Zwiesel
Wenn die Orgel rockt

Dietmar Korthals spielte ungewöhnliche Musik in der Stadtpfarrkirche

21.09.2021 | Stand 21.09.2021, 15:58 Uhr

(Die) Queen war am vergangenen Sonntag in der Stadtpfarrkirche zu hören. Und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen ist die Eisenbarth-Orgel in St. Nikolaus eine wahrhaftige Königin der Instrumente, zum anderen gab es tatsächlich auch Musik von "Queen" zu hören.

Dietmar Korthals aus Dortmund spielte "Stars auf der Kirchenorgel". Der Organist der Dortmunder Pauluskirche, der zusammen mit seinem Pastorenehepaar Kulturgottesdienste veranstaltet, die jeweils unter dem Thema eines Popstars oder einer Band stehen, hatte für Zwiesel ein kurzweiliges Konzertprogramm zusammengestellt, das den reichhaltigen Möglichkeiten der Zwieseler Orgel entsprach.

Bei "Castle of glass" von Linkin Park begann er mit satten Grundstimmen, über die er Solomischungen setzte. Von Queens Hit "Who wants to live forever" zeigte der Solist eher die sensiblen Seiten dieses immer wieder wundervollen Stückes. Zur Pentatonik von Pinks "So what" passten die gesättigten Zungenregistrierungen hervorragend.

Trotz oder gerade wegen der enormen Möglichkeiten der vier Dutzend Register der Eisenbarth-Orgel finden Gastsolisten immer wieder erstaunliche und "unerhörte" Klangkombinationen. So könnte "You are not alone" von Michael Jackson durchaus auch in einem Gottesdienst erklingen. Michael Jackson hätte über diese Interpretation gestaunt!

Wohltuend dann der wirklich ruhige Gegensatz mit Tina Turners "I can’t stand the rain". Korthals versteht es, immer wieder auch einzelne Register zu Wort kommen zu lassen wie beim sehr vielseitig registrierten "Thinking out loud" von Ed Sheeran, das mit Grundstimmen anfängt, um dann verschiedene Solomischungen zu präsentieren. Wann hört man schon mal die hinreißende Flûte octaviante vom Schwellwerk alleine?

Die Orgel der Stadtpfarrkirche kann auch Töne an der tiefsten Hörgrenze erzeugen, was man beim Bassostinato von Stings "Englishman in New York" hören konnte. Und am Schluss die majestätisch strahlenden Zungenregister – ein Hörgenuss. Bei "Fields of gold", ebenfalls von Sting, entstand fast schon "sphärische" und entrückte Stimmung dank Solozungen im Rückpositiv und schwebenden Streicherklängen als Begleitung. Zum Schluss musste natürlich noch "We are the Champions" von Queen und "Thank you for the Music" von ABBA kommen, beides ganz grandios gespielt.

Das begeisterte Publikum entlockte dem Interpreten des Abends noch zwei Zugaben. Zum Schluss sei erwähnt, dass Dietmar Korthals sehr souverän mit der nicht ganz einfachen Akustik der halligen Kirche spielte – alles kam sehr klar unten an! Der Dank der Zuhörer galt der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Regen, der Stadt und der Pfarrgemeinde Zwiesel sowie den Förderkreis Klingende Kirche Zwiesel, die solche nicht alltägliche Konzerterlebnisse im Zwieseler Winkel möglich machen.

Das nächste Konzert der Zwieseler Orgeltage findet am kommenden Sonntag, 26. September, um 18 Uhr in der Stadtpfarrkirche statt. Dann sind Prof. Julia Rebekka Brembeck-Adler (Viola, Viola d’ amore) und Christian Brembeck (Orgel) zu Gast.

− avb