Eggenfelden
Einweihung der Friedhofskirche zum Patrozinium

12.09.2022 | Stand 12.09.2022, 18:02 Uhr

Ein ruhender Pol inmitten der Gräber: die neu renovierte Friedhofskirche. −Foto: Eder

Die Friedhofskirche blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Im Gefolge des Dreißigjährigen Krieges rollte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die letzte große Pestwelle über Europa hinweg. Sie brachte auch in dem kleinen Markt Eggenfelden Elend, Krankheiten, Seuchen und Hungersnot. Als diese Epidemie endlich vorüber war, entschlossen sich die Bürger im Jahr 1632, eine Pestgelöbniskirche, die sie der Gottesmutter weihen wollten, zu errichten.

Im Jahr 1634 wurde mit dem Bau begonnen und schließlich 1637 beendet. Bereits im Jahr 1639 konnte ein Hochaltar "aufgesetzt" werden. 1887 wurde in den neu geschaffenen neurenaissancezeitlichen Hochaltar die gekrönte Madonna mit dem Jesuskind überführt, die heute wieder in ihrem ursprünglichen Goldkleid erstrahlt. Krone und Zepter stammen allerdings aus einer Renovierungsphase Ende des 18. Jahrhunderts.

In den Flügeln links und rechts sind die beiden Pestpatrone, der heilige Sebastian und der heilige Rochus, dargestellt. Die beiden Seitenaltäre im Knorpelwerkstil tragen die Jahreszahlen 1639 und 1642. Im nördlichen Langhaus, der sogenannten Strasser-Kapelle, ist eine übergroße Holzgruppe der Pietà zu bewundern, 1729 gestiftet von Georg M. Strasser, Bürger und Bierbräu in Eggenfelden, und seiner Frau Klara. Das schmiedeeiserne Gitter, das die Kapelle vom Kirchenschiff trennt, zeigt auch heute noch an, dass die Strasser-Kapelle eigentlich eine bürgerliche Stiftung war, die bis 1850 in Privatbesitz blieb. Ebenfalls in der Strasser-Kapelle sind heute zehn qualitativ hochwertige barocke Zunftstangen aufbewahrt.

Zu diesem Gotteshaus "auf dem freien Feld" entwickelte sich bald eine lebhafte Wallfahrt. Als dann im Jahr 1815 der Friedhof von der Pfarrkirche weg an die jetzige Stelle verlagert wurde, verlor das frühbarocke Gotteshaus, das eigentlich den Namen "Unserer Lieben Frau" trägt, seine Bedeutung als Pestgelöbniskirche. In ihr liegt übrigens auch Pater Johannes Still begraben, der im letzten Jahr des dreißigjährigen Kriegs, 1648, Eggenfelden vor der Zerstörung durch die Schweden bewahrte und sich in den Monaten danach intensiv um die Pestkranken kümmerte.

Die Friedhofskirche stellt bis heute einen Ruhepol im Eggenfeldener Gottesacker dar. Weil die Kosten für die Gesamtrenovierung noch nicht ganz abgedeckt sind, werden gerne Spenden auf das Konto Nummer DE15 7406 1813 7106 4151 13 bei der VR-Bank Rottal-Inn entgegengenommen. Die offizielle Eröffnung der Friedhofskirche, die bisher coronabedingt immer wieder verschoben werden musste, wird am kommenden Donnerstag, 15. September, um 19 Uhr mit einem Gottesdienst zum Patrozinium gefeiert.

Die dabei dargebotene Kirchenmusik passt sowohl lokal als auch thematisch perfekt zum Patrozinium. So ist zum einen die franziskanische Antiphon an Maria, die nach der großen Pest-Epidemie entstanden ist und somit eine direkte Verbindung zur Friedhofskirche als Pestgelöbniskirche hat, zu hören. Zum anderen stammen die beiden weiteren Vertonungen aus der Feder des Eggenfeldener Komponisten Franz Ignaz Lipp und von dessen Schwiegersohn Michael Haydn. Es musizieren Angelika Rembeck (Sopran), Eva Gruber (Alt), Gunter Mooser (Tenor) und Gregor Mooser (Bass), sowie Johannes Buxbaum (Continuo). Nach dem Gottesdienst steht Kirchenpfleger Gunter Mooser für eine Kirchenführung zur Verfügung.

− ed