Im Rahmen eines festlichen Abendessens im Restaurant der Firma Penzkofer hat der Rotary-Club Bayerwald-Zwiesel am Montag den Rotary Respect Award 2023 verliehen. Ausgezeichnet wurde die „Pfadfinder AG“, in der Heilpädagogin Lucia Ortbauer und Sonderschullehrerin Katrin Kuchler von der Schule am Weinberg in Regen förderbedürftige Kinder unterstützen und betreuen. Dies geschieht einmal in der Woche in Rohrmünzmühle bei Grafling, wo die Zweitklässler beim Spiel in der Natur und im Umgang mit Tieren Gemeinschaft erleben.
Rund 70 Mitglieder und Gäste des Clubs aus allen Ecken des Landkreises hatten trotz Schneetreibens den Weg ins Gewerbegebiet Metten gefunden, um bei der Zeremonie dabei zu sein. Unter ihnen waren auch alle Preisträger des seit 2015 vergebenen Respect Awards. Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch die Familienmusik Weiderer unter Leitung von Walter Weiderer aus Regen.
Rotary-Präsident Franz Birnbeck (Papier-Langer, Teisnach) hieß in seiner Begrüßung besonders den Regener Bürgermeister Andreas Kroner und Vertreter der befreundeten Rotary Clubs Vilshofen und Deggendorf willkommen. Der Rotary Respect Award, international 1932 eingeführt, sei sichtbare Anerkennung für Menschen, die durch vorbildliches Handeln das Gemeinwohl fördern und positive Veränderungen herbeiführen und diesem Beispiel folge seit 2015 auch der RC Bayerwald-Zwiesel, sagte Birnbeck.
Die Laudatio für die Pfadfinder AG hielt Rechtsanwalt Dr. Karl Rabl (Viechtach), der fundiert und humorvoll Weise die Leistung der Preisträgerinnen würdigte. „Willst du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben!“ habe Wilhelm Busch gedichtet, aber dieses Zitat treffe auf Lucia Ortbauer und Katrin Kuchler nicht zu, meinte Karl Rabl. Und „weil die beiden Frauen ohne Kinder nicht sein können“, hätten sie in der Rohrmünzmühle, in die Lucia Ortbauer eingeheiratet hat, ein bereits mehrfach prämiertes Projekt geschaffen.
Nach dem Konzept der AG solle Schule den jungen Menschen auch „Raum geben, sich zu entdecken und sich den Herausforderungen zu stellen“, erläuterte Rabl. Dies sei für Kinder von der Schule am Weinberg, die oft in schwierigen Familienverhältnissen leben würden, besonders wichtig. So werden seit 2019 jeden Mittwoch acht bis zwölf Zweitklässler mit dem Bus von Regen zur Rohrmünzmühle gebracht. Nach dem gemeinsamen Kochen und Essen geht es dann hinaus ins Freie, zu den Tieren (Pferde, Hühner, Kaninchen) und in den Garten, um beim Pflanzen und Ernten den Wandel der Jahresszeiten zu erfahren. Und am Ende eines Jahres steht die Auszeichnung zum „Pfadfinder“ – aber erst, wenn man beispielsweise drei Bäume und drei Tierspuren kennt, Feuer machen und löschen und ein Mittagessen zubereiten kann.
Wissenschaftliche Erkenntnisse wie „Ohne Bindung keine Bildung“ und „Lernen funktioniert am besten über Beziehungen“ würden Ortbauer und Kuchler mit ihrer AG nachhaltig verwirklichen, betonte der Laudator. Entsprechend der Aussage der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren „Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln“ würden die beiden Lehrerinnen ihre Schüler mit Empathie fordern und fördern und diese Arbeit sei den Preis des Rotary Clubs wert, schloss Karl Rabl.
2020 hatte die AG einen von zehn Bundespreisen des Discounters Penny, einen „Förderpenny“ in fünfstelliger Euro-Höhe erhalten, damit konnte der Gruppenraum mit Küche und Sanitärbereich in der Rohrmünzmühle eingerichtet werden. 2021 wurde das Projekt mit dem niederbayerischen Integrationspreis und mit dem Publikumspreis von „Verein(t) für gute Kita und Schule“ belohnt.
Präsident Franz Birnbeck überreichte den Award, der in diesem Jahr erstmals mit einem großen Glaspokal aus dem Glasdorf Weinfurtner verbunden ist.
− hl
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