Regen
Vom Bauen und von der Nachhaltigkeit

Achtes Netzwerktreffen „Zu Gast bei Technologieführern“ – Penzkofer Bau GmbH als Gastgeber

02.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:42 Uhr

Landrätin Rita Röhrl bei der Begrüßung der Netzwerk-Gäste, zu dem die Wirtschaftsförderung des Landratsamts unter Judith Weinberger-Singh (rechts) eingeladen hatte. −Fotos: Lukaschik

Wenn es in der Einladung heißt, dass man „Zu Gast bei Technologieführern“ sei, vermutet man zuerst nicht, dass ein Bauunternehmen, das Ziegel aufeinanderschichtet und Dachstühle zimmert, unter diesen Technologieführern sein könnte. Bis man dann das Firmengebäude der Penzkofer Bau GmbH im Regener Gewerbegebiet betritt. Dort treffen sich die Mitarbeiter zu Kurzbesprechungen an großen Stehtischen in den Gängen. In die Tischplatten eingelassen ist ein großer Bildschirm, über den dann die Projekte fliegen. Über das Terminsystem werden Besprechungszimmer digital gebucht, und selbstverständlich sind die nach Bayerwald-Gipfeln benannten Besprechungsräume voll durchdigitalisiert, so dass auch Teilnehmer online teilnehmen können. Ein immer größer werdender Teil der Fahrzeugflotte ist elektrisch unterwegs, und auf dem Dach ist eine PV-Anlage montiert, die fast den kompletten Strombedarf des Regener Standorts deckt. Nicht zu übersehen für die Besucher war allerdings auch nicht, dass in den großen Gebäuden, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren errichtet hat, jede Menge „graue Energie“ steckt, für deren Kompensation sie sehr viele Jahre genutzt werden müssen.

Penzkofer war Gastgeber des achten Netzwerktreffens, das von der Wirtschaftsförderung am Landratsamt Regen organisiert wird. Erstmals trug Judith Weinberger-Singh, als Geschäftsführerin der Arberland REGio GmbH Nachfolgerin von Herbert Unnasch, die Verantwortung. „Voneinander lernen, voneinander profitieren“, das sei der Hintergrund der Netzwerktreffen, wie Landrätin Rita Röhrl in ihrer Begrüßung sagte, zu der sie neben den 29 Firmen-Mitgliedern des Netzwerks auch Bürgermeister, Kreisräte, Vertreter von Wirtschaftsverbänden und der Forschung und Lehre begrüßen konnte. Als „Vorzeigebetrieb in Sachen Nachhaltigkeit“ bezeichnete Regens Bürgermeister Andreas Kroner die Firma Penzkofer.

Die besteht seit knapp 28 Jahren und hat mittlerweile rund 420 Beschäftigte. Dabei sei das Unternehmen dauernd in Bewegung. Im vergangenen Jahr wurde das Redbloc-Werk in Plattling, in dem Ziegelwände von Robotern gemauert werden, verkauft worden, gekauft habe man ein Elektrounternehmen in Pörndorf im Landkreis Passau. Fast alle Baugewerke kann Penzkofer mit eigenen Leuten bedienen. „Außer Putzer, Estrichleger, Maler und Schlosser“, wie Alexander Penzkofer referierte. Mit der hohen Fertigungstiefe sei er weitgehend unabhängig von anderen Handwerksbetrieben, denn seine Erfahrungen mit Terminabstimmungen auf Baustellen sind die gleichen wie von vielen Bauherren: katastrophal.

Penzkofer verhehlte nicht, dass er ein Fan der Mauer aus Ziegel ist, trotzdem wird die Massivholz-Sparte intensiv ausgebaut. Unter dem Leiter der Holzsparte, dem Bauingenieur und Zimmerer Max Ernst, ist ein Verfahren zum Bau von Massivholzwänden entwickelt worden, das außer Holz nichts enthält. Die aufeinander gestapelten Fichtenbretter werden dabei von Holzdübeln zusammengehalten. Am Standort in Metten entsteht gerade eine große Halle, in der diese Holzwände vorgefertigt werden können.

Das Bauträgergeschäft, Gewerbebau, der Geschosswohnungsbau und der Bau von exklusiven Häusern („So von ein bis drei Millionen Euro, aber davon bauen wir nur rund fünf im Jahr“), die Erschließung von Baugebieten für Kommunen gehören zu den Geschäftsfeldern. Dass zum Unternehmen mittlerweile auch ein Bauernhof gehört und zum Personal ein Landwirt, der ihn bewirtschaftet, erwähnte Penzkofer so nebenbei. Der Agrarzweig der Penzkofer GmbH soll einst auch das Betriebsrestaurant mit Fleisch versorgen. Und die jüngst gegründete Greenbloc GmbH soll sich um ein Recyclingzentrum für Bauschutt kümmern.

Weil es bei dem Netzwerk-Nachmittag ums nachhaltige Bauen ging, war als Referent Professor Michael Laar von der Technischen Hochschule Deggendorf/European Campus Rottal-Inn eingeladen worden. Der Architekt lehrt dort „Gesundes und nachhaltiges Bauen“. In seinem Vortrag konzentrierte er sich auf die Erfolge der Klima- und Umweltpolitik der vergangenen Jahrzehnte. Er selbst sei durch die Waldsterben-Problematik zu Beginn der 1980er Jahre sensibilisiert und politisiert worden. „Durch die Erfolge der Luftreinhaltepolitik konnte das Waldsterben gestoppt und die Entwicklung umgedreht werden“, so Laar, der auch hervorhob, dass der Wärmebedarf pro Quadratmeter Wohnraum und Jahr deutlich gesunken sei, auch einer Erfolg der effektiveren Technik, der Dämmung, „wir sind schon deutlich effizienter geworden“, meint er. Er erwähnte allerdings nicht, dass ein Teil dieses Erfolgs wieder aufgefressen wird durch die Tatsache, dass der Wohnraum pro Einwohner in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen ist.

Dass es für die Bauwirtschaft bei der Sanierung und energetischen Ertüchtigung der Gebäude in den kommenden Jahren sehr viel zu tun gibt, machte Laar auch deutlich: „Ungefähr 50 Prozent des Gebäudebestands müssen energetisch saniert werden“, meinte er. Und die Größe der Aufgabe spiegelte sich auch in der Dauer seines Vortrags wider, der den Zeitplan sprengte und die Gäste länger als vorgesehen aufs Zusammenkommen bei einem kleinen Imbiss von Koch Thomas Hollmayr warten ließ.