Regen
KinderKulturTage: Jubiläum mit Corona-Hindernissen

26.06.2020 | Stand 26.06.2020, 16:45 Uhr

Sonja Petersamer, Roland Pongratz und Esel Beppo stellen das Programm der Kinderkulturtage 2020 vor. −Foto: Privat

Zum 20. Mal gehen ab Dienstag, 7. Juli, im Niederbayerischen Landwirtschaftsmuseum die "Regener KinderKulturTage" über die Bühne. Das Programm ist bunt und erstklassig wie immer und trotzdem steht schon jetzt fest, dass es kein Jahr mit Rekordbesuch werden wird. "Das ist auch gar nicht so schlimm!", verrät Organisator Roland Pongratz im Gespräch mit dem Bayerwald-Boten.

Die "Regener KinderKulturTage" finden heuer zum 20. Mal statt. Können Sie sich an die erste Auflage noch erinnern?
Pongratz: Ja, das war 2001. Die allererste Veranstaltung fand im Saal der Musikwerkstatt im ehemaligen Telekom-Gebäude statt, weil Conny Heindl, Josef Schmidt und Stefan Urlbauer für ihre spannende musikalische Geschichte "Fidelgei, Bratsch & Co" einen Flügel brauchten und den gab’s in Regen nur dort. Die drei Protagonisten hatten sich den Ensemblenamen "Musiktheater Heischmurl" gegeben und die Veranstaltungen waren ein voller Erfolg. Weitere bestens besuchte Theater- und Musikaufführungen für Kinder fanden dann im ersten Jahr im Landwirtschaftsmuseum, im Pfarrsaal, in der Stadtbücherei und in der Turnhalle der Zentralschule statt.


Das hat sich ja massiv geändert, seit vielen Jahren gibt es nur noch einen Spielort, das Niederbayerische Landwirtschaftsmuseum. Warum eigentlich?
Pongratz: Wir haben schnell festgestellt, dass es ein ungeheurer Aufwand ist, die verschiedensten Spielstätten immer wieder aufs Neue theatertauglich zu bekommen. Es soll eine große Bühne geben, der Raum muss verdunkelbar, Ton- und Lichttechnik sollte es geben und natürlich sollte genug Platz für die vielen kleinen und großen Gäste sein. Seit dem dritten Jahr der KinderKulturTage, also seit 2003, präsentieren wir deshalb die Veranstaltungen nur noch in der Traktorenhalle des Landwirtschaftsmuseums. Uns geht es ja im Kern darum für unser junges Publikum ein tolles Kulturerlebnis auf die Beine zu stellen. Das soll nicht improvisiert wirken, sondern professionell. Da müssen nicht nur gute Akteure auf der Bühne stehen, sondern bereits das Betreten des Theatersaals muss einen gewissen Aha-Effekt erzeugen. Die Kinder sollen nicht nur bestens unterhalten werden, sondern sie sollen mit einem guten Gefühl nach Hause gehen und daheim sagen "Kultur, Musik, Theater sind super!". Wir wollen hier erst gar keine Berührungsängste mit Kunst und Kultur aufkommen lassen, sondern eine Saat ausbringen, die ein Leben lang hält. Wir versuchen quasi das Konzertpublikum für morgen "anzufüttern".


