Passo Avanti bei den EW in Mariakirchen
Klassische Musik "einmal anders" – Ist das nötig?

Das Ensemble Passo Avanti verfremdet Kompositionen bei den Europäischen Wochen im Schloss Mariakirchen

01.10.2020 | Stand 19.09.2023, 23:22 Uhr
Hans-Udo Kreuels

Drang zur Modernisierung: das Ensemble Passo Avanti −Foto: Christian Hartmann

Das Motto des Konzerts der Festspiele Europäische Wochen im Rottaler Schloss Mariakirchen, das die vier ausgezeichneten Instrumentalisten Julia Bassler (Violine) Alexander von Hagke (Klarinetten und Flöten), Lucas Campara Diniz (Gitarren), und Jaka Stadler (Cello), am Donnerstagabend unter Corona-Auflagen bestritten, lautete: "Vom Suchen und Finden, Begegnungen mit Mozart". Nun, ein Fazit des Gehörten könnte heißen: Vom erfolgreichen Suchen und stellenweise auch Finden . . .

Alle PNP-Berichte über die Festspiele finden Sie auf pnp.de/ew

Es ist ein schwieriges und künstlerisch hoch riskantes Unterfangen, große klassische Musik zu verfremden bzw. "aktualisieren" zu wollen! Das stellt sich durchweg ein, betrifft aber im Besonderen intime Aussagen und sensibel abgestufte Klangbilder.

Ein Beispiel dafür ist das "Lied der Trennung" von Mozart, wo das Ensemble recht gekonnt mit dem südamerikanischen Fandango-Flair agierte, welches sich animierend verselbstständigte und trotz ständiger "Anklänge" an Mozart diesen schließlich "hinter sich ließ". Man fragte sich: Hat Diskretion in der musikalischen Übermittlung keinen Wert mehr? Ähnlich verlief die Paraphrase von Chopins Prélude e-Moll. Für Pianisten noch peinlicher, ergab sich die Frage: Warum muss bei aller brillanten Improvisationstechnik und oft faszinierender, klassizistischer Jazz-Performance Chopin oder Mozart als Einstieg herhalten? Denn was das interessante Quartett mit seinem agilen Instrumentarium bot, im Wechsel von E-Gitarre zu klassischer Gitarre oder von der Klarinette zu Piccolo- oder Bassklarinette etc., in rhythmischer Raffinesse und delikatem Zuspiel, war erfrischend musikantisch und höchst anregend.

Das Zusammenwirken von E-Gitarre und Klarinette begünstigte mitunter eine sensorisch und akustisch unglückliche Verschärfung, welche sich zudem durch den niedrigen Bühnenraum des Schlossfestsaals verstärkte.
Unter den drei Kompositionen des Konzeptors des Ensembles, Alexander von Hagke, ist besonders "Summer in Skane" erwähnenswert, da es auch die lyrisch feinsinnigen Valeurs wirksam in Szene setzte.

Hans-Udo Kreuels