Pfarrkirchen
Der Kiebitz braucht die Landwirte

07.03.2022 | Stand 20.09.2023, 23:29 Uhr

Ein ausgewachsenes Kiebitz-Männchen. −Fotos: LPV

Wie bereits in den Vorjahren kümmert sich der Landschaftspflegeverband (LPV) auch heuer um den Kiebitz und bittet hierfür wieder um die Unterstützung durch Landwirte und interessierte Naturfreunde.

Im Frühjahr 2021 konnten dank zahlreicher Meldungen aus der Bevölkerung und von engagierten Landwirten 53 brütende Kiebitz-Paare im Landkreis nachgewiesen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Zusätzlich seien noch zahlreiche weitere Paare gesichtet worden, bei denen aber kein Gelege festgestellt werden konnte. Nachweislich habe man bei den brütenden Kiebitzen 24 geschlüpfte Küken gesichtet.

"Diese Zahl ist leider nicht ausreichend, um einem weiteren Rückgang der Kiebitze im Landkreis entgegenzuwirken", unterstreicht der LPV. Dies spiegle sich auch in der langfristigen Entwicklung der Kiebitz-Bestände wieder, die seit Jahrzehnten stark rückgängig sind, so dass der Kiebitz mittlerweile zu den gefährdeten Arten gezählt werden muss.

Die allermeisten Kiebitze brüten im Landkreis auf Ackerflächen. "Daher sind für den Kiebitz angepasste Bewirtschaftungsformen der entscheidende Faktor für dessen Überleben", macht der Landschaftspflegeverband deutlich. Was für den Kiebitz gut ist, bedeutet aber in der Regel für den Landwirt wirtschaftliche Einbußen. Zum Ausgleich hierfür hat der LPV Fördergelder beantragt, um verschiedenste Maßnahmen im Ackerland honorieren zu können. Dazu zählen beispielsweise Maßnahmen wie die Bewirtschaftungsruhe ab Mitte März bis 19. Mai bzw. 30. Juni oder das Belassen von nassen Fehlstellen und Grünstreifen im Acker. Auch das Vertragsnaturschutzprogramm biete attraktive Leistungen, so der LPV.

"Viele Landwirte sind zurecht stolz, dass auf ihren Feldern noch der Kiebitz brütet. Hier wurde aus Sicht des Kiebitzes entweder bewusst oder intuitiv vieles richtiggemacht – aber jede Fläche steht im Kontext zu ihrer Umgebung und hier haben sich für den Kiebitz und andere Bodenbrüter die Bedingungen verschlechtert, v. a. bezüglich des fehlenden Nahrungsangebots für die frisch geschlüpften Küken", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Als Insektenfresser treffe den Kiebitz das Insektensterben besonders hart. Mit wenig Aufwand (und geringen Bewirtschaftungsausfällen) könne hier oftmals mit einfachen Maßnahmen gegengesteuert werden.

Der LPV bietet nach eigenen Worten den Landwirten hierfür und für entsprechende Förderprogramme umfangreiche kostenfreie Beratungsgespräche an, bei denen zusammen mit dem Landwirt nach geeigneten Lösungen gesucht wird. Interessenten können sich jederzeit an den LPV wenden. Ansprechpartner ist Adrian Wimmer, erreichbar unter ✆08721/5089358 oder Mail an adrian.wimmer@lpv.rottal-inn.de. Ebenso können sich Landwirte, die ein Kiebitznest auf ihrem Feld vermuten, an den LPV wenden, damit dieser das Nest für das Belassen von kleinflächigen Kiebitzfenstern markieren kann. Aufmerksame Naturliebhaber, die ab Mitte März Kiebitze beobachten, können den LPV ebenfalls unterstützen, indem sie ihn hierüber informieren. "Die ersten Kiebitze sind mittlerweile bei uns angekommen. Das Brutgeschäft beginnen sie dann ab Ende März/ Anfang April", sagt der LPV. Daher sind Meldungen von etwa Anfang bis Mitte April am nützlichsten. Aber auch spätere Brutnachweise seien wertvoll. Wer sich darüber hinaus stärker beim Kiebitzschutz einbringen möchte, kann sich ebenfalls beim LPV melden und diesen als ehrenamtlicher Helfer unterstützen. Genauere Infos hierzu erteilt ebenfalls Adrian Wimmer.

Wichtig: Kiebitze reagieren besonders scheu auf Fußgänger und Hunde. Man sollte sich also dem möglichen Nest nicht nähern und die Vögel nur aus sicherer Entfernung beobachten. Andernfalls fliegt der Brutvogel auf und die Eier können je nach Witterung auskühlen oder von Fressfeinden zerstört werden, während der Kiebitz mit der Abwehr eines eigentlich harmlosen Beobachters beschäftigt ist.

− red