Lesung im Konzerthaus
Stimme des Skisports: Kommentator Bernd Schmelzer fesselt bei Buchvorstellung in Blaibach

28.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:21 Uhr
Jürgen Ziereis

Gemeinsame Erinnerungen: Buchautor Bernd Schmelzer und Ex-Skirennläuferin Monika Bergmann Foto: Jürgen Ziereis

Bernd Schmelzer ist nicht nur Ski-Fans ebenso ein Begriff wie Mausefalle, Steilhang, Hausbergkante. Nicht nur über Erlebnisse auf der legendären „Streif“ in Kitzbühel hat der beliebte Sport-Kommentator am Freitagabend im Konzerthaus Blaibach berichtet. Zur Lesung aus seinem Buch „Ja, was macht er denn da?“ kamen rund 80 Zuhörer.

Wir schreiben das Jahr 2018, der amtierende Weltmeister Beat Feuz aus der Schweiz führt, ehe sich ein junger Deutscher namens Thomas Dreßen, im Vorjahr noch gnadenlos abgeworfen, mit der Startnummer 19 aus dem Starthaus stürzt. Nicht nur die 40000 Zuschauer flippen aus, als der Mittenwalder zum Sensationssieg rast, sondern auch der Reporter in der Kabine: „Die Menge brüllt, und ich passe meine Stimme dem Publikum an, schreie förmlich ins Mikrofon... ein deutscher Sieg auf der Streif, sensationell!“

Schmelzer begeistert 80 Zuhörer im Konzerthaus



Bernd Schmelzer war damals live dabei und ist auch „vier Jahre später [...] noch überwältigt von diesem Feuerwerk der Emotionen“. Über seine Erlebnisse hat der 57-Jährige ein Buch geschrieben und sein Werk „Ja, was macht er denn da?“ am Freitagabend etwa 80 Zuhörern im Konzerthaus Blaibach vorgestellt. Eingefädelt hat diese Lesung, übrigens bei freiem Eintritt, Blaibachs Bürgermeisterin und Ex-Skirennläuferin Monika Bergmann. „Wir haben gemeinsam viele Schlachten geschlagen – ich bin gefahren, und der Bernd hat’s kommentiert“, erzählte die Teamweltmeisterin von 2005, die mit Schmelzers Buchvorstellung „ein sportliches Highlight“ ins Konzerthaus geholt hat.

Zurück nach Kitzbühel, zu Thomas Dreßens Coup 2018: Der Ausruf „Ja, was macht er denn da?“ war dem schweißgebadeten Bernd Schmelzer damals beim Live-Kommentar ausgekommen und ist nun zum Titel seines Buches geworden. „Der erste Deutsche seit Josef Ferstl 1979 – und ich darf dabei sein.“ Fast auf den Tag genau acht Jahre nach Felix Neureuthers erstem Weltcupsieg übrigens, und das wiederum 31 Jahre und zwei Tage nach dem Triumph von Papa Christian - jeweils beim Slalom von Kitzbühel. „Das war hochemotional. Ich werde nie vergessen, wie Christian Neureuther über die Absperrung gesprungen ist, um seinen Sohn zu umarmen“, erzählt der Wahl-Allgäuer Schmelzer in seinem Buch. Die Stimme des Skisports, die jeder Wintersportfan kennt, hatte noch viele solcher Anekdoten auf Lager, schließlich kennt er sie alle, die Seizingers, Millers und Aamodts dieser Welt.

Hintergründe des Skisports erklärt



Und auch, was in keinen Sportrückblicken steht, verrät Bernd Schmelzer in seinem Buch: Etwa, wie er „Herminator“ Hermann Maiers unglaublichen Olympia-Auftritt 1998 in Nagano persönlich erlebt hat und wie er den Flachauer kurz darauf vom „Blickpunkt Sport“-Studio ins Hotel ins Ötztal chauffiert hat, weil Maiers Fahrer nicht kam. Der Skizirkus sei wie eine Familie, berichtete der gebürtige Dortmunder, der ein Kapitel seines Buches deshalb „Freundschaften“ genannt hat.

„Jeder kennt sich. Die Skifahrer freuen sich, wenn du kommst, die Fußballer freuen sich, wenn du gehst – das ist der große Unterschied.“ Und auch mit einem Vorurteil räumt Bernd Schmelzer auf: „Viele meinen ja, wir Reporter hätten es so toll, sind in den besten Hotels und in den besten Skigebieten unterwegs. Aber das ist schon harte Arbeit, teilweise auch am Limit.“ Nur ein Beispiel dafür seien die „Corona-Spiele“ von Peking 2022, die „ungewöhnlichsten und spannendsten meiner acht Winterspiele seit 1994...“