Rinchnach
Neue Nistkästen für Dohlen im Kirchturm

Im Turm der Rinchnacher Pfarrkirche wurden sechs neue Dohlennistkästen installiert

07.02.2021 | Stand 07.02.2021, 17:35 Uhr

Martin Graf vom Landratsamt beim Anbringen der Dohlennistkästen im Rinchnacher Kirchturm. Sie sind geschützt platziert, zugleich ist sichergestellt, dass die Vögel nicht ins Innere des Turmes eindringen können. −Fotos: Kronschnabl/Graf

Um den Dohlenbestand in Rinchnach erhalten zu können, sind vom Landratsamt mit Unterstützung des Naturparks Bayerischer Wald und des Staatsforstbetriebs Bodenmais Nistkästen am Kirchturm aufgehängt worden. Diese Kästen wurden so befestigt, dass die Dohlen nicht in den Kirchturm selbst hineinfliegen können.

Schon seit längerem sieht man rund um die Kirche eine Gruppe von schwarz-grauen Rabenvögeln, denen die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer anscheinend sehr gut gefällt. Dabei handelt es sich um Dohlen, etwa taubengroße Singvögel, die bekannt für ihre bedingungslose Treue zu ihrem Lebenspartner sind.

Auch wenn die Dohle als sogenannter Kulturfolger früher sogar vom Menschen profitiert hat, geht der Dohlenbestand in Bayern immer mehr zurück. Seit 1999 ist er um etwa die Hälfte geschrumpft und in Teilen Ostbayerns gar bedroht, so meldet es der Landesbund für Vogelschutz.

Gefragt: Höhlenbäume und alte Bauwerke

Die Gründe dafür sind vielfältig. Vor allem die Intensivierung der Forstwirtschaft sorgte für ein Verschwinden von Brutmöglichkeiten. Die oftmals intensiv genutzten Agrarlandschaften sorgen zusätzlich für Nahrungsmangel. Dass die Höhlenbrüter im Wald immer weniger Brutnischen finden, führte bereits vor langer Zeit dazu, dass sich Dohlen gerne in alten Bauwerken einnisten. Beispielsweise durch Kirchensanierungen wurde aber auch dieser Lebensraum immer knapper.

Am Rinchnacher Kirchturm wurden aus diesem Grund schon vor Jahren vier Dohlennistkästen angebracht. Damit zumindest die momentane Population erhalten bleiben kann, wurden jetzt sechs weitere Nistkästen installiert. In den Turm hinein können die Dohlen allerdings nicht. Durch ein bereits vorhandenes Gitter ist der Weg zum Inneren des Turmes versperrt. Nur der direkte Zugang zu den Kästen über das Einflugloch steht den Dohlen offen.

Organisiert wurde die Aktion vom Biodiversitätsberater Martin Graf von der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt. "Man hätte durchaus noch mehr Nistkästen anbringen können. Ziel ist aber lediglich, die momentane Population in ihrer stabilen Größe zu erhalten", sagt er. "Bei zu vielen Nistkästen könnte gar eine ungewollte Konkurrenzsituation entstehen, indem man weitere Dohlen aus dem Umland anzieht, die dann alle im Rinchnacher Kirchturm brüten wollen. Für einen stabilen Dohlenbestand wollen wir lieber weitere Nistkastenstandorte in der Umgebung von Rinchnach finden", erklärt Graf.

Erkundungsflüge zur Burgruine Weißenstein

In Frage käme hier beispielsweise die Burgruine Weißenstein. "Dort sind neuerdings erstmals seit langer Zeit wieder Dohlen zu sehen", berichtet Graf. Sie könnten aus Rinchnach zugewandert sein und halten wahrscheinlich nach Brutplätzen Ausschau.

Möglich gemacht hat die Rinchnacher Hilfsaktion Paul Hilgart, Leiter der Lehrwerkstatt beim Forstbetrieb Bodenmais. Hilgart und seine Lehrlinge haben bereits in der Vergangenheit Nistkästen gebaut und waren auch diesen Winter wieder fleißig am Bauen. "Dank Paul Hilgart und dem Forstbetrieb können wir immer wieder unbürokratisch und für uns kostenlos Nistkästen beziehen", freut sich Martin Graf.

Genauso wichtig war die Unterstützung der Naturpark-Rangerin Carina Kronschnabl. Auch sie war an der Organisation der Aktion beteiligt, hat beispielsweise das nötige Werkzeug besorgt und beim Anbringen der Kästen mitgeholfen. "Der starke Rückgang vieler heimischer Arten stimmt mich nachdenklich", sagt Carina Kronschnabl, "und ich freue mich immer sehr über die Möglichkeit, eine Art durch gezielte Schutzmaßnahmen zu unterstützen. Ich hoffe, dass wir so dazu beitragen konnten, auf Dauer einen stabilen Bestand dieser geselligen und gescheiten Rabenvögel im Bayerischen Wald zu erhalten".

Dank der Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure konnte so den "Unglücksraben" geholfen werden. Diesen unrühmlichen Beinamen hat die Dohle übrigens zu Unrecht, finden die Beteiligten. "Für den Menschen kann sie als biologischer Schädlingsbekämpfer nämlich durchaus nützlich sein", meint Martin Graf. Die Nahrung der Dohlen besteht neben Obst unter anderem aus Insekten, Würmern und Schnecken. Unglück hat die Dohle nur selber, da sie immer mehr auf die Unterstützung durch Menschen angewiesen ist.

− bb