Im November 1921 aus der Taufe gehoben, war der Trachtenverein "Dö lustig’n Holzlandla" Kudlhub im letzten Jahr 100 Jahre alt. Corona-bedingt fand im Juli zwar ein festlicher Gottesdienst vor dem Dorfhaus mit Übergabe eines Erinnerungsbandes durch Festmutter Anita Damböck statt, eine größere Feier war freilich nicht möglich. Die wird aber nun vom 22. bis 24. Juli groß nachgeholt.
Der drittälteste Trachtenverein im Gau Niederbayern wird begleitet vom Trachtenverein "d’Rottaler" Massing als Patenverein, als Schirmherr steht den Kudlhubern Bürgermeister Christoph Brunner zur Seite, mitfeiern werden die Trachtenvereine im Landkreis Rottal-Inn und die Ortsvereine von Mitterhausen.
Kartenvorverkauf für die "Nacht der Tracht"
Eigentlich sind die Kudlhuber Trachtler 100 Jahre jung, denn die über 60 aktiven Erwachsenen wie auch die mehr als 20 Kinder und Jugendlichen der Nachwuchsgruppe sind seit Ende der 70er-Jahre und aktuell voll im Einsatz für den Erhalt von Tradition und Brauchtum. Volkstänzer, Plattler und Goaslschnoizer sind im weiten Umkreis ein Begriff, erfreuen und begeistern Zuschauer in der ganzen Region mit ihren Auftritten ebenso wie die Laienspieler mit Theateraufführungen, die "Jungen" zeigen ihr Können mit Gesang und Tanz bei Festen und Feiern der Pfarrei, im Parkwohnstift oder beim Volksfest, gestalten Gottesdienste und Andachten, treffen sich zum Basteln, Spielen und Zeltlager.
Für die drei Festtage hat der Verein mit dem Festausschuss an der Spitze schon ziemlich alles geregelt, in den nächsten Tagen steht den Mitgliedern aber doch noch einige Arbeiten ins Haus: das Herrichten und Dekorieren der Maschinenhalle beim Zaunerhof in Henning, in der gefeiert wird, Bühne, Altar und Sitzgelegenheiten am Hof der Familie Naneder-Stadler in Kudlhub errichten, wo Pfarrer Bernhard Saliter am Sonntag den festlichen Gottesdienst mit Bändersegnung zelebrieren wird, das Schmücken der Pfarrkirche in Mitterhausen, in der man am Samstag zur Gedenkandacht für die verstorbenen Mitglieder zusammen kommt. Dank einer Spende der gräflichen Schlossbrauerei Arnstorf durften die aktiven Trachtler schon mal den edlen Gerstensaft verkosten, der an allen drei Tagen ausgeschenkt wird. Zum Zuschauen beim Festzug und zum Mitfeiern ist die ganze Bevölkerung eingeladen.
Für den zünftigen Abend am Freitag unter dem Motto "Nacht der Tracht" mit Tom und Basti sind noch Karten im Vorverkauf unter Telefon0170 / 4795118 bei Melanie Wagner – per Anruf, SMS oder WhatsApp von Montag bis Samstag zwischen 17 und 20 Uhr erhältlich, Karten gibt es auch an der Abendkasse.
Ein Rückblick in die Vereinshistorie
Die älteste Aufzeichnung über die "Holzlandla" finden sich im Trachtenkalender von 1923. Der Verein zählte damals zwölf aktive und 15 passive männliche und bereits auch acht aktive weibliche Mitglieder. Unter dem 1. Vorsitzenden Xaver Frank wurde schon 1922 ein Trachtenfest abgehalten. Für die Wiederbelebung nach dem Krieg Ende 1948 steht der Name von Josef Bachhuber, dem "Radlsbeck Sepp". Unter seiner Führung feierte man im Juni 1951 das 30-jährige Gründungsjubiläum mit Fahnenweihe.
