Zeit schenken und da sein
Ehrenamtliche Familienbegleiter für Rottal-Inn gesucht

08.11.2024 | Stand 08.11.2024, 12:14 Uhr |

Eine Ehrenamtliche bei Ihrem Einsatz in einer betroffenen Familie. − Foto: red

Wenn Kinder oder Elternteile lebensbedrohlich erkranken, gerät in deren Familie alles aus den Fugen. In diesen Phasen unterstützt sie auf Wunsch das ambulante Kinderhospiz in Landshut, das Familien in ganz Niederbayern begleitet – so auch im Landkreis Rottal-Inn. Neben hauptamtlichen Kinderhospizfachkräften sind häufig auch ehrenamtliche Familienbegleiter bei den Familien im Einsatz. Sie sind Vertrauensperson, Spiel- und Gesprächspartner, schenken den erkrankten Kindern oder Geschwisterkindern ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und ein Stück Normalität im oft schwierigen Alltag.

Ambulanter Kinderhospizdienst

Waltraud Mayer aus Massing und Monika Vilsmeier aus dem Landkreis Dingolfing-Landau sind zwei dieser Ehrenamtlichen. Waltraud Mayer war bereits im Erwachsenenhospiz tätig. Bei einem Vernetzungstreffen zwischen Erwachsenen- und Kinderhospiz in ihrer Region erfuhr sie vom ambulanten Kinderhospizdienst. Angesprochen hat sie sofort die Tatsache, dass bei der Kinderhospizarbeit „die Familie und meistens das gesunde Geschwisterkind in den Fokus rückt – da sich diese immer hintenanstellen müssen.“

Monika Vilsmeier arbeitet als Erzieherin in einem Kindergarten: „Als der Vater eines Kindes meiner Gruppe sehr plötzlich verstarb, merkte ich, dass ich das Kind und die Familie gerne noch besser in dieser lebenseinschneidenden und tragischen Situation begleiten und unterstützen würde. Hierzu fehlte mir aber das nötige spezifische Fachwissen zum Thema ,Kinder und Tod‘. Aus diesem Grund recherchierte ich und fand so schließlich zum AKM.“

Die Einsatzbereiche der ehrenamtlichen Familienbegleiter sind vielfältig und so individuell, wie jede der begleiteten Familien selbst. Die ehrenamtlichen Familienbegleiter übernehmen in den Familien eine wichtige Rolle und entlasten sie.

Eine Herzensangelegenheit



Waltraud Mayer berichtet: „Zurzeit begleite ich eine Familie mit vier Kindern. Eines davon ist sehr krank und benötigt Hilfe für alles. Er kann nichts selbst tun, weder essen noch trinken, sprechen oder sich umdrehen. Zu Beginn begleitete ich das ältere Geschwisterkind und auch die Mutter ist sehr dankbar über jegliche Hilfestellung. Grundlegend für die gute Beziehung zwischen der Familie und mir sind viele Gespräche, das Zuhören oder mal ein gemeinsames Frühstück. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit. Es ist ein Geben und Nehmen und erfüllt mich mit viel Freude. Wir lachen und weinen gemeinsam.“

Monika Vilsmeier begleitet aktuell „einen Jungen mit Trisomie 21 dessen große Schwester plötzlich lebensbedrohlich erkrankt ist. Es ist schön zu sehen, wie sehr der Junge meine Besuche genießt. Er begrüßt mich jede Woche strahlend an der Tür und freut sich über die gemeinsame Zeit, in der es nur um ihn geht.“

Ehrenamtliche werden intensiv geschult

Auch die Eltern würden sich darüber freuen, dass ihr Junge etwas „nur für sich selbst“ hat und auch mal andere, neue Dinge erleben kann, wofür im stressigen Alltag oft keine Zeit wäre. „Zudem kann ich sie etwas entlasten, indem sie in dieser Zeit die Möglichkeit haben Zeit für sich zu nehmen oder wichtige Aufgaben zu erledigen.“

Vorkenntnisse im Hospiz- oder Kinder betreuenden Bereich sind aber keine Voraussetzung, wenn man sich für dieses Ehrenamt interessiert, heißt es in der Pressemitteilung. Die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) schule alle Ehrenamtlichen vorab intensiv und bereite sie fachlich auf ihre Aufgabe in den Familien vor.

Dennoch könne es selbst bei einer guten Vorbereitung immer zu unvorhersehbaren Situationen bei den Ehrenamtseinsätzen kommen – und eine Familienbegleitung könne auch belastend sein. „Natürlich gibt es im Rahmen der Begleitung auch schwierige Momente und belastende Situationen, in denen ich jedoch stets mit der Unterstützung meiner Hauptamtlichen Kinderhospizkraft rechnen kann. Sie steht mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Auch der Austausch mit anderen Ehrenamtlichen hilft mir dann sehr,“ so Monika Vilsmeier.

Regelmäßige Supervisionen und Fortbildungen



Es finden regelmäßige Supervisionen und Fortbildungen statt und generell gibt es immer einen engen Austausch, damit die Familien bestmöglich begleitet werden können. Jeder trägt dazu bei, dass es für die Familie in ihrer schwierigen Situation ein wenig leichter wird.

Und was bedeutet das Ehrenamt für die beiden Frauen persönlich? „Für mich gehört es zu einem erfüllenden Leben dazu – Dankbarkeit, etwas geben zu dürfen, ist eine Herzensangelegenheit und soll auch als Vorbild für die eigenen Kinder dienen“, sagt Waltraud Mayer, die nun seit elf Jahren für das AKM tätig ist.

„Ich persönlich empfinde es als wichtige und sinnstiftende Aufgabe für andere Menschen da zu sein, wenn sie es wirklich brauchen. Als Ehrenamtliche in der Stiftung AKM kann ich dies tun. Die große Dankbarkeit der Familien, wenn ich einfach Zeit schenke, motiviert mich immer wieder aufs Neue weiterzumachen, auch wenn eine Begleitung oft emotional anstrengend sein kann.“

Wohnortnaher Einsatz einmal die Woche

Besonders bei längeren Begleitungen baue man eine sehr enge und vertrauensvolle Beziehung mit der Familie und dem zu begleitenden Kind auf. „So freue auch ich mich jedes Mal sehr auf meine Besuche und darauf die Familie wieder zu sehen, mit dem Jungen zu spielen und einfach da zu sein.“

Alle Familienbegleiter der Stiftung AKM werden wohnortnah in betroffenen Familien eingesetzt, maximal einmal wöchentlich für bis zu vier Stunden, je nach Absprache mit der Familie.

Die nächste Ehrenamtsschulung beginnt im Januar 2025. Für Interessierte und weitere Informationen zum „Ehrenamt Familienbegleitung“ in der Region Niederbayern, steht Laura Demiani aus dem Zentrum Niederbayern zur Verfügung: Unter ✆ 0176/1234 6709 oder per E-Mail an laura.demiani@kinderhospiz-
muenchen.de.

− red

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