Pfarrkirchen
Expressive Füße und Rufe nach Freiheit

Fachoberschüler besuchen im Unterricht die Ausstellung im Hans-Reiffenstuel-Haus – Künstlerlinnen zum Abschluss zugegen

10.11.2021 | Stand 21.09.2023, 6:46 Uhr

Zeigt sich beim Werk mit dem Titel "Fallen lassen" vom Wechselspiel der menschlichen Kräfte tief beeindruckt: Selina Weiß aus Tann. −Fotos: Slezak

Nur noch bis diesen Sonntag, 14. November, läuft die aktuelle Werkschau mit dem Titel "Gleichsam aus dem Nichts" der Künstlervereinigung Münchener Secession im Hans-Reiffenstuel-Haus am Bahnhof. Zum Endspurt besuchten knapp 20 Fachoberschüler aus dem Wahlpflichtfach Kunst die Ausstellung. Drei Zwölftklässler verrieten mehr als ihr jeweiliges Lieblingswerk.

An den Wänden empfangen die Bilder von Malerin Christiane Pott. In den Mittelpunkt rückt die Künstlerin zwei ganz unterschiedliche Themen, nämlich Fluchtbewegungen sowie Einschränkungen durch die Pandemie. Zudem hängen in der Mitte des Raumes die Scherenschnitte von Ergül Cengiz von der Decke. Je nach Blickwinkel wirken diese überraschend vielfältig.

Kunst als "Suche nach verborgenen Botschaften"

Gespannt brechen die Schüler zum Rundgang auf. Grundsätzlich findet Selina Weiß (17) aus Tann: "Kunst bedeutet für mich Kreativität und die Suche nach verborgenen Botschaften." Zu den Bildern von Malerin Pott bemerkt sie: "Erst fand ich es komisch, nur die Füße der Menschen zu sehen, doch dann regt es zum Nachdenken an." Beim Werk mit dem Titel "Gebändigte Wut" fasziniert sie "eine Art religiöse Spannung".

Ihr Lieblingsbild trägt den Titel "Fallen lassen". Selina: "Die Menschen vorne scheinen auf dem Sprung zu sein, sie könnten aber die hinteren gegen ihren Willen von der Klippe runterziehen." In der Tat erkennt Selina die Intention der Malerin präzise. Laut Christiane Pott zeigt das Werk nämlich ein Kräftespiel, bei dem sich Menschen gegenseitig stützen oder aber ins Verderben stürzen.

Kelly Wittmann (17) aus Kößlarn empfindet Kunst "als eine Ausdrucksweise, anderen Menschen in abstrakter Form Gefühle mitzuteilen, wie es verbal nicht geht". Zu Potts Bildern hält sie fest: "Man kann an den Füßen erkennen, was der komplette Mensch durchmacht." Ihr favorisiertes Bild trägt den Titel "In alle Himmelsrichtungen". Zum einen gefallen ihr "die vielen verwendeten Techniken von der Acryl- bis zur Sprayfarbe". Zum anderen findet sie "cool gemalt, wie die Menschen durch Wasserpfützen über eine Art Zebrastreifen schreiten". Die hängenden Scherenschnitte von Ergül Cengiz kann die Fachoberschülerin hingegen "nur schwer einschätzen".

Laut Jannik Ammer (17) aus Anzenkirchen soll die Kunst ermöglichen, "Gefühle auszuleben". Die Scherenschnitte von Ergül Cengiz sprechen ihn am ehesten an. "Das ist perfekt ausgeschnitten und eine Heidenarbeit", findet der junge Rottaler. An der Wirkung schätzt er, "dass je nachdem, von wo man hinblickt, sich Muster komplementieren". Unterm Strich gefallen aber auch ihm die Bilder von Malerin Pott am besten. Jannik: "Man sieht ein unglaubliches Farbenspiel, gerade die Gewänder wirken äußerst dreidimensional."

Sein Lieblingswerk trägt den Titel "Choreographie der Freiheit" und zeigt alles, was er an einem Bild schätzt: "Es hat Schwung, wirkt wie ein Freudentanz und ist in der für mich positiven Farbe Orange schön hell gehalten." Beim Rundgang im Uhrzeigersinn beschließt dieses hoffungsvolle Bild nicht umsonst die Werkschau.

Übrigens: Alle drei Teenager besuchten zum allerersten Mal das Hans-Reiffenstuel-Haus. Jannik gefällt der Raum "aufgrund des gelungenen Zusammenspiels von Alt und Neu". Ähnlich hält ihn Kelly "trotz Altholz modern und offen gestaltet". Selina findet "die Werke schön belichtet".

Wer die 32 Bilder und acht Scherenschnitte in genau diesem Rahmen sehen will: Geöffnet hat die Ausstellung von heute, Donnerstag, nur noch bis Sonntag jeweils von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es gilt die 2G-Regel. Zuckerl zum Abschluss: Am Sonntag sprechen die beiden Künstlerinnen ab 15 Uhr über ihre Werke.