Versöhnt mit der Videokonferenz
"Play Hard Work": Theater an der Rott spielt für Schulen auf Zoom

02.05.2021 | Stand 20.09.2023, 22:07 Uhr

Von ihnen lässt sich lernen, wie die Videokonferenz lebendig bleibt: Hannah Candolini (links oben), Elisabeth Nelhiebel und Mark Harvey im interaktiven Zoom-Theaterstück "Play Hard Work. −Foto: Screenshot rmr

Seit Weihnachten hocken die meisten Schüler der Region tagtäglich vorm Computer und starren in die Videokästchen der Software Zoom, wo ihre Lehrerinnen und Lehrer "Distanzunterricht" betreiben. Was vor Monaten noch spannend und neu war, ist für viele zum Sinnbild von Isolation und Ödnis geworden – und "Zoom" zum Wort für das, was bitte enden soll. Es birgt ein gehöriges Risiko, in dieser Situation ein Theaterstück für "Menschen von 11 bis 111" auf Zoom zu spielen. Noch mehr eingekastelte Menschen, jetzt auch in der Freizeit?

Die Antwort heißt ausnahmsweise: ja, gerne! Denn dem Theater an der Rott in Eggenfelden ist mit dem Stadttheater Fürth und der freien Münchner Gruppe Pandora Pop ein kurzweiliges, anregendes und ausgesprochen lustiges Stück gelungen. Dieses Wochenende hatte "Play Hard Work" Online-Premiere, ab jetzt können Schulen das Stück für Schulklassen buchen – eine willkommene Abwechslung im Zoom-Alltag.

"Play Work Hard" funktioniert deshalb so gut, weil der Zuschauer aktiv mitmachen darf, ohne das unschöne Gefühl zu haben, gleich auf eine Bühne gezerrt zu werden. Wenn alle die Kamera anlassen, ergibt sich ein Bildschirm voller Gesichter, eine menschliche Zusammenkunft, die dem Theater ja ihren Zauber verleiht.

Die Geschichte ist folgende: Für den fiktiven Youtubekanal "Play Hard Work" soll ein neues Video gedreht werden. Die drei Darsteller Elisabeth Nelhiebel, Hannah Candolini und Mark Harvey spielen Assistenten dreier Youtubestars und bereiten mit dem Publikum den Dreh vor. Jeder Zuschauer entscheidet, in welches Team er will (Sport, Kreativität oder Karriere) und legt je nachdem ein rotes, blaues oder gelbes Kleidungsstück an. Anna Winde-Hertling gibt in der Rolle als Praktikantin erst mal eine Einführung in Zoom, schließlich sind nicht alle so fit darin wie Schüler. Der Zuschauer lernt eine sehr amüsante Art Gebärdenapplaus, baut aus Papier Wolken fürs Video-Bühnenbild, erzeugt mit Taschenlampen Blitze in die Laptopkamera, schreibt mit Edding auf, was motiviert und Kraft raubt, und lässt im Finale zwar keine roten Rosen, aber doch Schneeflocken aus Papier regnen.

Die "Bühne" sind drei gut ausgeleuchtete Zimmer der Schauspieler, auf einem vierten Screen ist oft poppige Videokunst zugeschaltet, technisch werden alle Darstellungsformen und Kooperationsmöglichkeiten der Videoplattform ausgereizt, die leicht durchgedrehte Regie führte das Kollektiv Pandora Pop.

In einer immensen Leistung demonstrieren die Schauspieler, wie in Zoom Konzentration und Motivation weit oben bleiben: Du musst die Technik so trainieren, dass du sie in der Videokonferenz spielend meistern kannst. Du musst wahnsinnig viel Aktivität und Energie investieren, damit am anderen Ende der Leitung was ankommt. Und du musst interagieren statt nur reden. So kann Arbeit tatsächlich ein bisschen zum Spiel werden. Auch in der Schule.

Raimund Meisenberger



•Vorstellungen für Schulklassen können gebucht werden unter info@theater-an-der-rott.de