Wer im Garten Erfolg haben will, muss über den Tellerrand blicken, um die vielen Eigenheiten und Unwägbarkeiten der Natur zu verstehen. Vielleicht war es dieser Weitblick, der die Gartler aus den beiden Gemeinden Kirchdorf und Julbach bewogen hat, gemeinsam Lösungen zu suchen und einen gemeindeübergreifenden Verein zu gründen.
Schon vor 120 Jahren wurde ein gemeinsamer Obst- und Gartenbauverein gegründet, die Chronik berichtet von 36 Gründungsmitgliedern. Der Verein hatte bis über den Zweiten Weltkrieg hinaus Bestand, wurde dann aber in den 50er Jahren aufgelöst.
Doch schon bald kam der Wunsch zur Wiedergründung. Vor 40 Jahren ging dieser schließlich in Erfüllung. Einmal mehr taten sich die Gartenfreunde aus beiden Gemeinden zusammen. Am 24. März 1984 hoben 50 Gründungsmitglieder den Obst- und Gartenbauverein Julbach-Kirchdorf neu aus der Taufe. Am 12. Oktober feiert nun der Verein dieses 40-jährige Neubestehen mit einem kleinen Festakt um 19 Uhr im Inntalhof.
Ehrungen im Mittelpunkt der Feier
Im Mittelpunkt der Jubiläumsfeier steht die Ehrung der Gründungsmitglieder, von denen noch 35 am Leben sind. Allerdings sind einige inzwischen gesundheitlich angeschlagen, so dass nicht alle die Ehrung wahrnehmen werden. Bei der Veranstaltung wird zudem der seit 2020 als Vorsitzender tätige Hermann Sperl einen kleinen Rückblick auf die Vereinsgeschichte geben. Seit der Wiedergründung hat sich der Verein sehr gut entwickelt. Schon nach zehn Jahren war die Mitgliederzahl auf über 250 angestiegen. Heute zählt der Verein sogar 320 Mitglieder.
Kabarettist Horst Eberl tritt auf
Neben dem offiziellen Rahmen kommt bei der Jubiläumsfeier natürlich auch der gesellige Teil zu seinem Recht. Nach dem kurzen Festakt gibt es Speis und Trank und dazu auch beste Unterhaltung. Der Musiklehrer und Kabarettist Horst Eberl aus Pleiskirchen wird die Besucher mit humorvollen Texten und zünftigen Melodien unterhalten. Eberl steht in der Tradition von Fredl Fesl, mit dem ihn nicht nur der gemeinsame Wohnort, sondern auch eine musikalische Freundschaft verband.
Zu Gast sein werden auch Abordnungen benachbarter Gartenbauvereine und der Kreisvorstandschaft sowie Ehrengäste aus der Politik und ein Überraschungsgast, dessen Identität bis zum Abend geheimbleibt. „Wir wollen ja unsere Gäste auch ein bisschen neugierig auf den Abend machen“, betont Vorsitzender Hermann Sperl.
Die Wiedergründung vor 40 Jahren erfolgte mit Unterstützung von Julbachs Bürgermeister Max Riedl und von Johann Schürger, dem damaligen Kreisgeschäftsführer der Gartenbauvereine. Als erster Vorsitzender wurde Sepp Iretzberger gewählt, der ja auch als leidenschaftlicher Imker und Vorsitzender des Simbacher Imkervereins bekannt war. Aber für ihn war es auch eine Doppelbelastung und so war er froh, den Vorsitz bei den Gartlern fünf Jahre später an Hermann Prebeck abgeben zu können.
Dazu eine kleine Anekdote: Ehrenvorsitzender Hermann Prebeck ist kein Gründungsmitglied, er trat erst ein Jahr später in den Verein ein. Zur Gründungsversammlung ging er nicht und begründete das gegenüber seiner Frau, die schon kam und deshalb auch Gründungsmitglied ist, so: „Ich geh‘ da besser nicht hin, am Ende käm’ ich noch mit einem Pösterl heim.“ Geholfen hat das dem Hermann freilich nicht. Sein großes Wissen über Obstbäume prädestinierte ihn ja geradezu für ein Vorstandsamt. Und 1989 wählten ihn die Mitglieder zum neuen Vorsitzenden. 20 Jahre übte er dieses Amt aus, beriet Mitglieder und gab sein riesiges Wissen insbesondere über das Schneiden und Veredeln der Obstgehölze weiter.
Im Jahr 2009 folgte ihm Michael Gigler im Vorsitz und steuerte dann die Geschicke des Vereins für weitere elf Jahre. Als hauptberuflicher Gärtner war er für diese Aufgabe bestens vorbereitet. 2020 erfolgte die nächste Zäsur. Da übernahm Hermann Sperl den Vorsitz im Verein. Eigentlich ist es eher ein Familienteam. Denn Sperls Frau Brigitte ist schon seit über 20 Jahren für den Verein als Kassierin tätig und leistet auch viele Organisationsaufgaben in diesem Ehrenamt.
Mitgliedschaft bringt viele Vorteile
Ein Blick in die Vereinschronik zeigt das Auf und Ab. Bei der ersten Gründung im Jahr 1904 gab es 36 Gründungsmitglieder mit dem Ortspfarrer an erster Stelle. Vorstand war mit Joseph Waschl ein „Ökonom“, sein Stellvertreter Joseph Frank war Expositus in Seibersdorf. Gerade Ortsgeistliche haben ja einst die Obstbaumzucht geprägt. Zudem gab es im Vorstand Lehrer und auch einen Brauer. Nach der Neugründung im Jahr 1984 startete der Verein gleich im ersten Jahr mit vier Fachvorträgen, einem Veredelungskurs und einem Busausflug nach Weihenstephan.
Warum ein Gartenbauverein, was haben die Mitglieder davon? Auf diese Frage hat Hermann Sperl eine ganz einfache Antwort – das Jahresprogramm des Vereins. Bis heute hat der Obst- und Gartenbauverein alljährlich ein umfangreiches und interessantes Angebot auf die Beine gestellt. Das schätzen die Mitglieder an ihrem Verein – diese ausgewogene Verbindung von Information und Geselligkeit. In diesem Jahr zum Beispiel gab es Ausflüge nach Graz und Salzburg, Seminare, Vorträge und Führungen.
Und natürlich hat die Mitgliedschaft auch ganz praktische Vorteile: Der Verein schafft größere Geräte wie Vertikutierer oder Häcksler an, die dann von allen Mitgliedern ausgeliehen werden können. Und viele schätzen auch den „Gartenratgeber“, den der Landesverband allen Mitgliedern jeden Monat kostenlos schickt. „Wir freuen uns über jeden Gast bei unseren Veranstaltungen und noch mehr, wenn dann aus einem Gast ein Mitglied wird“, stellt Hermann Sperl heraus.
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