Ab Sonntag zu sehen
Neue Ausstellungen im Glasmuseum Frauenau: Alltagsglas im Blickpunkt

24.01.2025 |

Die Ausstellung „Form Farbe Funktion“ gibt einen Einblick in den gläsernen Alltag vergangener Jahrhunderte, hier ein so genannter Schnapshund, ein Scherzgefäß aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. − Foto: Schaich

Meistens drehen sich die Ausstellungen im Glasmuseum Frauenau um die Glaskunst. Dieses Mal stehen aber Gläser im Zentrum, die einst den Alltag der Menschen bestimmten.

Unter dem Titel „Form Farbe Funktion“ ist ab Sonntag, 26. Januar, so genanntes Formglas zu sehen, während im „Kabinett“ Glas aus der Krystallglasfabrik Gistl präsentiert wird. Formglas – das ist in der Fachsprache die Bezeichnung für historisches Gebrauchsglas. Geübte Hände können dem Material die unterschiedlichsten Formen geben, so dass es für die verschiedensten Zwecke verwendet werden kann. Doch beschränkte man sich nicht darauf, rein funktionale Gläser zu schaffen. Im Laufe der Zeit wurde dem Zusammenspiel von Form und Ästhetik immer mehr Beachtung geschenkt.

Schon seit Jahrzehnten übt das Formglas auf Birgit und Dieter Schaich aus München eine besondere Faszination aus. Mit der mittlerweile dritten Ausstellung geben sie einen Einblick in die Welt des Gebrauchsglases aus dem 11. bis 19. Jahrhundert. Gläserne Exponate aus Haushalt, Alchemie und Pharmazie und anderen Bereichen sind zu entdecken.

Schau erinnert an Eröffnung der Gistl-Hütte vor 100 Jahren



Auch der Glasfabrikant Isidor Gistl (1868 – 1950) hatte die Produktion auf Gebrauchsglas ausgerichtet. Ein Unternehmen hatte er bereits 1906 gegründet. Die eigene Glasfabrik eröffnete er vor 100 Jahren. Im Mai 1925 nahm die Krystallglasfabrik Frauenau I. Gistl, die damals zu den modernsten in Europa gehörte, die Produktion auf.

Die Ära Isidor Gistl endete mit seinem überraschenden Tod am 25. März 1950. Seine Witwe und Alleinerbin Pauline Gistl (1882-1959) führte den Betrieb verantwortungsvoll weiter. Ihr Erbe trat die Familie Meißner an. 1970 übernahm die Kristallglasfabrik Spiegelau das Unternehmen. 2018 stellte Riedel Glas die Produktion endgültig ein.

„Gistl Glas ist edles Glas“, so lautete der Werbeslogan der Krystallglasfabrik. Davon kann man sich im „Kabinett“ des Glasmuseums überzeugen. Dort gibt es einen Einblick in die überaus abwechslungsreiche Produktpalette der Gistlhütte. Tafelservice, Römer, Vasen, Krüge, Toilettengarnituren in den verschiedensten Formen und Dekoren wurden von Frauenau aus in die ganze Welt geliefert. Das edle Design kam bei den damaligen Kunden gut an und begeistert noch heute.

− sve

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