Von Gelenkbus erdrückt
45-jähriger Hilfstransportfahrer aus Pfarrkirchen stirbt bei tragischem Unfall in Österreich

10.11.2023 | Stand 10.11.2023, 21:27 Uhr |

An dieser Tankstelle in Haag am Hausruck geschah das tragische Unglück, bei dem der 45-jährige Pfarrkirchner verstarb. − Foto: Lauber

Durch sein selbstloses Engagement in der Ukrainehilfe hat Ioan Unrau in Pfarrkirchen (Landkreis Rottal-Inn) und der gesamten Region auf sich aufmerksam gemacht. Nun ist er im Alter von nur 45 Jahren tödlich verunglückt.



Zu einem tödlichen Unfall ist es bereits am 26. Oktober, dem österreichischen Nationalfeiertag, in Haag am Hausruck (Bezirk Grieskirchen) gekommen. Wie sich nun herausstellte, handelt es sich bei dem Opfer um den Pfarrkirchner Ioan Unrau, der in der Vergangenheit vor allem durch seine Hilfstransporte in die Ukraine für Aufsehen gesorgt hatte.

Wagenheber konnte Gewicht nicht halten



Was war geschehen? Der 45-Jährige war mit einem seiner Busse, die er regelmäßig ins Ausland verkaufte, unterwegs nach Rumänien, als er einen technischen Defekt an seinem Fahrzeug feststellte. Er hielt an und versuchte, diesen an einer Tankstelle bei Haag am Hausruck zu beheben. Mit einem Wagenheber, der eigentlich für Arbeiten an Autos bestimmt war, hob er das Fahrzeug an, um die Reparaturen am Unterboden des Gelenkbusses durchführen zu können. Während Unrau noch unter dem Fahrzeug lag, konnte der Wagenheber das große Gewicht des Busses nicht mehr tragen. Ioan Unrau wurde unter seinem Fahrzeug eingeklemmt.

Passanten beteiligen sich an Rettungsaktion



Polizisten, die zu diesem Zeitpunkt zufällig zugegen waren, bemerkten den Vorfall und setzten umgehend die Rettungskette in Gang. Dann folgten dramatische Minuten. Weil keine geeigneten Gerätschaften zur Verfügung standen, versuchten etwa 20 Passanten, das Heck des Busses mit vereinter Muskelkraft anzuheben. Dies gelang jedoch erst, als ein eigens für Schwertransporte bestimmter Wagenheber beschafft werden konnte.

Sofort nachdem der Pfarrkirchner befreit war, begann ein Passant mit der Reanimation. Kurz darauf trafen Notfallsanitäter ein, welche die weitere erste Hilfe bzw. die laufende Reanimation übernahmen. Letztlich aber konnten sie nur noch den Tod des 45-Jährigen feststellen.

Zahlreiche Hilfstransporte in die Ukraine geleitet



In Pfarrkirchen war Ioan Unrau vor allem durch seine zahlreichen Hilfstransporte in die Ukraine bekannt geworden. Auch die Heimatzeitung unterstützte sein selbstloses Engagement mit Spendenaufrufen und begleitete die erste dieser Fahrten sogar selbst. Über zehnmal brachte er teils mehrere Busladungen voller Hilfsgüter an die rumänisch-ukrainische Grenze und bis in das Kriegsgebiet hinein.

Zuletzt versorgte er vor allem Waisenhäuser im Westen der Ukraine. Dafür opferte er nicht nur viele Tage seiner Freizeit, sondern nahm auch erhebliche finanzielle Risiken gerne in Kauf, um den krisengebeutelten Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, oder Flüchtenden eine Mitfahrgelegenheit nach Österreich und Deutschland anzubieten.

Live-Übertragung der Trauerfeier



Bevor der Verstorbene in seine rumänische Heimat überführt worden ist, hatte seine Kirchengemeinde im österreichischen Bogenhofen (Bezirk Braunau) noch die Gelegenheit, sich von ihm zu verabschieden. Zahlreiche Teilnehmer der Trauerfeier, die live ins Internet übertragen wurde, ergriffen dabei das Wort und erzählten ihre Geschichten, die sie mit ihm verbanden. Dabei wurde deutlich, dass Unrau auch zuhause immer bereitstand, wenn Hilfe benötigt wurde. Und auch sein geliebtes Akkordeon, das er zu jeder Gelegenheit auspackte, um ein Lied anzustimmen, wird wohl allen, die Ioan Unrau kannten, in guter Erinnerung bleiben.

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