Simbach am Inn/Roßbach
Öko-Modellregion: Jury nimmt Bio-Akteure unter die Lupe

03.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:57 Uhr

Besuchten die Antersdorfer Mühle in Simbach: (von links) Ludwig Reil, Vorsitzender der Direktvermarkter Rottal-Inn; Jutta Weber, Projektkoordinatorin Öko-Modellregionen am LfL; Martin Hofbauer, Koordinierungsstelle ökologischer Maßnahmen am Landratsamt; Sebastian Huber, Geschäftsführer der Antersdorfer Mühle; Martin Siebenmorgen, stv. Leiter der Kreisentwicklung; Johann Priemeier, Inhaber der Antersdorfer Mühle; Hans-Jörg Birner, Bürgermeister der Gemeinde Kirchanschöring; Dr. Klaus Wiesinger vom Kompetenzzentrum Ökolandbau am LfL und Landrat Michael Fahmüller. −Foto: red

Der Landkreis hatte sich Ende 2022 erneut als staatlich anerkannte Öko-Modellregion beworben. Nachdem das Konzept dafür Mitte Dezember abgegeben wurde, besuchte kürzlich eine Jury zwei Akteure entlang der Bio-Wertschöpfungskette − nämlich die Antersdorfer Mühle in Simbach sowie „Land.Luft Leberfing“ in Roßbach, wie es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes heißt.

Vor Ort dabei waren die beiden Jurymitglieder Dr. Klaus Wiesinger, Koordinator am Kompetenzzentrum Ökolandbau an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising, sowie Hans-Jörg Birner, Bürgermeister der Gemeinde Kirchanschöring am Waginger See und damit Mitglied in der Öko-Modellregion Waginger See-Rupertiwinkel. Ebenfalls mit dabei war Jutta Weber, zuständig für die Projektkoordination der Öko-Modellregionen am LfL, die den Landkreis bereits bei den ersten Schritten in der Bewerbungsphase unterstützte.

250 Bio-Bauern beliefern Antersdorfer Mühle



Den Landkreis vertrat neben Landrat Michael Fahmüller auch der stellvertretende Leiter der Kreisentwicklung, Martin Siebenmorgen, sowie Martin Hofbauer von der Koordinierungsstelle ökologischer Maßnahmen in der Kreisentwicklung, der den Jurybesuch koordinierte. Auch Ludwig Reil, Vorsitzender des Direktvermarkter, nahm daran teil.

Erste Station war die Antersdorfer Mühle in Simbach, wo Unternehmensinhaber Johann Priemeier und Geschäftsführer Sebastian Huber über die Geschicke des Unternehmens berichteten. Die Mühle wird von 250 Bio-Bauern aus der näheren Region beliefert und produziert bereits seit den 70er Jahren ausschließlich in Bio-Qualität.

Von einer möglichen Ernennung zur staatlich anerkannten Öko-Modellregion erhofft sich das Unternehmen, dass mit dem entsprechenden Öko-Modellregion-Manager eine kompetente Schnittstelle im Landkreis geschaffen werden kann, die alle Akteure vor Ort zusammenbringt und vernetzt. Denn Johann Priemeier möchte mit seiner Mühle auch diejenigen Landwirte ansprechen, die interessiert daran wären, auf einen biologisch zertifizierten Anbau umzustellen und ihre Produkte dann in der Mühle verarbeiten zu lassen. Die Antersdorfer Mühle biete nämlich an, alle Früchte einer Fruchtfolge abzunehmen und auch Kleinstmengen zu verwerten, was somit auch für kleinere Betriebe attraktiv sein könne, so Mühlen-Geschäftsführer Huber.

„Dass eine Verbindung aller Akteure entlang der Bio-Wertschöpfungskette von Vorteil ist, zeigt die Tatsache, dass wir bereits mit der Öko-Modellregion Waginger See-Rupertiwinkel kooperieren“, stellten die Mühlen-Verantwortlichen abschließend klar. Auch die Vertreter der Jury zeigten sich angetan von den Möglichkeiten, die man vor Ort mit der Mühle hat: „Ich spüre hier eine große Motivation, sich wortwörtlich mit Akteuren an einen Tisch zu setzen und das Thema Bio-Getreideverarbeitung noch stärker voranzutreiben bzw. hier vor Ort in der Region auszubauen“, merkte Dr. Wiesinger vom LfL abschließend an.

Dann ging es weiter nach Roßbach zu Josef Straubinger, Geschäftsführer der Lindner Land- und Forstwirtschaft GmbH & Co. KG. Auf dem Hof von „Land.Luft Leberfing“ erklärte Straubinger direkt am mobilen Schlachtanhänger den Ablauf sowie die Vorteile dieser Schlachtart. Bei der mobilen Schlachtung werde die Fixierung, Betäubung und Tötung des Tieres direkt vor Ort beim Betrieb, am Hof oder auf der Weide durchgeführt, bevor das tote Tier im Anschluss in der Regel zum stationären Schlachtunternehmen zur Weiterverarbeitung gelangt. In Leberfing werden die Tiere sogar direkt vor Ort von den hauseigenen Metzgern verarbeitet. „Generell bedeutet eine mobile Schlachtung mehr Tierwohl, denn die Tiere erleben weniger Verlade- und Transportstress und sie verändert auch die Arbeitssituation der Landwirtinnen und Landwirte“, hob Straubinger hervor.

Dieser Ansatz stieß bei den Fachleuten auf großen Anklang, sodass die Frage aufkam, ob sich Josef Straubinger auch vorstellen könne, seine Expertise und Erfahrung mit Blick auf die Öko-Modellregionen in diesem Bereich an weitere Akteure, nicht nur im Landkreis Rottal-Inn, weiterzugeben.

„Die beiden Besuche waren sehr informativ. Wir konnten einen guten Eindruck bei zwei tollen Bio-Akteuren im Landkreis Rottal-Inn gewinnen und konnten dadurch unsere Bewertungsgrundlage, das theoretische Konzept, noch einmal mit Beispielen aus der Praxis unterfüttern“, betonte Hans-Jörg Birner.

Landkreis verfügt über „einzigartige Akteure“



Auch seitens der Verantwortlichen in der Kreisentwicklung zeigte man sich zufrieden: „Die Bereisungen haben unsere Ansätze aus der Bewerbung noch einmal bekräftigt und ganz klar gezeigt, dass der Landkreis über viele einzigartige Akteure entlang der Bio-Wertschöpfungskette verfügt, die gewillt sind die Produktion und Vermarktung heimischer Bio-Lebensmittel und das Bewusstsein für regionale Bio-Lebensmittel voranzubringen“, so Siebenmorgen und Hofbauer von der Kreisentwicklung. „Auch ich bin überzeugt, dass der Landkreis einen relevanten Beitrag als Impulsgeber an der Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus in Bayern leisten kann“, betonte auch Landrat Michael Fahmüller.

Mit der Entscheidung, ob der Landkreis zur Öko-Modellregion anerkannt wird, ist im Frühjahr 2023 zu rechnen.

− red