Wer ist eigentlich "wir"?
Pongratz: "Wir" ist in erster Linie die Katholische Erwachsenenbildung im Lkr. Regen e. V. (KEB), die ja seit Jahrzehnten eine Konzertreihe im Landkreis etabliert hat und unter deren Dach auch die "Regener KinderKulturTage" abgewickelt werden. Dank finanzieller Unterstützung durch den Landkreis Regen bzw. die Stadt Regen kann sichergestellt werden, dass die Eintrittspreise moderat gestaltet werden können: für 6 EUR sind hier professionelle Künstler und Produktionen zu erleben. Ja und ansonsten stemmen wir die Veranstaltungen eigentlich im "Familienbetrieb": Meine Frau, Sonja Petersamer, übernimmt die Auswahl und Kontaktaufnahme zu den Künstlern, ich kümmere mich um die Werbung, Auf- und Abbau der Bühne, Durchführung der Auftritte und Künstlerbetreuung vor Ort, meine Eltern und Kinder kümmern sich um die Kasse und Einlasskontrolle und wickeln zusammen mit der Touristinfo den Vorverkauf ab. Alles ehrenamtlich, versteht sich. Da kommen schon ein paar Stunden zusammen, aber wir machen das wirklich gerne. Bei den Vorstellungen amüsieren wir uns mindestens so wie die Kinder. Ich habe in den letzten Tagen mal nachgeschaut: Wenn wir die heurige Spielzeit abgeschlossen haben, dann haben wir genau 165 Veranstaltungen im Rahmen der "Regener KinderKulturTage" abgewickelt. Das ist schon ein Hauseck.


Und ausgerechnet im Jubiläumsjahr trifft die Corona-Pandemie die KinderKulturTage. Was für Auswirkungen hat das?
Pongratz: Es gab ein ganz langes Hoffen und Bangen, ob die KinderKulturTage heuer wirklich durchgeführt werden können. Es sah lange richtig schlecht aus. Aber wir haben die Absage in Absprache mit den Künstlern soweit hinausgeschoben, wie es nur irgendwie vertretbar war … und tatsächlich haben wir Glück gehabt. Kulturveranstaltungen – natürlich in kleinerem Rahmen und mit Auflagen – sind wieder erlaubt. Ob aber wie sonst bis zu 250 Kinder oder wie heuer 50 im Besucherraum sitzen, ist nicht entscheidend, das Wichtigste ist, dass sie ein unvergessliches Erlebnis haben. Ich bin mir sicher, dass die Schauspieler und Strippenzieher hinter den Marionetten ihr Handwerk so gut verstehen, dass der Theatersaal auch in diesem Jahr schnell zur überkochenden Arena wird, in der die großen und kleinen Besucher aufmerksam und gebannt das Geschehen auf der Bühne verfolgen.
Wahrscheinlich werden vormittags kaum Schulklassen kommen, weil die Grundschüler ja den versäumten Unterrichtsstoff nachholen müssen, wobei ja ein Konzert- oder Theaterbesuch durchaus auch zur Bildung und zur Erziehung gehört oder gehören sollte. Wir hoffen halt, dass die Grundschüler dann mit ihren Eltern verstärkt das Angebot der Nachmittagsvorstellungen wahrnehmen. Kindergartengruppen – auch von auswärts – haben sich schon einige nach dem Programm erkundigt und angemeldet. Das freut mich wirklich sehr, für die Künstler, für die Kinder und für unser kleines Organisationsteam natürlich auch!


Gibt es Einschränkungen für die Besucher?
Pongratz: Naja, wie gesagt, es können wesentlich weniger Kinder und Erwachsene teilnehmen. Die Bestuhlung wird ganz locker sein, damit wir den Abstand von 1,5m einhalten können. Natürlich können aber Familienmitglieder zusammensitzen und auch die Kindergartengruppen können beisammen bleiben. Kinder bis zu ihrem 6. Geburtstag müssen keine Nase-Mund-Maske tragen, aber ältere Kinder und Erwachsene müssen die Maske aufhaben, bis sie auf ihrem Stuhl Platz genommen haben – während der Vorstellung dürfen alle die Maske abnehmen. Gott sei Dank – so steht einem uneingeschränkten Kulturgenuss nichts im Weg! Wir müssen die Namen und Telefonnummern bzw. eMail-Adresse der Besucher erfassen, damit im Falle eines Falles eine schnelle Nachverfolgung möglich wäre. Und auch für die Akteure auf der Bühne gibt es einige Maßnahmen und Vorschriften zu beachten, aber die können das umsetzen, das sind schließlich Profis.


