marktgemeinde eine große Aufwertung, freut sich Feicht. Dabei betont sie eines: Man wolle und werde damit bestehenden Praxen keine Konkurrenz machen, sondern suche vielmehr das Miteinander, um künftige Herausforderung in der medizinischen Grundversorgung zu meistern.

Zweifellos werde die Medizin künftig noch ein Stück digitaler sein als heute, ist die Bürgermeisterin überzeugt. Wie in diesem zukünftigen System für die Bürger dennoch der persönliche Besuch eines Hausarztes im ländlichen Raum möglich sein kann, werde in Bad Birnbach nun gezeigt. "Dazu passt auch das Folgeprojekt für unseren autonomen Bus. Dabei geht es nicht nur um das autonome Fahren ,on demand‘, also bei Bedarf, sondern auch um die Verknüpfung mit medizinischen Angeboten, um gesellschaftliche Teilhabe und Mobilität für Menschen, die diese aus eigener Kraft nicht mehr schaffen", sagt Feicht. Auch dabei könne das MVZ eine große Rolle spielen. Als Kurort wolle Bad Birnbach hier eine Vorreiterrolle einnehmen und ein Leuchtturm für den ganzen ländlichen Raum sein.

Weiter geht es übrigens auch in den Räumen der besagten Praxis, die nicht mehr besetzt werden konnte – mit anderer Nutzung. Inna Bierwirth hat hier eine Psychiatrie-Praxis eröffnet. "Das ist ebenfalls ein wichtiges Angebot und ich freue mich, dass wir uns auch in diesem Bereich noch stärker aufstellen", so Feicht beim Besuch der Praxis.

− red/vg