Tann
Bis zu 90 Flüchtlinge kommen im „Haus Sebastian“ unter

19.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:48 Uhr

Das Landratsamt informierte den Marktrat über das „Haus Sebastian“, das seit Anfang März als Flüchtlingsunterkunft fungiert. −Foto: red

Das Landratsamt ist froh, in Tann eine größere Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine gefunden zu haben. Jetzt gab Renate Riglsperger, Leiterin des Bereichs für soziale Angelegenheiten im Landratsamt, in der jüngsten Marktratssitzung einen Sachstandsbericht und stellte sich den Fragen des Gremiums.

Sie teilte mit, dass dies ein „Glücksgriff“ war, da die Zimmer schon bestens eingerichtet sind und somit keine teuren Umbau-maßnahmen nötig wurden. Durch die Zunahme der Flüchtlingswelle und auch der Asylbewerberzahlen seit dem vergangenen Herbst, suche das Landratsamt mit Hochdruck nach Unterkünften. Und weil es bei Ukraine-Flüchtlingen keine Quote gibt, laute die Devise: „Wir nehmen alles, was wir kriegen können.“

Am 7. März erfolgte der erste Einzug im „Haus Sebastian“ mit 31 Personen (PNP berichtete). Platz wäre dort für knapp über hundert, doch laut Planung will man das nicht ausreizen, sondern die Zahl auf 80 bis 90 beschränken.

Franz Baumgartner wollte wissen, wer denn bestimmt, welche Personengruppen nach Tann kommen. Es ging ihm bei dieser Frage darum, ob die Belegung so erfolgt, dass möglichst kein sozialer Sprengstoff entstehe. Laut Riglsperger habe man derzeit noch ein wenig Spielraum, um beispielsweise junge Familien zusammenzulegen.

Die Bewohner in „Sebastian“ erhalten Sozialleistungen und versorgen sich selbst. Dank ihres Aufenthaltsstatus dürfen sie auch arbeiten. Ein Sicherheitsdienst sei nicht notwendig. Es gebe aber einen Heimleiter, der täglich einmal vorbeischaut und ansonsten telefonisch erreichbar ist. Dieser stehe für die Menschen mit kleinen Hilfestellungen zur Verfügung und achte auf Einhaltung der Hausordnung.

Bislang gebe es keinen Dolmetscher. Wenn die Verständigung nicht auf Englisch funktioniere, müsse man zu anderen Hilfsmitteln greifen. Selbstverständlich werde auch versucht, Sprachkurse für Erwachsene anzubieten. Bürgermeister Wolfgang Schmid ist dabei, entsprechende Angebote einzuholen.

Regina Hofbauer sah die Sache durchaus kritisch. Bezüglich der Infrastruktur in Tann sei die Zahl der dann hier lebenden Flüchtlinge sehr hoch, zumal es ja bereits eine Asylbewerber-Unterkunft in der Bachstraße gibt. Julia Thannhuber-Schraml fragte, wie es mit Schulpflicht und Kindergartenplätzen für die ukrainischen Kinder aussehe.

Was den Kindergarten betreffe, sei die Marktgemeinde zuständig. Die Schulpflicht beginne drei Monate nach Ankunft in Deutschland und falle unter die Verantwortung des Schulamtes, so Riglsperger. Rektorin Alexandra Lehner habe diesbezüglich schon Kontakt aufgenommen. Um ukrainische Kinder nicht in bestehende Klassen integrieren zu müssen, werde versucht, sie in einer „Brückenklasse“ zusammenzufassen, wo sie dann unter sich seien – jedoch verteilt auf mehrere Jahrgänge.

Anton Hennersberger erkundigte sich nach der Aufenthaltsdauer der Ukrainer im Haus „Sebastian“. Dazu meinte die Sachgebietsleiterin, sobald die Menschen privat etwas eigenes gefunden hätten, würden sie ausziehen. Leider sei der Wohnungsmarkt derzeit ziemlich gesättigt. Vielleicht würden im Frühjahr wieder einige der Geflüchteten in ihre Heimat zurückkehren und die Lage etwas entspannen. Bürgermeister Schmid fasste zusammen: „Sorgen, Ängste und Vorurteile in der Bevölkerung sind da. Aber wir müssen die Herausforderung gemeinsam angehen.“

− frä