Spielabbruch im Totopokal
„Das ist irre“: So kam es zur Zuschauerattacke in Ering – Jetzt muss das Sportgericht entscheiden

01.08.2024 |

Nach einem Zweikampf kam es zum Eklat. − Symbolfoto: Duschl

Eigentlich sieht alles nach einer Pokal-Überraschung aus. Bis zur 88. Minute führt der A-Klassist STV Ering am Inn in der zweiten Runde des Totopokals Niederbayern Ost gegen den Kreisligisten TSV Karpfham mit 2:1 – doch dann kommt es zum Eklat.

Nach einem Einwurf kämpfen der Eringer Simon Seizl und der Karpfhamer Stefan Lindhuber um den Ball, wobei Seizl zu Boden geht. In der Folge kommt es zu einer Rudelbildung, bei der Fabian Seizl Lindhuber wegschubst. Als Lindhuber diesen zur Rede stellen will, wird er von einem Zuschauer von hinten ins Gesicht geschlagen. So schildert Karpfhams Trainer Reinhard Völdl die Szene, über die nun heftig diskutiert wird. Daraufhin bricht Schiedsrichter Michael Lindenthal (Schmidham) die Partie ab.

Laut Erings Abteilungsleiter Marcel Tiefenböck fehlen in dieser Darstellung noch einige Details. So sei Lindhuber nach dem Schubser auf Seizl losgegangen, habe diesen am Trikot gepackt und zum Schlag ausgeholt, aber nicht zugeschlagen. In der Nähe der Auslinie habe dafür ein emotional überreagierender Fan Lindhuber einen Schlag in Richtung Kopf verpasst, woraufhin ihn der Karpfhamer zu Boden gestoßen habe. Der am Boden liegende Zuschauer habe dann von einem Karpfhamer Funktionär noch einen Tritt in die Rippen bekommen, woraufhin es erst zur Rudelbildung und zum Spielabbruch gekommen sei, erklärt Tiefenböck.

„Eigentlich war alles halb so wild“



„Eigentlich war alles halb so wild“, beurteilt Völdl den Ursprung der Rudelbildung. Der Zweikampf vor dem Eklat sei ganz normal gewesen. Dass bei einem Pokalspiel die Emotionen hochkochen können, vor allem wenn der vermeintliche Underdog führt, dafür hat Völdl vollstes Verständnis. Nicht aber, wenn ein Spieler von einem Zuschauer attackiert wird, den er gar nicht hat kommen sehen. „Das ist irre.“

Im Kampf gegen Gewalt im Amateurfußball hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) zur neuen Saison das vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) entwickelte STOPP-Konzept eingeführt. Dabei können Schiedsrichter Spielunterbrechungen anordnen, wenn sich die Gemüter auf dem Platz zu sehr erhitzen. So sollen laut BFV Spielabbrüche verhindert werden. Zur Beruhigung auf dem Platz soll auch die neu eingeführte Regel beitragen, dass nur noch die beiden Spielführer mit dem Schiedsrichter über Entscheidungen diskutieren dürfen. Das funktioniere bisher sehr gut, bestätigt Bezirksschiedsrichterobmann Robert Fischer.

Sicherheitsdienst nicht anwesend – Schiedsrichter wollte keinen



Ganz verhindern lassen sich Szenen wie in Ering damit natürlich nicht. „Das sollte nicht passieren“, sagt Reinhard Völdl, will dem STV aber auch keinen Vorwurf machen, wie er mehrfach ausdrücklich betont: „Das hätte man nicht verhindern können.“ Etwas verwundert zeigt er sich nur darüber, dass kein Sicherheitsdienst vor Ort gewesen sei und der betreffende Zuschauer nicht sofort des Platzes verwiesen wurde. „Ich habe ihn erst eine Stunde nach dem Spiel auf seinem Fahrrad wegfahren sehen.“

Ein Platzverweis des Zuschauers sei aufgrund der abgekühlten Situation nicht mehr notwendig gewesen, erklärt Marcel Tiefenböck: „Der betroffene Fan bedauerte den Vorfall sofort nach der Tat.“ Zudem habe der Verein im Vorfeld mit dem Schiedsrichter über einen Sicherheitsdienst gesprochen. „Der Schiedsrichter hat uns gesagt, dass er keine Ordner braucht“, sagt Tiefenböck. Für den Vorfall könne er sich im Namen des Vereins aber nur bei allen entschuldigen: „Wir hoffen, dass dem Spieler Lindhuber nichts Schlimmeres passiert ist.“

Nun ist das Sportgericht gefordert



Über den Ausgang des Spiels muss nun das Sportgericht entscheiden, wie Gruppenspielleiter Wolfgang Heyne erklärt. Dazu müsse zunächst der Schiedsrichterbericht vorliegen, erst dann könne auch er sich zur Sache äußern, so Heyne weiter.

Reinhard Völdl geht davon aus, dass ihnen der Sieg zugesprochen wird. Das habe ihm der Schiedsrichter noch auf dem Platz gesagt, erzählt er. Von einer Anzeige gegen den Zuschauer, wie sie das STOPP-Konzept bei Gewaltvorfällen vorsieht, habe er seinem Spieler Stefan Lindhuber abgeraten, erklärt Völdl. Dieser sei durch den Schlag auch nicht verletzt worden.

− skr

Artikel kommentieren