Beim Bodenmaiser Tennisclub
Scharfzüngige Fastenpredigt zum starken Bier

250 Besucher in der Waldglashütte – Letzte Predigt von „Pater Barnabas“ Klaus Pister nach zehn Jahren

07.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:19 Uhr
Tobias Wolf

Klaus Pister als „Bruder Barnabas“ und sein Schwiegersohn Vincent Schöffel als „Tonerle“ brachten als kongeniales Duo scharfsinnigen Humor und naive Schonungslosigkeit auf die Bühne −Fotos: Tobias Wolf

Am vergangenen Samstag hatten vier Jahre Warten ein Ende: Nach den Corona-bedingten Ausfällen konnte wieder das traditionelle Bodenmaiser Starkbierfest, organisiert vom Tennisclub Bodenmais, über die Bühne gehen. Bereits um 16.30 Uhr fanden sich trotz ungemütlichen Wetters die ersten Besucher vor der Joska-Waldglashütte ein, um auf den Einlass zum „Bodenmaiser Nockherberg“ um 18 Uhr zu warten.

Mit Spannung wurde der Fastenpredigt entgegengefiebert, denn dieses Mal bekam „Bruder Barnabas“, wie gewohnt gespielt von Klaus Pister, Unterstützung aus der eigenen Familie: Schwiegersohn Vincent Schöffel schlüpfte in die Rolle des „Tonerle“, ein Waisenkind, bei dem „ned alle Kerzen auf da Torte brennand“ und der dem Pater vom Jugendamt anvertraut wurde.

Doch bevor die Zeit des scharfsinnigen „Derbleckens“ gekommen war, spielten die Bodenmaiser „Hofmarkmusikanten“ zünftig auf, und die rund 250 Besucher in der gut gefüllten Waldglashütte wurden mit bayerischen Schmankerln aus der Joska-Küche und süffigem Regenator von der Brauerei Falter aus Regen versorgt. Der neue TC-Vorsitzende Valentin Pister bedankte sich bei seiner Starkbier-Premiere bei allen Musikern und Helfern und ganz besonders bei Ralph Strohmeier, der sich federführend um die Organisation in der Küche kümmerte.

Gegen 20.30 Uhr war es dann soweit: Unter großem Applaus betraten die beiden Fastenprediger die Bühne, „Bruder Barnabas“ in seinem traditionell schlichten Mönchsgewand und „Tonerle“ in bayerischer Tracht. Nach einem kurzen „Griassd eich, und herzlich willkommen zum Starkbierfest!“, wollte „Tonerle“ sogleich loslegen, doch „Bruder Barnabas“ bremste ihn abrupt aus und bestand auf einer doch etwas formelleren Begrüßung: „Naa Tonerle, so geht des ned, da muss ma scho a bissl die Form wahren. Am wichtigsten is die Reihenfolge, erst de Gweihten, dann de Gselchten!“, was bereits das erste Gelächter im Publikum auslöste.

Unter den Starkbier-Freunden begrüßen durften die beiden Fastenredner die Geistlichkeit mit Pfarrvikar Janusz Kloczko, Diakon Sepp Schlecht sowie den evangelischen Pfarrer Matthias Schricker. Unter den „Gselchten“ aus der Politik befanden sich Landrätin Rita Röhrl, Bürgermeister Joachim Haller, 2. Bürgermeister Jochen Koller und 3. Bürgermeister Tobias Krenn, CSU-Landtagskandidat Dr. Stefan Ebner sowie zahlreiche Bodenmaiser Gemeinderäte. Herzlich begrüßt wurde außerdem die Familie Kagerbauer als Hüttenherren, die Bräu-Familie Falter sowie große Abordnungen des TSV, der Feuerwehr und des Schiclubs.

Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, hatte die Stunde des traditionellen „Derbleckens“ geschlagen. Die beiden Fastenredner blickten auf die viel zu lange Corona-Zeit zurück: „Früher warns olle Bundestrainer, wenn a Fußball-WM war, aber in der Pandemie warns auf oa moi alle Virologen, und jeder hot gmoand, er muss sein Senf zu allem geben“, erhob der Pater in altbekannter Manier den Zeigefinger.

Der „Tonerle“ echauffierte sich währenddessen über die Auswüchse der „Political Correctness“: „Ja wos derf ma denn überhaupt no song?“. Auch die Grünen, die AfD und die CSU mit ihrer „Masken-Affäre“ bekamen ordentlich ihr Fett weg.

Nachdem die große Politik getadelt wurde, legten die beiden ihren Fokus auf das regionale Geschehen. Sowohl Landrätin Rita Röhrl, CSU-Landtagskandidat Stefan Ebner als auch die drei Bodenmaiser Bürgermeister nahmen die Fastenredner dabei gehörig aufs Korn und plauderten aus dem Nähkästchen. „Du Pater, woaßt du eigentlich, dass der Joli furchtbar froh war, wia de Gloria in Zwiesel die Stichwahl zur Bürgermeisterin verlorn hot?“, fragte der „Tonerle“, die Antwort wohl wissend. „Naa, warum?“, entgegnete ihm „Bruder Barnabas“ etwas verdutzt. „Ja weil sich der Bodenmaiser Bürgermeister mitm Zwiesler Bürgermeister traditionsgemäß bei der Berlinfahrt ein Doppelzimmer teilt.“

Natürlich war auch der „Otto-Normal-Bürger“ nicht vor den mahnenden Worten der beiden Fastenprediger gefeit, besonders erwischt hat es Karl Kollmaier, langjähriger Bereichsleiter Infrastruktur bei der Gemeinde Bodenmais. „Du Pater, stimmt des eigentlich, dass der Kollmaier Karl ganz froh, war, dass des Starkbierfest de letzten drei Moi ausgfoin is?“, fragte „Tonerle“ spitzbübisch. „Ja Tonerle, des kann scho sei, weils ja do so an kloan Skandal gebn hot, wia bekannt worn is, dass da Karl und die Weber Carina als Gemeinde-Geschäftsleiterin beinand sand und se aitz aa no a Kind kriagt ham“, antwortete „Bruder Barnabas“. „Warum, Pater, des is doch ned schlimm! Do hot der Karl in der Gmoa es erste moi wos zamm bracht, wos Hand und Fuaß hot!“, entgegnete ihm der „Tonerle“.

Immer wieder schallte lautes Gelächter und kräftiger Applaus während der zwei Mal 45-minütigen Predigt durch die Glashütte. Nur über einen konnten die Fastenredner nichts Verwerfliches in Erfahrung bringen: Tourismuschef Marco Felgenhauer. „Lambeck, Jaletzke, Mosandl - oa Skandal nochm andern. Und du mochst einfach dei Arbeit. Wer hätt sich des denkt, dass des in Bomoas amoi a so wird…“

Für Pister bedeutete das diesjährige Starkbierfest ein Abschiednehmen nach zehn Jahren als „Bruder Barnabas“. „Danke für eure Treue und euer Kommen, danke, dass’ oiwei so brav glocht habts, bleibts gsund, liebe Bomoissa, und hoits zsamm!“, verabschiedete er sich mit dankenden Worten. Wie die Fastenpredigt und das Starkbierfest künftig gestaltet werden sollen, ist derzeit noch ungewiss. Darüber werden sich die Verantwortlichen des TC Bodenmais in den kommenden Monaten intensiv Gedanken machen.

− tw