Wenn weniger Besucher teilnehmen können, müssen sie dann mit einem Defizit rechnen?
Pongratz: Ja, wir gehen von einem Defizit aus. Wir versuchen das aber abzumildern, in dem wir alle daran beteiligen: Die Künstler verzichten auf Teile ihres Honorars und für die Besucher gibt es heuer keine Rabatte, Abovergünstigungen oder Gruppenermäßigungen. Wir haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten sehr gut gewirtschaftet und sind drum jetzt in der Lage einen Teil des Defizits aufzufangen. Und unsere Partner werden uns sicher auch nicht hängen lassen. Die Kinder und ihre leuchtenden Augen – gerade nach diesen schwierigen Lockdown-Wochen – sind sowohl den zusätzlichen Organisationsaufwand als auch den Finanzmitteleinsatz wert!


Was steht denn dann im Jubiläumsjahr auf dem Programm?
Pongratz: Der Spielplan verspricht allerbeste Unterhaltung für Kindsköpfe jeden Alters: Am Dienstag, 7. Juli, gibt das "Figurentheater Pantaleon" aus München den Figuren- und Theaterspaß "Wenn Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen" nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Kathrin Schärer nach Regen. Mit dem Stück "Der Räuber Hotzenplotz" lässt das "Theater Fritz und Freunde" aus Augsburg am Donnerstag, 9. Juli in einer witzigen und liebenswerten Inszenierung mit fünf Schauspielern den Klassiker von Otfried Preußler rund um Großmutters Kaffeemühle lebendig werden. "Am Samstag kam das Sams zurück" steht am Montag, 13. Juli auf dem Programmzettel, wenn das "Theater KnuTh" aus Holzheim mit seinen filigranen Marionetten das Podium in der Traktorenhalle erklimmt, um die fantastische Geschichte aus der Feder von Paul Maar in Szene zu setzen. Den Abschluss bestreitet dann am Mittwoch, 15. Juli das "Theater Con Cuore" aus Schlitz, das für kleine und große Besucher mit einem wahren Theater- und Figurenspektakel die Geschichte "Tigerwild!" nach Motiven von Peter Browns "Herr Tiger wird wild" auf die Bühne bringt.


Wie entsteht eigentlich so ein Programm?
Pongratz: Durch das Offenhalten von Augen und Ohren! Wir sind praktisch immer auf der Suche nach interessanten Ensembles, professionellen Inszenierungen, tollen Büchern. Manchmal suchen wir ganz gezielt, manchmal lassen wir uns von zufälligen Suchergebnissen im Web inspirieren, manchmal bieten Agenturen oder Künstler selbst ihr Produktionen an. Und dann besuchen wir natürlich auch ganz viele Stücke, im Urlaub, auf Kulturmessen oder irgendwo in Bayern, wenn wir davon Wind bekommen, dass was besonders gut sein soll. Die Mischung aus Erfahrung und Lust am Suchen ist da sehr hilfreich. Obendrein konnten wir es uns bewahren im richtigen Moment auch ein wenig kindisch zu sein! (lacht)


Und was wünschen Sie sich zum 20. Geburtstag der KinderkulturTage?
Pongratz: Ausverkaufte unfallfreie Vorstellungen, viele begeisterte Kinder und ihre Eltern und das die unzähligen Künstler trotz aller Corona-Einschränkungen bis ins nächste Jahr durchhalten und wir sie dann wieder in ungezwungener Atmosphäre in Regen begrüßen können!

Die Kinderkulturtage...beginnen in diesem Jahr am Dienstag, 7. Juli, und finden wieder an vier Tagen statt. Die einzelnen Veranstaltungen, jeweils um 10 und 15 Uhr, dauern jeweils knapp 60 Minuten und sind in der Regel für Kinder ab vier Jahren geeignet. Karten und Programmflyer sind bei der Tourist-Information Regen unter ✆09921/604452 erhältlich. Weitere Infos: www.konzert-erlebnisse-bayerwald.de.