„Wir sind keine Verteidigungsmonster.“ Gesagt hat diesen Satz Bundestrainer Julian Nagelsmann nach der peinlichen DFB-Pleite in Österreich (0:2). Es sind Worte, die nachhallen – bis hinaus in die bayerische Fußball-Provinz. In Vilzing würde man dem Bundestrainer wohl entschieden widersprechen. Schließlich hat sich der der Regionalliga-Dorfclub aus dem Landkreis Cham erst im Sommer ein solches „Verteidigungsmonster“ geangelt.
Elija Härtl, 21 Jahre alt, zählt zu den großen Überraschungen im Überraschungsteam der vierten Liga. Härtl, 1,86 Meter groß, 82 Kilo schwer, ist ein robuster und zugleich spielstarker Innenverteidiger, hält den den Laden hinten dicht. Wie wichtig der gebürtige Grafentraubacher (Landkreis Straubing-Bogen) für Trainer Josef Eibl ist, macht ein Blick auf die Statistik deutlich: 21 Partien hat die DJK bislang absolviert – Härtl stand dabei jede Minute auf dem Platz.
Am Huthgarten fühlt er sich pudelwohl. „Die Mitspieler und das Trainerteam haben mich toll aufgenommen. Umso schöner ist es, dass wir bislang sehr erfolgreich sind.“ Lobende Worte, die er prompt zurückbekommt – von Trainer Josef Eibl. „Elija hat sich hervorragend eingefügt und sticht mit seiner extrem guten Zweikampfquote heraus. Auch ist er ein sehr lernwilliger Spieler und will ständig an seinen Schwächen arbeiten.“
Ausgebildet wird Elija Härtl im Nachwuchs des TV Schierling, der JFG Gäubodenkickers und der Spvgg Landshut. Fast immer an seiner Seite: Vater Wolfgang Härtl, der Elija und dessen Mitspieler als Trainer coacht. Und weil Elija ein gutes Auge für den Nebenmann und darüber hinaus eine feine Ballbehandlung hat, wird er anfangs noch auf der „10“ eingesetzt. Im Laufe der Zeit wandert er immer weiter nach hinten. Aber auch im Abwehrzentrum weiß der Niederbayer zu überzeugen, schafft den Sprung in die Hankofener Bayernligamannschaft, mit der er 2022 den Aufstieg in die Regionalliga feiert. Nachdem er mit den Dorfbuam den Klassenerhalt aber knapp verpasst, entscheidet er sich zu den Schwarz-Gelben in die Oberpfalz zu wechseln. Und inzwischen hat sich in ganz Ostbayern und darüber hinaus herumgesprochen, welche Qualitäten der Mann mit der Nummer „4“ in Vilzing mitbringt. Die ersten Proficlubs haben den Innenverteidiger bereits auf dem Zettel. Kein Wunder also, dass auch das Fachportal transfermarkt.de Härtls Marktwert auf stolze 100000 Euro taxiert.
Härtl, der in Regensburg zum Mittelschullehrer ausgebildet wird, lässt sich davon nicht beeinflussen. Vielmehr will er sich in Vilzing weiter beweisen. Was er von Nagelsmanns Aussage hält? Härtl muss lachen – und sagt: „Die meisten wollen Tore schießen, aber mir gibt es viel, als letzter Mann den Ball abzugrätschen. Verteidigen macht Spaß!“
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