Landratsamt informiert
Corona und die Psyche: Beratungsangebote im Landkreis Regen

11.05.2021 | Stand 21.09.2023, 22:39 Uhr

Matthias Wagner, Sozialpädagoge am Gesundheitsamt Regen, berät aktuell per Telefon und Online. −Foto: Walter/Landkreis Regen

Die Corona-Pandemie kann sich auch auf die Psyche auswirken. Das Landratsamt Regen informiert daher in einer Pressemitteilung, welche Beratungsangebote es im Landkreis gibt.

"Mittlerweile brechen gerade auch stabile Menschen ein, weil Corona einen Dauerstress verursacht", berichtet Landrätin Rita Röhrl, die sich in ihrer Funktion als weitere Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten auch immer wieder mit Beratungsstellen austauscht. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes am Landratsamt Regen, die seit Monaten an der Corona-Hotline dafür da sind, medizinische, rechtliche und psychosoziale Fragen der Bevölkerung zu beantworten, stellen übereinstimmend fest: "Ein Jahr Corona hinterlässt seine Spuren, die Beratung verunsicherter Menschen ist zur Hauptaufgabe geworden."

Doch wo gibt es Hilfe, wenn man psychisch oder seelisch nicht mehr kann? "Erstmal ist es wichtig zu unterscheiden, welche Hilfe man braucht", sagt Natalie Walter von der Gesundheitsregion plus Arberland. "Es gibt Beratungsstellen, Seelsorge oder therapeutische und diagnostische Angebote im Landkreis Regen für Erwachsene und für Kinder und Jugendliche."

Beratungsstellen

Zu einer Beratungsstelle kann man kostenfrei und anonym gehen, ohne dass eine ärztliche Diagnose notwendig ist. Aktuell bieten sie telefonische oder manchmal auch Onlineberatung an, kontaktieren sollte man per E-Mail oder Anruf. "Manchmal kommt das Leben ganz schön durcheinander. Es stellt dann keine Schwäche dar, sich Hilfe zu suchen. Eine Beratung, der professionelle Blick von außen, kann oft helfen, sich neuen Situationen besser anzupassen", sagt die Sozialpädagogin Julia Hofmann. Eine Beratungsstelle oder die Seelsorge sollten laut Landratsamt die ersten Anlaufstellen sein, wenn man ausgebrannt ist, Stress empfindet, es einem nicht mehr gut geht.

Die Beratungsstellen können dann auch gezielt weitervermitteln oder Empfehlungen aussprechen. Im Landkreis gibt es für Erwachsene und Kinder zahlreiche Beratungsangebote. "An das Gesundheitsamt Regen kann sich jeder wenden, sowohl mit allgemeinen Fragen als auch für psychische oder seelische Beratung, egal in welchem Alter oder in welchem Bereich, anonym und kostenfrei", so Dr. Carolin Müller, Abteilungsleiterin des Gesundheitsamts Regen.

Hier gibt es drei ausgebildete Fachkräfte, die die Psychosoziale Beratung übernehmen: Matthias Wagner, ✆09921/601439, Judith Uhrmann, ✆09921/601442, und Julia Hofmann, ✆09921/601295. Niedrigschwellige Hilfe gibt es auch bei der Sozialberatung der Caritas, zu erreichen in Regen unter ✆09921/94620 und Viechtach unter ✆09942/94880. Der Sozialpsychiatrische Dienst des Bayerischen Roten Kreuzes Regen kann ebenso unter ✆09921/944630 kontaktiert werden. Diese drei Stellen beraten zu allgemeinen Fragen, Konflikten, psychischen Problemen, Erkrankungen, helfen bei Anträgen und in schweren Lebenssituationen. Neben diesen Beratungsstellen kann man sich auch an die Seelsorger der katholischen oder evangelischen Kirche wenden.

Spezialisierte Beratungsstellen

"Im Landkreis haben wir auch spezialisierte Beratungsstellen für Erwachsene", so Walter weiter. "Es gibt bei finanziellen Schwierigkeiten die Schuldnerberatung der Caritas Regen, bei Fragen oder Hilfe zu Sucht die Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle (Sucht) ebenfalls bei der Caritas Regen, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Passau am Standort in Regen bei Konflikten oder Schwierigkeiten in der Familie oder im Umfeld, die Schwangerschaftsberatung beim Gesundheitsamt Regen und bei Pro Familia, den Sozialdienst an den Arberlandkliniken für Angehörige und Erkrankte, die hier gerade stationär waren oder sind und den Hospizverein Zwiesel-Regen e.V., der für Sterbende, Angehörige und Trauernde Ansprechpartner im ganzen Landkreis ist."

Psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung

"Manchmal reicht aber Beratung nicht aus", so Matthias Wagner von der psychosozialen Arbeitsgemeinschaft am Gesundheitsamt Regen. "Mittlerweile haben wir im Landkreis Regen ein gutes Versorgungssystem im Bereich der psychiatrischen und psychotherapeutischen Unterstützung. Für beide Bereiche ist die Krankenversicherungskarte, sowie eine medizinische Indikation notwendig", so Wagner, "und es gibt durchaus Wartezeiten."

Je nach Diagnose übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten der Therapie. Eine Überweisung ist nicht notwendig. In den wöchentlichen Sprechstunden der Psychotherapeuten können bereits akute Probleme gelöst werden, um die längeren Wartezeiten zu überbrücken, so das Landratsamt.

Liegt eine Erkrankung vor, kann man ein therapeutisches Angebot in Anspruch nehmen. Bei diesen Krankheitsbildern ist eine ambulante Psychotherapie möglich: Depressionen, Angststörungen und Zwangsstörungen, Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen und Verhaltensstörungen, seelische Krankheit aufgrund von frühkindlicher emotionaler Mangelzustände, tiefgreifender Entwicklungsstörungen oder chronischer Erkrankungen, schizophrener und affektiver psychotischer Störungen.

Ansprechpartner in der Region

Für eine nicht stationäre Diagnostik und Therapie sind folgende vier Ärzte (ärztliche Psychotherapie) im Landkreis Ansprechpartner: Dr. Manfred Schappler in Bodenmais, Dr. Andrea Pinker in Frauenau, Dr. Werner Egid in Regen, Dr. Günther Seidl in Ruhmannsfelden und folgende zwei psychotherapeutisch tätige Ärzte Alfons Hackl in Zwiesel und Richard Stegbauer in Viechtach.

Eine ambulante Psychotherapie ist für Erwachsene auch bei den zwölf Psychologischen Psychotherapeuten im Landkreis möglich: Ursula Franke-Wölfl in Bodenmais, Doris Ludwig in Frauenau, Eva Paternoster in Lindberg, Johanna Arneth-Graf in Regen, Kerstin Grau in Regen, Sonja Hofer in Regen, Daria Jeke-Matas in Regen, Marian Wanner in Regen, Ines Kaiser-Heipertz in Ruhmannsfelden, Dr. Thorsten Piendl in Ruhmannsfelden, Astrid Dallüge in Zwiesel, Dr. Esther Sinsel in Zwiesel.

Psychiatrische Versorgung leisten Janette Schlenk in Regen, Dr. Lucie Becker in Viechtach, am MVZ Arberland Dr. Marion Brüsch in Regen und Dr. Eva Katzendobler in Viechtach und die Institutsambulanz des BKH Landshut KJP an der Außenstelle Zwiesel.

Notfälle und akute Krisen

Bei akuten psychischen Situationen, die sofortige Hilfe benötigen, kann seit 1. März der Krisendienst Niederbayern in der Zeit zwischen 8 und 22 Uhr unter ✆0800/6553000 erreicht werden. Ab Mitte des Jahres ist dieser dann auch 24 Stunden am Tag zu erreichen.

Nicht zu vergessen sind auch die kostenlosen bundesweiten Angebote wie die Nummer gegen Kummer unter ✆0800/1110550 oder die evangelische Telefonseelsorge unter ✆0800/1110111 oder die katholische unter ✆0800/1110222. Selbstzahler können auch Angebote anderer Berufsgruppen (zum Beispiel Heilpraktiker für Psychotherapie) in Anspruch nehmen.

Kinder und Jugendliche

Gerade Kinder und Jugendliche leiden unter der aktuellen Lage. Viele reagieren mit Stressreaktionen wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Antriebslosigkeit, Ängsten und Verhaltensauffälligkeiten, so das Landratsamt. Erste Anlaufstelle im Landkreis kann die Erziehung-, Jugend- und Familienberatung der Caritas Regen sein. Die Berater haben ein offenes Ohr, sowohl für die Kinder und Jugendlichen als auch für die Eltern. "Denn Corona ist schon ein massiver Stresstest für die Familie", so Sonja Sterl, Einrichtungsleiterin bei der Caritas.

Neben den Stellen im Landkreis gibt es überörtlich das Kinderkummertelefon unter ✆0800/1110333 und Informationen und Hilfe unter www.corona-und-du.info.

− pnp