Werben um Gäste
Bad Birnbach muss mit weniger Geld auskommen

10.11.2024 | Stand 10.11.2024, 5:00 Uhr |

An Angeboten mangelt es in Bad Birnbach nicht, allen voran in der Rottal Terme wie z.B. mit dem Thermenbach (Bild). Wie man die Gäste in den Kurort locken will, das wurde im Marketingkonzept festgezurrt. − Foto: Matthias Wurm

„Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen.“ Es ist eines von vielen Zitaten, die Henry Ford, dem Gründer des Automobilherstellers Ford Motor Company, zugeschrieben werden. Auch im Kurort Bad Birnbach (Landkreis Rottal-Inn) weiß man natürlich, dass gezielte Werbemaßnahmen wichtig sind, um bisherige Gäste zu halten und neue Gäste zu gewinnen.

Wie man dies schaffen will, dafür gibt es auch für 2025 einen Marketingplan, aber: Bad Birnbach hat hier erneut weniger Geld zur Verfügung. Rund 900 000 Euro waren es noch im Jahr 2023. Dann aber reduzierte die Rottal Terme im Zuge verschiedener Umstrukturierungen ihren Beitrag ins gemeinsame Budget. Gut 80 000 Euro waren es statt zuvor 230 000 Euro. Allerdings übernimmt die Therme seitdem Leistungen wie Mitgliedsbeiträge für den Heilbäderverband oder die Kosten für den Bademantelexpress. Dennoch ging der Marketingetat aufgrund dieser Verlagerungen effektiv um einige Zehntausend Euro zurück. 716 000 Euro macht er für das aktuell noch laufende Jahr aus. Doch für 2025 sinkt der Betrag erneut, und zwar auf dann nur noch 680 000 Euro.

Landkreis beteiligt sich nicht mehr am Budget



Den Grund dafür erläuterte Bad Birnbachs Bürgermeisterin Dagmar Feicht in der Sitzung des Kultur-, Sport- und Fremdenverkehrsausschusses. Demnach zieht sich der Landkreis nach zehn Jahren aus diesem Budget zurück. 33 000 Euro hatte er bisher zugeschossen, zumal Bad Birnbach bei all seinen Aktivitäten ja auch Rottal-Inn mitbewirbt. Dieser Beitrag sei gekündigt worden, so Feicht.

Nach ihren Worten habe Landrat Michael Fahmüller in einem Schreiben mitgeteilt, dass ihm nach wie vor die Bedeutung Bad Birnbachs bewusst sei. Diese Beteiligung am Werbebudget sei aber aufgrund der aktuellen Situation nicht mehr möglich sei. Die Regierung von Niederbayern habe den Landkreis aufgefordert, angesichts der finanziellen Lage die freiwilligen Leistungen drastisch zu reduzieren. Und ohnehin leiste der Landkreis seinen Beitrag für die Therme.

„Das Miteinander läuft gut“



„Das Geld vom Landkreis hat natürlich geholfen, jetzt aber haben wir wieder ein Stück weniger im Budget“, sagte Feicht. Man müsse aber weiterhin etwas tun, um auf dem Markt präsent zu sein und Gäste zu gewinnen. Man bleibe in Kontakt mit dem Landkreis und werde gemeinsam mit Rottal Terme, Ring der Gastlichkeit und Vermietern entsprechende Werbemaßnahmen durchführen. „Das Miteinander in der Werbegemeinschaft läuft gut“, betonte sie.

Dies sieht auch Franz Altmannsperger so. Der strategische Geschäftsführer der niederbayerischen Thermengemeinschaft war selbst in der Ausschusssitzung und sprach von einer guten Zusammenarbeit mit Bad Birnbach, gerade etwa im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung. 83 000 Euro steuert die Therme nach seinen Angaben für das gemeinsame Budget 2024 bei, 80 000 Euro seien es 2025. Dies sei keine wesentliche Änderung. Man übernehme ja andere Ausgaben im Marketing, und der Bademantelexpress etwa koste auch mehr Geld. Er, so Altmannsperger, hoffe, dass man gemeinsam weiterhin erfolgreich sei.

„Grundrauschen“ hoch halten



Viktor Gröll, Leiter der Kurverwaltung, dankte Altmannsperger und allen Partnern für die Zusammenarbeit. Die Umstände seien nicht einfach geworden, aber man habe sicher wieder ein vernünftiges Marketingkonzept auf die Beine stellen können. Es müsse gelingen, das „Grundrauschen“ vor allem mit dem Präventionskonzept „AGES – aktiv gegen Erschöpfung und Stress“ oder der Badekur hoch zu halten, also eine gewisse Grundauslastung der Betriebe zu sichern. Wenn man es dann noch schaffe, über die Betriebliche Gesundheitsförderung oder Angebote beim Wandern und Radeln weitere Gäste und Aufenthalte zu generieren, „dann sind wir auf einem sehr guten Weg“.

Verzicht auf Infotage



Grölls Stellvertreter Andreas Wagner blickte dann zum einen zurück auf bisherige Marketingmaßnehmen, deren Wirkung man sich sehr genau angesehen habe. So habe man festgestellt, dass etwa die Infotage, bei denen man – begleitet von Zeitungsbeilagen – mit einem Stand vor Ort z.B. in Einkaufszentrum sei, nicht mehr auf das Interesse stoßen wie bisher. Es sei zwar mehr Betrieb auf der Homepage und am Telefon festzustellen, aber der Besuch sei teils ernüchternd gewesen. Deshalb werde man auf diese Infotage künftig schweren Herzens verzichten.

Im Marketingplan enthalten ist aber weiterhin eine Mischung von Maßnahmen in allen Bereichen: Print, online, PR-Arbeit (Presse-reisen auch für Blogger und Influencer), Messen, Städteaktionen oder Verbundmailings. Viktor Gröll nannte neben dem Thema Gesundheit als weitere Schwerpunkte Wandern, Radeln und Golf. Natürlich werde man weiterhin Themen wie Naturium am Inn, Mostwochen oder Direktvermarkter mitberücksichtigen.

Im Bereich social media konzentriert sich Bad Birnbach auf Facebook und Instagram. Hier arbeitet man laut Gröll mit einer kleinen Agentur – „zwei junge Leute aus der Region“ – zusammen, die auch die Rottal Terme und die Thermengemeinschaft betreuen.

Gastgeberverzeichnis mit Homepage verknüpfen



Ein paar Worte verlor Gröll noch zum Gastgeberverzeichnis, das zwar nicht mehr die Bedeutung wie früher habe, aber weiterhin wichtig sei. Man werde dieses Werbemittel, das nach wie vor zu Tausenden Exemplaren verschickt wird, noch wertiger machen und die Prinz-Ausgabe mit der Homepage www.badbirnbach.de verknüpfen. Ohnehin sei diese Vernetzung von analog und online eine der wichtigsten Aufgaben.

Klaus Lang begrüßte es, dass die Kurverwaltung die Effektivität von Werbemaßnahmen genau prüfe. Das Budget sei noch in Ordnung, aber letztlich müsse man mit weniger Geld mehr erreichen. Andreas Baumgartner warnte davor, in den sozialen Medien Grenzen nicht zu überschreiten. Wenn man täglich mehrere Nachrichten verschicke, dann könne das schnell zu viel sein. Abgesehen von diesen Anmerkungen segnete der Ausschuss das Marketingkonzept und das Budget einmütig ab.

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