Am Ehrentag sitzt er im Flieger
Lutz Pfannenstiel wird 50: St. Louis fühlt sich richtig an, aber der Bayerwald fehlt manchmal

12.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:17 Uhr

Erfolgreicher Soccer-League-Manager Lutz Pfannenstiel: Mit Liga-Neuling St. Louis City überrascht er im nordamerikanischen Profifußball. Als Sportdirektor hat der weitgereiste Bayerwäldler den Klub aus dem Boden gestampft. Aktuell liegen die Citizens in der Western Conference auf Platz zwei. −Foto: Imago Images

Bayerwäldler, Fußball-Globetrotter, Sportdirektor: Das ist Lutz Pfannenstiel. An diesem Freitag wird er 50. Ein Geburtstagsinterview über Bayerwald und USA, über Nahtod und übers Immer-wieder- Aufstehen.



Lutz, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Wo und wie verbringen Sie Ihren Ehrentag?
Lutz Pfannenstiel: Vielen Dank, ich verbringe den Tag im Flugzeug und im Hotel. Wir spielen am Samstag bei Chicago Fire, das heißt, heute ist Reisetag.

Ist außerhalb des Tages mal eine Extra-Feier geplant?
Pfannenstiel: Wir feiern nächsten Donnerstag. Geplant ist ein Gartenfest zu Hause. Es werden vielleicht 50 Leute da sein, nichts Großes.

Sie haben die vergangenen 30 Jahre im Profifußball verbracht. Ist das Leben in den USA, der Job in der MLS, nun die bestvorstellbare Situation, in der ein Lutz Pfannenstiel in der Mitte des Lebens stehen kann?
Pfannenstiel: Um das zu beantworten, müsste man die anderen Optionen kennen (lacht). Aber hier zu sein, fühlt sich auf alle Fälle richtig an. Ich kann hier etwas gestalten und dabei aus dem Vollen schöpfen. Es war schon eine reizvolle Aufgabe, einen Verein aus dem Nichts aufzubauen. So eine Chance gibt’s nur einmal im Leben. So gesehen bin ich dankbar, dass ich diese Möglichkeit bekommen habe.


Hier sehen Sie viele Bilder von Pfannenstiels Fußballreise um die Welt




Welche Erfahrungen würden Sie im Rückblick als wegweisend bezeichnen?
Pfannenstiel: Die internationalen Erfahrungen als Spieler waren schon wichtig. Ich konnte mir ein großes Netzwerk aufbauen, verschiedene Kulturen kennenlernen. Aber ich würde sagen, dass die negativen Dinge, wie das Gefängnis in Singapur und die Nahtod-Erfahrung in England, mindestens genauso prägend waren. So was gräbt sich im Kopf ein. Umso mehr willst du dann deine Möglichkeiten nutzen. Und ich denke, ich habe das Beste draus gemacht. Ich hätte mich ja auch auf den Boden werfen und aufgeben können. Das war aber keine Option für mich. Ein Schlüsselerlebnis war dann sicher, dass mich Ernst Tanner nach Hoffenheim geholt hat und ich mich schnell nach oben arbeiten konnte. Und dann die WM 2010 in Südafrika, als ich das erste Mal auf der großen Bühne des Fernsehens arbeiten konnte.

Mit dem von Ihnen gegründeten Global United FC setzen Sie sich seit 14 Jahren aktiv für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung ein. Was läuft da aktuell?
Pfannenstiel: Global United läuft sehr gut. Mit Rainer Hahn habe ich einen verlässlichen Partner an meiner Seite. Er wickelt das Tagesgeschäft sehr professionell ab. Und ich freue mich sehr, dass sich auch Fredi Bobic mit Überzeugung einbringt. Als nächstes stehen die Green Kick Woche in Stellenbosch und ein Benefizspiel im Rahmen der Klimawoche in Amberg an.

Was ist für Sie Heimat?
Pfannenstiel: Je länger ich in der Welt unterwegs bin, umso mehr merke ich, dass der Bayerische Wald doch eine gewisse Oase für mich ist. Dort habe ich noch immer viele Freunde, gute Verbindungen. Ich würde gern mehr Zeit mit meinen Eltern daheim in Zwiesel verbringen.