Bad Birnbach/Bad Griesbach
Aufbruch ins Neue

Evangelischer Pfarrer Dr. Philipp Augustin ins Amt eingeführt – Ein "roter" und ein "blauer" Kurseelsorger

20.10.2020 | Stand 19.09.2023, 21:32 Uhr

Dekan Jochen Wilde (links) nahm die Einführung von Dr. Philipp Augustin in der Emmauskirche vor. −Foto: Gröll

Rund ein Jahr dauerte die Vakanz seit dem Weggang von Pfarrerin Pia Werner. Diese Zeit aber ist nun zu Ende, und die Freude groß: Mit Dr. Philipp Augustin ist die zweite evangelische Pfarrstelle wieder besetzt. Der neue Pfarrer wird dabei sowohl für Bad Birnbach und Bad Griesbach als auch für die Kurseelsorge zuständig sein. Der 32-jährige Rheinländer wurde von Dekan Jochen Wilde ins Amt eingeführt. Die Liebe zu einer Katholikin hat ihn ins Rottal geführt. Bemerkenswert außerdem: Auch Wilde ist erst seit wenigen Tagen in dieser Funktion tätig.

Pfarrer Klaus Stolz begrüßte die Gemeinde in der Emmauskirche im Bad Griesbacher Kurgebiet. "Wir feiern unter besonderen Bedingungen", sagte er eingangs – und bat darum, angesichts der Pandemie die Masken auch während des Gottesdienstes zu tragen. "Gott schaut auch unter die Masken."

Liebe zur Familie, Theologie und zur Seelsorge

Wie ein junger Rheinländer ins Rottal kommt, diese Frage klärte Wilde sogleich auf. "Schuld daran ist die Liebe", sagte er. Und zwar die zu seiner Frau Veronika, eine promovierte katholische Theologin, die aus Ortenburg kommt, mit der er eine kleine Tochter hat. Nicht nur deshalb hätte man wohl keinen besseren Ort wählen können, als die Emmauskirche. Wie Pfarrer Stolz bemerkte, werde hier seit 28 Jahren Ökumene gelebt.

Dr. Philipp Augustin stammt aus der Eifel südlich von Köln. "Für Ihre Frau ist es die Rückkehr in die Heimat, für Sie der Aufbruch ins Neue", meinte der Dekan. Nicht nur die Liebe zur Familie stecke dahinter, sondern auch die zur Theologie und vor allem zur Seelsorge. "Das hat die Stelle für ihn attraktiv gemacht", meinte Wilde. Dazu komme die Liebe zur Ökumene. Das ökumenische Zentrum in Bad Griesbach habe Vorbildcharakter, so der neue Dekan. Und ja, die Liebe zu einem bayerischen Fußballverein komme obendrauf – wie sich herausstellte, handelt es sich dabei um den FC Bayern.

Chance und Herausforderung in einem

Es brauche hier aber auch die Liebe zur Diaspora, diese sei Chance und Herausforderung in einem. Den Blick von außen solle Dr. Philipp Augustin bewahren, empfahl Wilde. Es gehe darum, voneinander zu lernen. Dank sagte er all jenen, die während der Vakanz zusätzliche Aufgaben getragen haben. Als echter Seelsorger werde der neue Pfarrer mit großer Freude erwartet.

Dann folgte die offizielle Einführung, die Dekan Wilde vornahm. Zur Seite standen Dr. Philipp Augustin in diesem Moment Sebastian Braml aus der örtlichen Kirchengemeinde, Schwager Alexander Woiton sowie Diakon Mario Unterhuber, der von katholischer Seite für die Kurseelsorge zuständig ist. Dann war der große Moment gekommen, Dr. Philipp Augustin stand selbst unter dem großen Zeltdach der Emmauskirche und richtete Worte an die Gemeinde.

Er schilderte den Neuanfang in Niederbayern, der manche Überraschung alleine schon der Sprache wegen mit sich bringe und mit Herausforderungen verbunden sei, aber: "Es ist ein schöner Neuanfang hier bei der Familie." Er sprach in seiner Predigt über Veränderungen, vor allem aber über Emotionen. Auch wenn man von Christen oft Harmonie und Ausgeglichenheit erwarte, warnte der Geistliche davor, die eigenen Emotionen schönzureden. "Es ist wichtig, sie zuzulassen", betonte er, denn: "Die Wahrheit fängt bei mir selber an". Im zweiten Schritt müsse man dann jedoch fragen: "Wo kommt das her, was steckt dahinter".

"Du bist ein Roter, ich ein Blauer"

Kirchenrat Thomas Roßmerkel sah viele gute Ansätze an Augustins neuer Wirkungsstätte. "In der Kur, im Urlaub sind die Menschen offener für Fragen nach dem Sinn des Lebens", betonte er. Der katholische Diakon Mario Unterhuber freute sich auf die Zusammenarbeit mit seinem neuen Kollegen. "Ich bin katholisch, du evangelisch. Du bist ein Roter, ich ein Blauer", ließ er keine Zweifel daran, für wen sein Fußballherz schlägt. Am Ende gehe es darum, "gemeinsam Corona zu umgehen und im übertragenen Sinn den Abstand zu überwinden", so Unterhuber.

In die Grußwortredner reihten sich auch Seniorpfarrerin Sabine Hofer und stv. Vertrauensfrau Ilse Lorenz und der Leiter der Bad Birnbacher Kurverwaltung, Viktor Gröll, ein. Kirchenmusikdirektor Jürgen Wisgalla – er feierte erst vor kurzem sein 40. Dienstjubiläum – an der Orgel sorgte für einen würdigen musikalischen Rahmen. Er wurde dabei von seiner Frau Karin unterstützt. Neben den Besuchern in der Kirche konnten die Patienten der Klinik "Passauer Wolf" den Gottesdienst per Live-Schalte mitverfolgen.

− red