In der Zeit ab 1961, als überliefertes Brauchtum wenig Ansehen genoss, kämpften Vorstand Fritz Schmid und sein Stellvertreter Xaver Reiter um den Erhalt des Vereins. Ein Aufschwung, der bis heute anhält, setzte ab 1977 unter Vorstand Walter Machtl ein. Die Zahl der Mitglieder stieg von 53 auf über 100, die seit 1961 geplante komplette Umstellung der bisherigen Gebirgstracht auf die bodenständige Volkstracht wurde umgesetzt, der Brauch des Rauhnachtsingens wieder belebt, ebenso die lange Theatertradition, das Sonnwendfeuer und das jährliche Rehessen eingeführt und 1981 die erste Trachtenwallfahrt mit Segnung der restaurierten Fahne abgehalten.
Ab 1986 setzte Vorstand Georg Fuchsgruber diese Arbeit fort und warb zahlreiche neue Mitglieder. Unter seiner Führung feierte man 1991 in Kudlhub ein großes Trachtenfest. Der von Fuchsgruber initiierte Männergesang fand durch den frühen Tod von Xaver Stömmer leider ein jähes Aus. Ab 1994 lenkt Sepp Damböck die Geschicke der Trachtler. Über 50 aktive Erwachsene in kompletter Volkstracht folgten seinen Ideen zum Erhalt von Tracht und Brauchtum. Unter seiner Leitung wurden 1996, 2001 und 2006 die Vereinsjubiläen gefeiert, ebenso im Jahr 2008 das 10-jährige Bestehen der Goaslschnoizergruppe. 120 Schnoizer aus der ganzen Region ließen es dabei ihre Goasln gewaltig krachen.
Seit 1995 sind Kinder und Jugendliche in einer eigenen Gruppe in die Pflege von Tradition und Brauchtum eingebunden. Unter den Fittichen von Jugendleiterin Andrea Sollinger sind derzeit 25 Mädchen und Buben voll Eifer bei der Sache. Die Laienspielgruppe, früher im Saal beim Wirt z’Kudlhub zu Hause, erfreute ab 1996 im Pfarrzentrum St. Georg in Arnstorf eine jährliche wachsende Zahl von Zuschauern mit ihren Theateraufführungen. Seit 2016 steht mit Florian Sollinger ein junger Vorstand an der Spitze der 300 Mitglieder.
Das Festprogramm
Am Freitag, 22. Juli, beginnt die Feierlichkeit mit der Nacht der Tracht. Die Musikanten mit Tom & Basti am Zaunerhof in Henning, Einlass ab 18.30 Uhr.
Samstag, 23. Juli: Heimatabend mit Ehrungen. Um 18.30 Uhr: Andacht für verstorbene Mitglieder in der Pfarrkirche in Mitterhausen
Ab 20 Uhr: Heimatabend mit Ehrungen mit der Dorfner Musi und Auftritten der Tänzer, Plattler und Goaßlschnoizer am Zauner Hof in Henning.
Sonntag, 24. Juli: Ab 8 Uhr Eintreffen der Verein mit Weißwurstfrühstück, 9.30 Uhr Aufstellung zum Kirchenzug, Abmarsch nach Kudlhub. 10.30 Uhr: Festgottesdienst mit Bändersegnung am Hof der Familie Naneder-Stadler in Kudlhub. 12.30 Uhr: Mittagessen, Ansprachen, Ehrentänze, Auftritte der Kindergruppe und des Patenvereins Massing.
Das älteste Bilddokument der Holzlandla Trachtlern stammt aus dem Jahr 1922. In der ursprünglichen Miesbacher Tracht: (sitzend v.l.) Vorstand Xaver Frank und Georg Reiter (rechts); (1. Reihe stehend v. l.) Xaver Naneder, Alois Frank und Sepp Frank. −Fotos: Machtl/Archiv
Schirmherr und Bürgermeister Christoph Brunner zapfte das von der gräflichen Brauerei Arnstorf gestiftete Fass an und stieß mit (v.l.) 2. Vorstand Florian Frank, Pfarrer Bernhard Saliter und Vorstand Florian Sollinger an.
