Brauchtum und Kulinarik
Hunderte feiern Erntedank in Bad Birnbach

29.09.2024 | Stand 29.09.2024, 17:13 Uhr |
Viktor Gröll

Bürgermeisterin Dagmar Feicht (rechts) und Mostkönigin Martina Neumaier strahlten angesichts der guten Rahmenbedingungen.

Unter strahlendem blauem Himmel ist am letzten Sonntag im September, das traditionelle Erntedankfest gefeiert worden. Ein langer Festzug durchquerte die Hofmark und steuerte dann auf den Neuen Marktplatz zu, wo alles für einen Gottesdienst unter freiem Himmel und dem anschließenden Erntefest bestens vorbereitet war.

„Wir danken für all das, was unser Leben ausmacht, liebe Menschen, Gesundheit, erholsamer Urlaub“, zählte Pfarrer Hans Heindl auf, hinterfragte aber gleichzeitig: „Empfinde ich Dankbarkeit für meinen Glauben? Bin ich Gott und den Mitmenschen etwas schuldig geblieben.“ Er ging in seiner Predigt mit dem vorherrschenden negativen Denken in der Gesellschaft und in der Politik stark ins Gericht. „Kritisieren ist ein Lieblingssport geworden. Jeder Vorschlag wird sofort in der Luft zerrissen.“ Fehler würden nur am anderen auffallen, und doch sei der Wunsch nach der Würdigung des eigenen Bemühens groß.

Bibel lädt zum positiven Denken ein



An dieser Stelle erinnerte er an die Schöpfungsgeschichte, die im Evangelium vorgetragen wurde. „Siehe, es war gut“, heißt es dort. „Und am letzten Schöpfungstag heißt es sogar ,Siehe, es war sehr gut‘“, sagte Hans Heindl und verwies darauf, dass die Bibel ab der ersten Seite zum positiven Denken einlädt: „Gott selber macht es uns vor“. Auch die Erntegaben würden jedes Jahr Anlass sein, das positive Denken nicht zu vergessen.

Nach dem Gottesdienst ging es beim anschließenden Erntefest auf der großen Piazza Rottaler Prägung um Kulinarik und um Brauchtum, alte Handwerkskunst, echte Volksmusik und Volkstanz. Den Auftakt machten „d’Wolfachtaler Iglbach“ mit ihrer Kinder-, Volkstanz- und Plattlergruppe. Auch die Goaßlschnalzer des Trachtenvereins „d’Altbachtaler Wittibreut“ mit ihren bekannten „Fuhrmanns-Peitschen“ und den seltenen, kurzstieligen „Apergoaßln“ waren zu sehen. Durch das Programm führte der im ländlichen Bad bestens bekannte Brauchtumsexperte Hans Riederer.

Edelweißschnitzen und Störnäherin



Handwerkskunst war in vielfältiger Weise zu sehen – etwa Posamentknöpfe (Posament ist der Sammelbegriff für schmückende Geflechte). Für Staunen sorgte auch das Edelweißschnitzen, eine hohe Kunst der Holzbearbeitung. Ein Heimspiel hatte Imkermeister Siegfried Biermeier. Auch ein Schmid, eine Störnäherin, ein Wagner, ein Drexler und eine Glasperlenwicklerin waren vor Ort. So wurde auch gezeigt, wie Kerzen gestaltet werden. Roswitha Klingshirn von der Gästeinformation im Artrium berichtete fachkundig über die althergebrachte Handwerkskunst.

Am Umzug nahmen mit Fahnenabordnungen die Feuerwehren aus den Pfarreien Bad Birnbach und Kirchberg, das BRK, der Bauern- und Bürgerhilfsverein und die KSRK Bad Birnbach sowie die Goldhaubenfrauen teil. Unter den Gästen waren auch Bürgermeisterin Dagmar Feicht, 3. Bürgermeister Bernhard Baumgartner, Ehrenbürger Josef Hasenberger, Bayerbachs Bürgermeister Günter Baumgartner und die fünfte Rottaler Mostkönigin Martina Neumaier. Der Dank von Pfarrer Hans Heindl galt dem Blechwerk der Sing- und Musikschule für die musikalische Begleitung, dem Helferteam, das die Altarbühne aufbaute, dem Markt Bad Birnbach für die Unterstützung, den Mesnerinnen für den Schmuck auf der Bühne und dem Erntealtar in der Pfarrkirche, den Teilnehmern am Festzug und die umfangreiche Vorbereitung samt dem Schmücken der Wägen und dem Herrichten der Erntekrone sowie dem Pfarrgemeinderat und vielen helfenden Händen für das Binden der Erntesträußchen und errichten der Erntekrone. Ein besonderer Gruß galt den Erstkommunionkindern und den Kindergartenkindern, die nach einem Jahr Pause wieder mit dabei waren. „Mensch, super“, freute sich der Geistliche. Für das leibliche Wohl sorgte das Team um Angelika Trumler vom Rathauscafe.

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