Hans-Reiffenstuel-Haus
Ausstellung „Dickicht und Schonung“ in Pfarrkirchen

05.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:37 Uhr

Diese „Rohre“ fertigte Konrad Loder 2022 als Laserschnitt einer 3D-Zeichnung, Sperrholz gebeizt, Bindfaden – derzeit zu sehen im Reiffenstuel-Haus. −Foto: Slezak

In ein einzigartiges künstlerisches Kuriositätenkabinett verwandeln Uli Zwerenz und Konrad Loder von der Künstlergruppe Münchener Secession das Hans-Reiffenstuel-Haus in Pfarrkirchen im Landkreis Rottal-Inn. „Dickicht und Schonung“ ist der Titel der aktuellen Ausstellung.

Loder versteht es, aus natürlichen Formen und alltäglichen Fundstücken in einem schöpferischen Prozess surreal Angehauchtes zu gestalten. Dabei greift er auf unterschiedlichste Materialien zurück wie Holz(abfälle), Schnüre, Kabel oder Acrylreste, die ein Objekt wachsen lassen wie in freier Natur.

Bei aller Ernsthaftigkeit mangelt es ihm nicht an Witz. Das zeigt ein Aluminium, das mit zerknüllten Werbeschriften gefüllt den Titel „Wurfsendung“ (2022) trägt und am Eingang empfängt. Oder auf einem Flügel drapiert liegen die Markknochen eines Osso Buco, aus Stahl geformt und mit Acrylharz überzogen (2010-2022).

Das Organische prägt Konrad Loders künstlerischen Fundus. Ein Insektenflügel, aus Holz gefertigt, oder ein Stachelhäuter aus Gips wirken wie Studien, die allerdings nicht alles von sich preisgeben. Loders flache „Rohre“, Laserschnitt einer 3D-Zeichnung mit gebeiztem Sperrholz und Bindfaden von 2022, überraschen vor allem in gebührendem Abstand als verblüffendes, dreidimensionales Objekt, bei dem sich Virtuelles in Analoges verwandelt.

Uli Zwerenz’ gerne in Öl gemalte Bilder tragen, ganz zeitgemäß, keine Titel. Bei aller Freude an der Farbe scheinen seine Werke einem übergeordneten, verborgenen Muster zu folgen. Selten umgarnt sich Abstraktes und Gegenständliches intensiver als in seiner Malerei. Dabei scheint der Schaffensprozess unmittelbar vor dem Augenblick abzubrechen, an dem sich ein Motiv klar erkennen lässt. Dergestalt bespielen und füllen Zwerenz’ Bilder den magischen Freiraum, in dem aus dem Nichts etwas wird. Wer glaubt, auf die Schnelle etwas Bekanntes zu entdecken, wird vom Künstler eines Besseren belehrt. Dass sich seine Werke tief gehängt präsentieren, soll Zwerenz zufolge eine freundliche Beziehung auf Augenhöhe und mit Herzenswärme ermöglichen.

Beide Künstler stellen das Prozesshafte in ihrem Schaffen in den Vordergrund. Die Ergebnisse überraschen gleichermaßen Künstler wie Betrachter und laden zur inspirierenden „Inspektion“ ein.

Herwig Slezak


Bis 8. Januar im Hans-Reiffenstuel-Haus Pfarrkirchen, St.-Rémy-Platz 1, Donnerstag bis Sonntag von 15-18 Uhr (außer Heiligabend und Silvester), Eintritt frei