Vier Jahre, und damit doppelt so lange wie normalerweise, mussten Mittelalterfans im Landkreis warten, nun ist es wieder soweit: Vom 16. bis zum 18. Juni findet an der Burgruine Weißenstein wieder das Ritterspektakel statt. Drei Tage lang können Besucher dann über den Markt schlendern und über 500 Ritter, Handwerker, Mägde oder Knechte bei ihrem mittelalterlichen Leben auf dem Lagerplatz erleben.
„Die Vorfreude ist sehr groß“, sagt Boris Radlinger, 1. Vorsitzender der Freunde der Burganlage Weißenstein, die das Ritterspektakel ausrichten. Für ihn ist es das erste Mal, dass er hauptverantwortlich für die Organisation des Spektakels ist. Unterstützung bekommt er dabei von Josef Niedermeier, 2. Vorsitzender sowie Gründungsmitglied des Vereins und zuvor als langjähriger 1. Vorsitzender hauptverantwortlich für die Organisation. Da die Planung so komplex sei, sagt Radlinger, sei er froh, auf diesen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen zu können. Vor allem, da er nur nebenberuflich an der Organisation arbeiten kann.
Tagsüber ist Radlinger als Abteilungsleiter bei Noventi Healthcare in Viechtach tätig. „Neben dem Hauptberuf die Zeit fürs Ritterspektakel zu finden, ist schon herausfordernd“, sagt Radlinger über die aktuelle Doppelbelastung. Erst abends kann er sich wieder um die Vorbereitungen kümmern – teilweise bis tief in die Nacht oder sogar bis in die frühen Morgenstunden hinein. Die große Vorfreude gleiche das aber wieder aus, will Radlinger überhaupt nicht klagen: „Das entschädigt für die harte Arbeit.“
Die Planungen für das diesjährige Spektakel sind tatsächlich schon vor einem Dreivierteljahr gestartet. „Zuerst mussten wir uns die Zusage der Grundstückseigentümer holen“, erklärt Niedermeier, dann galt es die Musiker und Gaukler sowie die Fieranten für den Mittelaltermarkt anzufragen. Auch die Rittergruppen für den Lagerplatz mussten angefragt werden, aber die seien schnell dabei gewesen, sagt Niedermeier, da das Ritterspektakel Weißenstein mittlerweile ein Geheimtipp in der Mittelalterszene sei.
Über 30 Gruppen werden am übernächsten Wochenende dann an der Burgruine ihr Lager aufschlagen. Die Lagerer kommen dabei nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Österreich und Tschechien. Auch jetzt, wenige Tage vor dem Start des Ritterspektakels, erhalten Radlinger und Niedermeier immer noch Bewerbungen von Gruppen, die Teil des Mittelalterleben auf dem Lagerplatz sein wollen. „Wir sind aber komplett voll“, muss Niedermeier die Bewerbungen mittlerweile ablehnen.
Auch die neue und detaillierter Planung des Lagerplatzes, die Radlinger erstmalig digital vorgenommen hat, lässt keinen Platz für weitere Zelte zu, auch wenn Radlinger durch den neuen Plan die Zelte einfach hin- und herschieben kann. Früher habe er den Plan noch mit dem Microsoft Programm Paint gemacht, lacht Niedermeier bei der Erklärung.
Die weiteste Anreise zum Ritterspektakel hat aber keine der Lagergruppen, sondern muss von zwei Fieranten zurückgelegt werden: Der Bogenbauer kommt aus Ungarn, ein Händler von Küchenzubehör aus Holz kommt aus der Slowakei. Als weitere Händler werden unter anderem Schuhmacher, Zinngießer, Lederer und Schneider ihre Handwerkskunst vorführen, zählt Niedermeier auf. Ein besonderes Highlight sei zudem der Waffenschmied, der mit seiner eigenen Schmiede komme.
Aber auch an Programm erwartet die Besucher am Mittelalterwochenende einiges. Die vereinseigene Tanzgruppe der Burgfreunde Weißenstein, die Amici Castelli, wird genauso auftreten wie eine Bauchtänzergruppe. Erstmalig ist dieses Jahr auch Hexe Roxana dabei und bietet eine Show aus Artistik, Comedy und Mystik. Musikalisch wird es bei den Auftritten von Svend von den Goselagern oder der Musikgruppe Eichelheer. Ganz besonders freuen dürfen sich die Besucher am Samstag und Sonntag auch dieses Jahr wieder auf die großen Festzüge, bei denen alle Lagergruppen und Schausteller zusammen in Weißenstein einziehen. Anschließend findet dann die „Schlacht um Weißenstein“ statt. „Das ist ganz klar wieder das Highlight des Wochenendes“, freut sich Radlinger.
Das soll auch möglichst wieder jeder genießen können. Trotz gestiegener Kosten in der Organisation und Vorbereitung kostet das Drei-Tages-Ticket weiterhin fünf Euro, für Kinder unter 14 Jahren ist der Eintritt frei. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, den Eintritt gegen die Tendenz nicht zu erhöhen“, erklärt Niedermeier. „So soll allen Menschen und Kindern weiter ermöglicht werden, das Ritterspektakel zu besuchen, auch wenn gerade vielleicht etwas weniger Geld vorhanden ist.“ Deswegen sei auch der Bierpreis für das eigens von der Brauerei Falter gebraute Ritterspektakelbier nicht erhöht worden.
Gerne wären auch Radlinger und Niedermeier in ihren Rüstungen der Ritterschaft zu Drachenstein beim Spektakel dabei, würden sich unters Mittelaltervolk mischen und an der Schlacht teilnehmen, doch die Organisationsarbeiten lassen es nicht zu. „35 Kilogramm an Rüstung sind mir dafür zu viel“, sagt Niedermeier. Und so werden es statt Kettenhemd und Schwert eher Tunica und Hemd, wie Radlinger erklärt.
− skr
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